Fußball Gonzalo Castro und die schwierige Suche nach einem neuen Verein

Stand: 21.10.2021 11:20 Uhr

Vergangene Saison noch Kapitän beim VfB Stuttgart, immer noch topfit, aber momentan vereinslos. Gonzalo Castro spricht mit der Sportschau über die Gründe dafür.

Von Paul Materne

Gonzalo Castro zurück in Leverkusen – das könnte eine so schöne Schlagzeile sein. Das Trikot von Bayer Leverkusen wird er sich wohl nicht mehr überstreifen, aber faktisch falsch ist die Schlagzeile dann doch nicht. Gonzalo Castro ist nämlich mit seiner Familie nach Leverkusen zurückgekehrt und damit dorthin, wo der gebürtige Wuppertaler den größten Teil seiner Karriere verbrachte.

Castro, für den schon seit April klar war, dass sein Vertrag in Stuttgart nicht verlängert wird, hält sich momentan mit einem Personal Trainer fit. Für ihn ist es eine sehr ungewohnte Situation, nicht jedes Wochenende in einem anderem Stadion zu sein. Aber warum hat es bisher noch nicht geklappt mit einem neuen Verein? "Es war noch nicht das dabei, was ich mir vorgestellt habe, was ich machen will, worauf ich vor allem Lust habe", sagt Castro im Interview mit der Sportschau.

Wohl kein Anruf vom FC Barcelona

Lust und auch den Anspruch hat Castro, weiter in der 1. Bundesliga zu spielen. Die 2. Bundesliga schließt der 34-Jährige momentan aus, und auch das Ausland ist keine Option. Der Grund: Seine Tochter geht in Leverkusen in den Kindergarten.

Eine Ausnahme in Sachen Ausland würde Castro nur beim großen FC Barcelona machen. "Ich warte noch, aber ich glaube da wird kein Anruf mehr kommen", sagt Castro und lacht dabei.

Vertrag in Stuttgart lief aus

Und welche Rolle spielen die Finanzen? Bei den bisherigen Gesprächen spielte das Thema Geld für Castro selbst keine große Rolle, doch er merkt, dass dank Corona viele Vereine sehr zurückhaltend sind oder eben sein müssen.

Zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren hat der fünffache Nationalspieler Castro das, als sein Vertrag im April dieses Jahres in Stuttgart nicht verlängert wurde. Die Begründung des Vereins damals: Es fehlen schlicht die finanziellen Mittel. Stattdessen wolle man lieber den vielen Toptalenten eine Chance geben.

Talente statt Erfahrung in der Bundesliga gesucht

Eine Entwicklung, die nicht neu ist im Fußball, sich aber durch Corona und fehlende Zuschauereinnahmen bei den Vereinen nochmal verstärkt zu haben scheint – vielleicht steckt die Hoffnung dahinter, dass die Youngster sich schnell entwickeln und an einen größeren Verein für viel Geld verkauft werden können.

Talente spielen mittlerweile immer früher in der Bundesliga - bestes Beispiel ist Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund, für den sogar die DFL-Statuten geändert wurden, damit er schon mit 16 Jahren auflaufen darf.

Castro kritisiert Druck auf jungen Spielern

Einen Umstand, den Gonzalo Castro durchaus kritisch sieht: "Die Jungs haben schon enorm früh diesen Druck: Ich muss liefern, sonst kommt ein anderer junger hoch. Das ist im Moment sehr, sehr extrem."

Für Castro ist das auch einer der Gründe, warum viele Spieler ihre Karrieren früh beenden. Er glaubt trotzdem weiter daran, dass seine Chance kommt und die Erfahrung von über 400 Bundesligaspielen gefragt ist. Er hofft, dass sich zeitnah eine Tür bei einem Verein öffnet, und meint zum Abschluss: "Vor allem wo jetzt wieder Zuschauer im Stadion sind, ist da immer noch ein sehr großer Reiz da".