Serhou Guirassy nach seine zwei Toren gegen Darmstadt 98
Meinung

Das Phantom des VfB Deshalb ist Serhou Guirassy unverteidigbar

Stand: 23.09.2023 11:25 Uhr

Auch beim 3:1 gegen Darmstadt 98 war Stuttgarts Torjäger Serhou Guirassy der Mann des Tages. "Aus Fünf mach Zehn", nicht nur die phänomenale Trefferquote des VfB-Stürmers beeindruckt SWR-Sportreporter Kersten Eichhorn.

Am Freitagabend hatte ich mir vorgenommen, einen Mann ganz speziell unter die Lupe zu nehmen. Serhou Guirassy vom VfB Stuttgart, den neuen Top-Torjäger der Bundesliga. Warum trifft er zur Zeit, wie er will? Was macht ihn so stark?

Und was soll ich sagen, ich bin noch immer beinahe sprachlos über das, was ich gegen Darmstadt 98 gesehen habe: Einen kompletten Stürmer, der aktuell noch besser ist als ich mir das vorstellen konnte. Die Suche nach dem richtigen Urteil fällt schwer: Überragend? Außergewöhnlich? Phänomenal? Sensationell? In jedem Fall ist der VfB-Torjäger in dieser Form unverteidigbar. Sein Trainer Sebastian Hoeneß sah gegen Darmstadt "die komplette Palette Serhou Guirassy".

Zwei Traumtore gegen Darmstadt

Dazu gehörten vor allem die beiden sehenswerten Treffer der Marke "Tor des Monats": Zunächst ein fulminanter Weitschuß von der Sechzehnmeterlinie unter die Latte zum zwischenzeitlichen 2:1. Und das Beste hatte sich der 27-Jährige für ganz zum Schluss aufgehoben: Ein technisch feiner Lob über Darmstadt-Keeper Schuhen hinweg zum 3:1-Endstand. Wahnsinn.

YouTube-Video von SWR Sport Fußball : "Guirassy ballert VfB zum Sieg und lässt Fans träumen - DEIN VfB #82| SWR Sport"

Es sind aber nicht nur die Tore, die mich tief beeindruckten. Es ist die ganze Art des Mittelstürmer-Spiels, wie es Serhou Guirassy interpretiert. Der schlaksige Angreifer wirkt cool, unaufgeregt, manchmal sogar regelrecht unbeteiligt, ist dabei aber stets Herr des Geschehens. Jeder Meter Laufweg im eigenen Ballbesitz und auch im Pressing ist stimmig, jede Aktion mit und ohne Ball macht Sinn. Von Hektik oder Hetze im Laufspiel oder in der Körpersprache keine Spur.

Guirassy ist Phantom und Phänomen

Serhou Guirassy, eine Art Phantom und Phänomen im VfB-Angriff. Immer wenn du nicht damit rechnest, ist er da. Lässt prallen oder schließt selbst erfolgreich ab. Und das mit einer Selbstverständlichkeit, die beinahe schon in Richtung Weltklasse geht. Er wirkt perfekt austrainiert, kein Ball springt vom Fuß. Die Verteidiger stehen wie Statisten daneben.

Die für mich beste Guirassy-Szene gegen die Darmstädter - trotz der beiden Traumtore - steht allerdings in keiner Statistik: Dieser doppelte Doppelpass mit Chris Führich im Strafraum der Gäste. Die Aktion war so perfekt herauskombiniert, als wäre sie aus dem Computerspiel. Das hat mich komplett aus dem Sitz gerissen. Besser geht nicht. Der erfolgreiche Torabschluss Führichs war leider wegen Abseits ungültig. Aber das war wirklich Fußball vom Feinsten und allein schon die 90 Minuten wert.

Guirassy ist auch Vorbereiter

Serhou Guirassy schießt die Tore nicht nur selbst, er legt sie also auch auf. Das zeigt auch die saubere Vorarbeit zum wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer von Enzo Millot. Nicht die einzige Kombination, in der der Zentrumsstürmer wiederholt seine besser postierten Nebenmänner in Szene setzt. Was mir dabei besonders gefällt: Guirassy zieht keine Show ab. Nicht beim Torjubel und nicht nach dem Spiel. Er wirkt bescheiden und zurückhaltend. Darüber hinaus ist er offensichtlich keiner der Kolo Muanis dieser Fußballwelt, den es nicht schnell genug zu den nächst größeren Fleischtöpfen zieht, wie das letzte Transferfenster zeigte.

Gleichauf mit dem Lewandowski-Rekord

"Aus Fünf mach Zehn". Inzwischen steht Serhou Guirassy bei zehn Toren in nur fünf Bundesligaspielen. Eine unfassbare Quote, die nicht einmal der legendäre Gerd Müller schaffte. Nur einer steht mit dem Stuttgarter gleichauf: Ex-Bayern-Star Robert Lewandowski schaffte vor drei Jahren dasselbe Kunststück. Am Ende stand beim jetzigen Barcelona-Stürmer der neue Bundesliga-Torjägerrekord von 41.

Wieviele Treffer am Ende der Saison bei Serhou Guirassy stehen werden, ist reine Spekulation. In der momentanen Form aber ist der VfB-Goalgetter in der Bundesliga unverteidigbar. Und für mich als Beobachter ein Augenschmauß.