Der italienische Nationaltrainer Roberto Mancini

Quali-Auftakt gegen England Italien hofft auf den "Napoli-Faktor"

Stand: 23.03.2023 07:22 Uhr

Italien startet nach der verpassten WM-Teilnahme mit Selbstzweifeln in die Fußball-EM-Qualifikation. Zum Auftakt kommt es gleich zum Highlight gegen England, die "Squadra Azzurra" hofft dabei auch auf die besondere Atmosphäre in Neapel.

Die hässlichen Szenen mit randalierenden Fans rund um das Champions-League Spiel zwischen der SSC Neapel und Eintracht Frankfurt fanden großen Nachhall. Die Kampfszenen auf Neapels Straßen wurden nun noch einmal von der britischen Boulevardpresse aufgewärmt: Als Kulisse, die womöglich am Donnerstagabend (23.03.2023) droht, wenn zum Auftakt der EM-Qualifikation Italien auf England trifft. Im "Hooligan-Hotspot" Neapel, wie die "Daily Mail" sich schon vorab in ihrem Bericht gruselte.

Die Zeitung berichtete auch darüber, dass ein für den Spieltag verabredeter Freundschaftskick zwischen Fangruppen aus Italien und England abgesagt wurde. Zur Sicherheit, nachdem es Drohungen von einer Ultra-Gruppe aus Neapel gegeben haben soll, die englischen Fans zu attackieren.

Angespannte Stimmung in Neapel bei der Neuauflage des EM-Endspiels

Die Stimmung gilt in jedem Fall als angespannt, eine Rolle dürften dabei auch die Szenen beim bisher letzten großen Aufeinandertreffen spielen: Das EM-Finale 2021, als englische Fans sich danebenbenahmen und vor dem Anpfiff versucht hatten, das Wembley-Stadion zu stürmen.

Jenes Spiel endete mit einem italienischen Triumph, der inzwischen jedoch für die "Azzurri" eine Ewigkeit entfernt zu sein scheint. Im Anschluss an den EM-Titel folgte der blamable Absturz und das Scheitern in der Qualifikation für die WM in Katar.

Mit dem Start in die EM-Qualifikation nimmt die "Squadra Azzurra" nun einen neuen Anlauf. Doch Italien ist weiter von Selbstzweifeln geplagt nach dem Desaster der verpassten WM.

Und das obwohl mit Neapel, sowie Inter und AC Mailand drei Klubs das Viertelfinale der Champions League erreicht haben - so viele italienische Klubs wie seit 17 Jahren nicht mehr.

Mancinis Sorgen - vor allem in der Offensive

Nationalcoach Roberto Mancini sieht darin aber keinen großen Wert für seine Aufbau-Mission: Die drei Klubs hätten "vielleicht sieben oder acht Italiener im Team. Das ist die Realität, und wir müssen etwas ändern," sagte Mancini vor dem Quali-Auftakt und mahnte: "Der italienische Fußball ist nicht wiedergeboren worden."

Der 58-Jährige beklagte zuletzt vor allem einen Mangel an Stürmern. In der Königsklasse finden sich unter den Topscorern der drei besagten Klubs unter anderem der Argentinier Giovanni Simeone, Edin Dzeko aus Bosnien-Herzegowina oder der Franzose Olivier Giroud. Zudem muss Mancini gegen England auf Offensivspieler Federico Chiesa von Juventus Turin verzichten. Der 25-Jährige, der Teil der EM-Mannschaft war, fehlt verletzungsbedingt.

Und das Duell mit den "Three Lions" wird für Mancini auch in anderer Hinsicht ein schweres. Es ist das erste Spiel nach dem Tod seines Freundes Gianluca Vialli, der im Januar nach langer Krankheit verstorben war. Es sei "nicht einfach", sagte Mancini. Das Team wolle auch für den ehemaligen Nationalspieler, der als Delegationsleiter auch am EM-Triumph vor zwei Jahren beteiligt gewesen war, eine gute Leistung zeigen.

Napoli-Kapitän Di Lorenzo beschwört Geist von 2021

Dabei helfen soll die Atmosphäre im Stadio Diego Armando Maradona von Neapel. "Ich hoffe, dass dort die gleiche Leidenschaft wie bei den Spielen von Napoli herrschen wird", sagte SSC-Kapitän Giovanni Di Lorenzo. Der Spaß, den sein Team derzeit mit Erfolg auf dem Feld zeige, erinnere ihn an die Nationalmannschaft von 2021, die sich nach dem Elfmeter-Krimi gegen England im Wembley-Stadion zum Europameister gekrönt hatte.

"Diese Leichtigkeit", so Di Lorenzo, habe man durch gewisse Ereignisse verloren, womit er wohl das Trauma der verpassten WM-Teilnahme meinte. In der Qualifikation scheiterte Italien damals in den Playoffs an Nordmazedonien - dieser Gegner wartet nun auch in der Gruppe C auf Mancini und Co., auf dem Weg zur EM 2024 in Deutschland.