Liverpools Trainer Jürgen Klopp klatscht mit Jordan Henderson ab.

Premier League Liverpool gegen Chelsea - Treffen im Mittelmaß

Stand: 20.01.2023 10:45 Uhr

Die Namen gaukeln ein Topspiel vor, wenn der FC Liverpool in der Premier League auf den FC Chelsea trifft. Beim Tabellenneunten aus Liverpool hat Jürgen Klopp ein Problem, das er aus Dortmund kennt.

Stefan Bajčetić, 18 Jahre alt, überzeugte als alleiniger "Sechser" im Mittelfeld. Ben Doak, im November gerade mal 17 Jahre alt geworden, zeigte nach seiner Einwechslung in Ansätzen, warum ihm in seiner schottischen Heimat, aber auch schon in England eine große Zukunft vorhergesagt wird. Harvey Elliott, 19 Jahre alt, schoss am Dienstag (17.01.2023) das einzige Tor in der Partie bei den Wolverhampton Wanderers.

So kam der FC Liverpool eine Runde weiter im FA Cup, den er in der Saison zuvor gewonnen hatte. Er gewann auch den Ligapokal, beendete die Spielzeit in der Premier League als Tabellenzweiter mit nur einem Punkt Rückstand auf Meister Manchester City und verlor das Endspiel in der Champions League mit 0:1 gegen Real Madrid.

Der FC Liverpool kostete alles aus, was eine Saison für einen englischen Klub bereithalten kann. Müdigkeit, in den Beinen und auch im Kopf, wird als eine Ursache dafür angesehen, dass es in dieser Saison deutlich schlechter läuft. Im Ligapokal kam das Aus bei Manchester City, im FA Cup quälte sich die Mannschaft im eigenen Stadion zu jenem Wiederholungsspiel in Wolverhampton, in der Champions League wartet im Achtelfinale erneut Real Madrid, und in der Premier League empfangen die "Reds" am Samstag (21.01.2023) als Tabellenneunter den FC Chelsea, der ebenfalls große Sorgen hat und nur Zehnter ist.

Klägliche Leistung mit Ansage

Die "Blues" aus London haben immerhin ihr vergangenes Ligaspiel gewonnen, dank eines Tores von Kai Havertz mit 1:0 gegen Crystal Palace. Liverpool hingegen verlor mit 0:3 bei Brighton and Hove Albion. Es war eine klägliche Leistung, vermutlich die schlechteste in dieser Saison, wahrscheinlich eine der schlechtesten unter Jürgen Klopp, der seit Oktober 2015 an der Mersey im Nordwesten Englands arbeitet.

Virgil van Dijk hatte in der Innenverteidigung verletzt gefehlt, genau wie in der Offensive Luis Díaz, Diogo Jota, Roberto Firmino und Darwin Núñez. Das wog schwer, aber es darauf zu schieben, hätte ein grundsätzliches Problem überdeckt. Liverpool fehlte die Wucht im Pressing und im Gegenpressing, die Aggressivität und Leidenschaft. Die Leistung in Brighton, das war für viele Fans das Schlimmste, zeichnete sich schon in den Wochen zuvor ab. Das vorangegangene Auswärtsspiel beim FC Brentford war mit 1:3 verloren gegangen, wegen der gleichen Symptome.

"Ich bin loyal, aber nicht zu loyal"

Die Ursachenforschung führte zum Trainer, und sie führte zwangsläufig in dessen Vergangenheit. Klopp war in seinem letzten, dem siebten Jahr bei Borussia Dortmund, zwischenzeitlich mit seiner Mannschaft sogar in Abstiegsgefahr geraten. Seine Idee vom Fußball sei entschlüsselt worden, hieß es damals häufig. Das war eher eine Beleidigung für die Trainerkollegen, denn Klopps Fußball barg keine Geheimnisse. Er war erfolgreich, weil er mit Wucht, Leidenschaft und Aggressivität über Jahre vorgetragen wurde, von einem Kader, den er sich nach eigenen Vorstellungen zusammengestellt hatte.

Vielen Spielern, die bereits über dem Zenit waren, hielt Klopp die Treue, obwohl die Leistungskurve nach unten zeigte und sie teilweise auch in die Jahre kamen. So ist das jetzt auch beim FC Liverpool. Jordan Henderson, Fabinho und Alex Oxlade-Chamberlain, die in Brighton in der Startelf standen, gehören in die Kategorie derer, die ab und an noch helfen können, im Fall des 29 Jahre alten Brasilianers Fabinho vielleicht auch gerade nur durch eine heftige Formkrise gehen.

Aber den Ansprüchen eine erfolgversprechenden Fußballs der Marke Klopp genügen sie auf Dauer nicht mehr, genau wie der 37 Jahre alte James Milner. "Ich bin loyal. Jeder Trainer sollte seinen Spielern gegenüber loyal sein. Aber ich bin nicht zu loyal", sagte Klopp, angesprochen auf sein wiederkehrendes Problem. Einen freiwilligen Rückzug, wie in Dortmund damals für das Ende der Saison 2014/15 verkündet, schloss er für seine Zeit bei Liverpool aus.

Investitionen in das Mittelfeld

Er habe die Probleme erkannt und wolle den Kader auffrischen, vor allem im Mittelfeld. Angeblich werden ihm im Sommer mehr als 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Jude Bellingham von Borussia Dortmund gilt als ein Kandidat.

Aber der amerikanische Investor will den Klub verkaufen, vielleicht nicht ganz, aber zumindest Anteile. So ist offen, was kommen wird. Ein Einstieg Katars, das vor zwölf Jahren Paris Saint-Germain übernahm, ist im Gespräch. Auch Saudi-Arabien soll interessiert sein.

Beim FC Chelsea ist der Eigentümerwechsel schon vollzogen. Eine Investmentgesellschaft um den steinreichen US-Amerikaner Todd Boehly übernahm den Klub im Mai 2022 vom steinreichen Russen Roman Abramowitsch.

Chelsea kaufte in dieser Saison für weit mehr als 400 Millionen Euro ein. Dagegen nehmen sich die etwa 140 Millionen Euro nahezu bescheiden aus, die Klopp ausgab. Gut 80 Millionen Euro kostete Darwin Núñez, der die vergangenen drei Spiele wegen einer Verletzung verpasste. Inzwischen trainierte der Nationalstürmer Uruguays aber wieder. Ob er im Topspiel, das nur von der Tabelle her keines ist, zum Einsatz kommen wird, sehen Sie am Samstag ab 18 Uhr in der Sportschau. Den Liveticker von der Partie an der Anfiel Road finden Sie hier.