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Fußball in England Streit ums Geld zwischen Premier League und unteren Ligen

Stand: 11.01.2023 22:35 Uhr

Der englische Fußball der Männer steht vor strukturellen Reformen, durch die auch Geld verschoben wird. Der Streit um die Verteilung läuft.

Der Fußball in England besteht aus vielen Traditionen. Einige davon stehen aktuell zur Debatte. Führende Personen des Fußballverbands FA, der Premier League und der English Football League (EFL, zuständig für die 2. bis 4. Liga) debattieren seit dem 5. Januar über Reformen, die in England "New Deal for Football" genannt werden. Im Gespräch sind laut englischer Medien weitreichende Änderungen:

  • FA-Cup: Wiederholungsspiele bei einem Unentschieden nach Verlängerung sollen abgeschafft werden.
  • Ligapokal: Europapokalteilnehmer sollen nur noch Jugendteams stellen müssen.
  • Community Shield: Der englische Supercup soll möglicherweise nicht mehr vor der Saison gespielt werden und könnte zudem zur Vermarktung der Premier League im Ausland ausgetragen werden.

All diese Maßnahmen sind zum Vorteil der Premier League, weil dadurch die Chance zur Vermarktung entsteht - und Entlastung im Kalender. Besonders durch die Ausweitung der Champions League der UEFA und durch die neue Klub-WM wird der Spielplan für die Top-Teams immer voller. Die unteren Ligen wollen sich ihre Zugeständnisse aber bezahlen lassen.

Vorstellungen liegen weit auseinander

300 Millionen britische Pfund (etwa 340 Millionen Euro) fordert die EFL künftig pro Saison, 160 Millionen Pfund (180 Millionen Euro) soll Berichten aus England zufolge die Premier League bieten.

Seit der Gründung der Premier League zur Saison 1992/93 ist die Premier League dem Unterbau vor allem wirtschaftlich enteilt. Rick Parry, Vorsitzender der EFL, rechnete bei einem Termin mit Parlamentsabgeordneten vor, dass der Umsatz in der Premier League seit 1992 um das 70-fache gestiegen sei, in der EFL aber nur um das 5,5-fache. Parry sprach in einem Gastbeitrag für die Zeitung The Times von einer "existenziellen Krise", die drohe. Die FA und die Premier League bezogen öffentlich keine Stellung zu den Verhandlungen.

Ligapokal von großer Bedeutung für die unteren Ligen

Für die unteren Ligen ist vor allem der Ligapokal wichtig. 119 Millionen Pfund (etwa 134 Millionen Euro) erhält die EFL derzeit vom TV-Sender Sky pro Saison. Ein großer Teil der Zahlungen des Senders basiert auf dem Recht, Spiele aus dem Ligapokal zeigen zu dürfen. Hinzu kommt der Eintrittskartenverkauf.

Der Ligapokal war 1992 eine Voraussetzung für die Zustimmung der anderen Klubs für die Gründung der Premier League. Wenn die großen Teams künftig mit Jugendteams kommen, wird der Ligapokal entwertet. Für die unteren Ligen ist das ein großes Problem, die Unterschiede könnten weiter wachsen.

Weitere Änderungen können für Konflikte sorgen

Die finanzielle Kluft führte 2006 dazu, dass die Premier League ihren Absteigern drei Jahre nach dem Abstieg noch mit sogenannten "Fallschirmzahlungen" den Übergang in die zweite Liga leichter macht, um sich auf den Rückgang der Einnahmen einzustellen. Die Hilfszahlungen werden von der EFL als wettbewerbsverzerrend kritisiert - als ein Erfolg für die EFL stehen die Zahlungen möglicherweise vor einer Abschaffung oder zumindest einer drastischen Reduzierung. Zuletzt bekamen Absteiger im ersten Jahr fast 50 Millionen Euro extra aus der Premier League.

Weitere Änderungen mit Konfliktpotenzial sind angedacht: Die Premier League möchte nach dem Brexit weiter ungehindert ausländische Spieler verpflichten, was die FA mit Blick auf die Nationalmannschaft eher reglementiert sehen möchte. Auch eine finanzielle Regulierung in Englands Profifußball in Anlehnung an das neue Financial Fairplay der UEFA mit einer Obergrenze der Ausgaben in Höhe von 70 Prozent der Einnahmen könnte kommen. Viele Klubs liegen derzeit weit darüber, vor allem in Englands zweiter Liga.

Unabhängige Regulierungsbehörde für Englands Fußball soll kommen

Seit der 48-stündigen Existenz der Super League, an der sechs Klubs der Premier League teilnehmen wollten, wird in England die Errichtung einer unabhängigen Regulierungsbehörde diskutiert. Die aktuelle Regierung unter Rishi Sunak unterstützt diesen Vorschlag. Diese Behörde kommt gegen den erklärten Willen der Premier League und soll beispielsweise Teilnahmen an einer Super League, finanzielle Schieflagen oder den Ausverkauf von Klubeigentum wie Stadien verhindern können.

Doch bis diese Behörde steht, wird Zeit vergehen. Und die gibt es in der aktuellen Diskussion nicht. Möglichst 2024, wenn die neue Champions League startet und am Saisonende die neue Klub-WM wartet, sollen die Änderungen, auf die sich die Interessengruppen einigen, in Kraft treten.