Bundestrainer Hansi Flick (m.) im Gespräch mit Niklas Süle (l.) und Nico Schlotterbeck

WM-Auftakt Deutschlands Furcht vor Japans Kontern

Stand: 21.11.2022 19:41 Uhr

Zum Auftakt der WM trifft Deutschland auf einen Gegner, dessen Spielweise es gar nicht mag. Schon in Russland wurde die Anfälligkeit für Konter zum Verhängnis.

Die enorme Bedeutung des Auftaktspiels bei einem großen Turnier beruht auf der Tatsache, dass bei allen Reformbemühungen und Reformen immer noch das Prinzip gilt: In einer Vierergruppe spielt jede Mannschaft ein Mal gegen jede andere. Somit hat jede Mannschaft nur drei Spiele, bis sie in die K.o.-Runde oder nach Hause geht.

Auch daraus ergibt sich der zumindest große Respekt, den die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor Japan hat, dem Gegner im Auftaktspiel der WM in Katar (Mittwoch, 23.11.2022, 14.00 Uhr im Livestream und Ticker bei Sportschau.de).

Nur Respekt oder doch schon Furcht vor Japan?

Aus manchen Aussagen der vergangenen Wochen hinter vorgehaltener Hand war herauszuhören, dass es im Lager der deutschen Mannschaft ein bisschen über Respekt hinausgeht. Gefürchtet wird, dass die Japaner diszipliniert und leidenschaftlich in der Defensive spielen, um dann über Konter zum Erfolg in der Offensive zu kommen.

Flick lässt Konterabsicherung trainieren

So etwas, das hat sich herumgesprochen in der Welt des großen Fußballs, mag die deutsche Mannschaft nicht. Niklas Süle bestätigte das am Montag in der täglichen Pressekonferenz. Die Eliteauswahl des DFB habe ein paar Schwerpunkte in der kurzen Vorbereitung gesetzt, und: "Die Konterabsicherung gehört ganz oben dazu."

Dass sie damit Probleme habe, genügend Spieler dem eigenen Tor näher zu haben als dem Ball, wenn der Gegner auf Offensive umschaltet, liege an den deutschen Qualitäten und der Ausrichtung, die Bundestrainer Hansi Flick von seinem Vorgänger Joachim Löw übernommen hat. "Wir haben große Qualitäten mit dem Ball", sagte Süle. Als bedürfe es eines Beweises, saß Jamal Musiala vom FC Bayern neben dem Verteidiger von Borussia Dortmund.

Problem: Nur wenige Trainingseinheiten

Bis zum Sommer haben die beiden nahezu täglich zusammen mit den Münchnern trainiert. Nun kommen sie nur noch bei der Nationalmannschaft dazu. Die seltenen gemeinsamen Einheiten sieht Süle als eine weitere Schwierigkeit an, um die richtige Balance zu finden.

Erinnerungen an Mexiko-Niederlage 2018

Bei der WM vor vier Jahren in Russland wurde es der deutschen Mannschaft zum Verhängnis, anfällig gegen Konter zu sein. Mexiko hatte großen Spaß und letztlich auch Erfolg dabei, den damaligen Titelverteidiger zu überrennen. Fünf der 13 Torschüsse Mexikos resultierten aus Kontern, der einzige Treffer des Spiels ebenfalls.

Ähnliche Defizite wie vor vier Jahren

"Wenn sieben oder acht Spieler offensiv spielen, dann ist klar, dass die offensive Wucht größer ist als die defensive Stabilität", klagte Mats Hummels damals. Der Dortmunder Innenverteidiger, in Katar nicht dabei, sagte außerdem: "Wir haben wie gegen Saudi-Arabien gespielt - nur gegen einen besseren Gegner." Im letzten Test gegen die Saudis war die Anfälligkeit gegen Konter schon zu beobachten gewesen so wie nun im letzten Test gegen den Oman.

"Der Schlüssel liegt in der Defensive", sagte Manuel Neuer in Katar über die Voraussetzungen für ein gutes Turnier. Dabei schwang die Sorge mit, auch gegen Japan ein wenig die Balance und eventuell das Spiel zu verlieren. Der Druck in der zweiten Partie gegen Spanien wäre dann enorm hoch.