Marokkos Torwart Yassine Bounou Bono jubelt

FIFA WM 2022 Bono mit Sternchen für Marokkos Defensivleistung 

Stand: 11.12.2022 19:46 Uhr

Marokko hat als erste afrikanische Mannschaft das Halbfinale bei einer Weltmeisterschaft erreicht. Die Defensive überragte erneut, Torwart Bono weinte und war der Spieler des Spiels mit Sternchen.

Von Marcus Bark, Doha

Yassine Bounou, besser bekannt unter seinem Rufnamen Bono, legte im Stadion Al Thumama gleich noch eine Trainingseinheit nach. Er war dieses Mal der Trainer, seine großen Torwarthandschuhe hatte er seinem kleinen Sohn Isaac übergestülpt.

Marokkos Torwart Yassine Bounou Bono mit seinem Sohn Isaac

Bono mit seinem Sohn Isaac

Die beiden genossen, dass sie weitestgehend allein auf dem Rasen spielen durften, und vergleichsweise ruhig war es auch geworden.

Während des Spiels und vor allem dann beim Abpfiff war es laut, sehr laut. Marokko gewann das Viertelfinale der Weltmeisterschaft gegen Portugal mit 1:0. Es war ein historischer Sieg, denn erstmals erreichte eine Mannschaft aus Afrika die Runde der besten vier Mannschaften auf der größten Bühne des Weltfußballs.

Tränen nach dem Abpfiff

"Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich nach einem Spiel geweint habe. Normalerweise möchte ich das nicht, um zu zeigen, dass ich stark bin. Aber wenn du ins Halbfinale der Weltmeisterschaft kommst, dann kann ich die Tränen nicht halten", sagte Bono, der seine Auszeichnung als "Man of the Match" an den Torschützen Youssef En-Nesyri weiterreichte, mit dem er auch beim FC Sevilla zusammenspielt. Aber das war nur symbolisch möglich.

In den Büchern wird er als Spieler des Spiels stehen, ein Sternchen hinter seinem Namen wäre allerdings angebracht: * stellvertretend für eine Mannschaft, die eine fantastische Defensivleistung zeigte.

Ein bisschen Glück war mal dabei, als ein Schuss der Portugiesen an die Latte prallte, und in Überzahl hatte Pepe kurz vor dem Ende eine gute Möglichkeit zum Ausgleich. Doch über das gesamte Spiel betrachtet, kamen die Europäer nur zu wenigen Möglichkeiten. Innenverteidiger Jawad El Yamiq gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe, sein Nebenmann Achraf Dari, der für den bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung (57. Minute) ebenfalls starken Romain Saïss gekommen war, sogar 83 Prozent. Die Werte sahen für Sofyan Amrabat schlechter aus, doch der 26 Jahre alte Profi des AC Florenz beeindruckte im defensiven Mittelfeld.

Am Boden und auch in der Luft bewies die Defensive ihre Extraklasse, die Trainer Walid Regragui bislang für unterschätzt hielt. "Jetzt wissen alle, dass marokkanische Spieler auf höchstem Niveau spielen können."

Einziges Gegentor war ein Eigentor

Marokko blieb in den Spielen gegen Kroatien, Belgien, im Achtelfinale gegen Spanien und nun im Viertelfinale ohne Gegentor. Der einzige Treffer des Turniers, kassiert beim 2:1-Sieg gegen Kanada, war ein Eigentor. In den nur vier Spielen vor der WM, in denen Regragui schon der Trainer war, gingen die Gegner auch jeweils leer aus.

"Leidenschaft, Gier und Überzeugung", so Regragui, seien die Attribute, die seine Mannschaften ausmachten, vor allem im Spiel gegen den Ball.

Der famose Erfolg rührte einen Reporter aus Marokko so sehr, dass er während der Pressekonferenz "gar keine Frage" hatte, denn: "Eure Leistung hat alle Fragen beantwortet. Wir sind so stolz."

Einem anderen Reporter, der den Erfolg der Nordafrikaner nicht fassen konnte, sagte Bono: "Ich muss mich auch kneifen, um es zu glauben." Dann versprach der Torwart, dass er und seine Kollegen nun gut regenerieren werden, um am Mittwoch (14.12.2022) "mit der gleichen Energie" im Halbfinale zu spielen. Das leichte Auslaufen mit seinem Sohn Isaac war ein gelungener Beginn.