Tunesiens Yassine Meriah und Aymen Dahmensind nach dem nicht erreichen des Achtelfinals enttäuscht

FIFA WM 2022 Tunesien besiegt Frankreichs B-Elf - und scheidet doch aus

Stand: 30.11.2022 18:33 Uhr

Außenseiter Tunesien zwang Titelverteidiger Frankreich mit 1:0 in die Knie, kam aber dennoch nicht weiter, weil Australien Dänemark besiegte. Frankreich geht als Gruppensieger ins Achtelfinale.

Tunesiens Fußballer sind im ersten WM-Duell mit Frankreich über sich hinausgewachsen, wurden für ihren leidenschaftlichen Einsatz aber nicht belohnt. Die Nordafrikaner schlugen eine B-Elf des bereits fürs Achtelfinale qualifizierten Titelverteidigers am Mittwoch (30.11.2022) im Education City Stadium von Al-Rayyan mit 1:0 (0:0).

Dennoch muss der Außenseiter die Heimreise antreten, weil sich Australien mit einem 1:0 über Dänemark in der Gruppe D noch an Tunesien vorbeischob. Der aktuelle Weltmeister Frankreich nimmt eine ernüchternde Erkenntnis mit in die K.o.-Phase: Der zweite Anzug von "Les Bleus" sitzt überhaupt nicht.

Deschamps: "Jetzt beginnt das zweite Turnier"

"Wir haben die Gruppe gewonnen und unser Ziel erreicht. Jetzt beginnt das zweite Turnier", sagte Frankreichs Trainer Didier Deschamps und ergänzte mit Blick auf seine zweite Reihe: "Die Entscheidungen von heute werden uns in vier Tagen helfen." Im Achtelfinale treffen die Franzosen am Sonntag auf den Zweiten der Gruppe C.

Frankreich tritt mit B-Elf an

Deschamps, der mit Frankreich schon vor dem letzten Gruppenspiel als Achtelfinalist feststand, würfelte seine Startelf auf neun Positionen durcheinander. Nur Aurelien Tchouameni und Raphael Varane behielten nach dem Sieg gegen Dänemark (2:1) ihren Platz, die Stars um Kylian Mbappé wurden geschont. Bayern-Spieler Kingsley Coman und Randal Kolo Muani von Eintracht Frankfurt rückten ins Team. Auch Ersatztorhüter Steve Mandanda kam zum Zug.

Tunesien mit sechs Wechseln in der Startelf

Tunesiens Trainer Jalel Kadri rotierte nach dem 0:1 gegen Australien ebenfalls heftig. Sechs Neue schafften es in die Startelf, darunter in Abwehrspieler Ali Maaloul sowie den Mittelfeldspielern Nader Ghandri und Mohamed Ali Ben Romdhane gleich drei Spieler, die bei dieser WM noch gar keine Einsatzzeit bekommen hatten. Der gebürtige Freiburger Mohamed Dräger musste sich mit einem Bankplatz begnügen.

Tunesien aktiver, Frankreich enttäuscht

Im Wissen um ihre bescheidene Ausgangslage machten die Tunesier von Beginn an mächtig Dampf. Bereits in der achten Minute brachen ihre Fans in Torjubel aus - allerdings nur kurz, denn Nader Ghandri stand bei seinem Abschluss nach einem Freistoß von Wahbi Khazri von der linken Seite im Abseits. Richtig plump war danach Khazris Versuch, einen Elfmeter gegen sein Geburtsland zu schinden (13. Minute).

Die Franzosen kamen in der ersten Hälfte überhaupt nicht ins Spiel. Sie fanden keinen Rhythmus, waren vor allem mit Abwehrarbeit beschäftigt, denn die Nordafrikaner versuchten es immer wieder mit hohen Bällen von außen. Ertrag brachte das nicht, deshalb probierte es Kapitän Khazri nach einer guten halben Stunde mal mit einem Distanzschuss aus 20 Metern. Mandanda hatte Mühe, wehrte den Ball nach vorn ab (35.). Zwingend genug für eine Pausenführung waren die Möglichkeiten der Tunesier aber nicht.

Khazri bringt Tunesien in Führung

Deschamps verzichtete trotz der schwachen Leistung seiner zweiten Reihe auf Wechsel in der Halbzeit. Doch das Laissez-faire seiner Spieler wurde nun bestraft. Nach einem Ballverlust von Youssouf Fofana kurz hinter der Mittellinie bekam Khazri den Ball und startete einen Sololauf bis in den französischen Strafraum, wo er die Kugel an Mandanda vorbei ins rechte Eck schob (58.).

Tunesiens Spieler jubeln nach dem Treffer zum 1:0

Tunesiens Jubel über die Führung währte nur kurz.

Der Jubel über das 1:0 des für Montpellier spielenden Khazri, der direkt nach seinem Tor ausgewechselt wurde, bekam wenig später einen Dämpfer, weil im Parallelspiel Australien in Führung ging.

Tunesien besteht Abwehrschlacht - und weint

Frankreich wechselte dreimal, unter anderem betrat Superstar Mbappé das Spielfeld. Antoine Griezmann und Ousmane Dembélé mussten an diesem Abend ebenfalls noch einen Arbeitsnachweis erbringen, doch der fiel wie bei den übrigen französischen Spielern mehr als bescheiden aus. Mit Zähnen und Klauen verteidigten die Tunesier gegen den nun anrennenden Favoriten das überraschende Ergebnis.

Kurz vor dem Ende der Nachspielzeit wurde schließlich noch ein Tor von Griezmann nach Videobeweis wegen einer Abseitsposition aberkannt. Tunesiens Tränen der Enttäuschung konnte diese Entscheidung jedoch nicht trocknen. Dänemark hatte gegen Australien den Ausgleich nicht mehr geschafft. Die Nordafrikaner kamen auch im sechsten WM-Anlauf nicht über die Vorrunde hinaus.