DFB-Präsident Bernd Neuendorf

Neuendorf: "Früher für Klarheit sorgen müssen" DFB-Präsident gesteht Fehler bei "One Love"-Binde ein

Stand: 13.12.2022 22:54 Uhr

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat im Umgang mit der "One Love"-Kapitänsbinde Fehler eingestanden. "Ich hätte heute früher gehandelt. Ich hätte den direkten Draht zu Infantino suchen müssen, um Klarheit zu erhalten. Das ist mein Lerneffekt", sagte Neuendorf am Dienstag (13.12.2022) während einer Pressekonferenz.

Die Diskussion um die Kapitänsbinde, mit der ein Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung gesetzt werden sollte, hatte direkt vor und nach dem mit 1:2 gegen Japan verlorenen Auftaktspiel für kontroverse Diskussionen gesorgt, nach Informationen der Sportschau auch innerhalb der deutschen Nationalmannschaft.

Neuendorf verteidigt Rückzug von "One Love"-Binde

Nachdem der von Gianni Infantino geführte Weltverband FIFA dem englischen Verband, der auch das Tragen der Binde vorgesehen hatte, "unbeschränkte sportliche Sanktionen" angekündigt habe, sei auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein Rückzieher gemacht worden.

Diese Entscheidung verteidigte Neuendorf: "Ich habe viel darüber nachgedacht. Wir hätten auch heute so entschieden." Zur Begründung sagte der Präsident, dass "der sportliche Erfolg nicht gefährdet werden" sollte. Neben England und Deutschland hatten fünf weitere europäische Verbände angekündigt, die "One Love"-Binde tragen zu wollen. Alle hatten dann aber kollektiv zurückgezogen.

DFB entscheidet sich gegen Kampagne

Dem DFB soll schon Monate vor der Weltmeisterschaft eine Kampagne vorgestellt worden sein, mit der vor dem Turnierbeginn am 20. November ein deutliches Zeichen für Menschenrechte gesetzt werden sollte, die in Katar nach Berichten von etwa Amnesty International und Human Rights Watch fortwährend erheblich verletzt werden. Diese Kampagne, die nach Informationen der Sportschau "Right now, rights here" getitelt war, sei vom Verband lange als gut bewertet worden. Im September sei die Entscheidung aber für die "One Love"-Binde gefallen.

Der DFB habe im September auch schon bei der FIFA angefragt, ob die mit einem in bunten Farben gefüllten Herz versehene Binde als politisches Zeichen gewertet werde. Solche Zeichen auf der Ausrüstung sind nach den Regularien der FIFA verboten. Der Weltverband, so hatte der DFB es auch während der Zeit in Katar schon dargestellt, habe sich aber erst kurz vor dem Start des Turniers geäußert und Strafen angedroht, ohne diese konkret zu benennen. Für England begann die WM am Montag (22.11.2022), für die Auswahl des DFB einen Tag später. 

Neu gegründete DFB-Arbeitsgruppe

Deutschland schied bei der WM in Katar, wie schon vier Jahre zuvor in Russland, bereits nach der Vorrunde aus. Als Konsequenz daraus wurde der Vertrag mit dem für die Nationalmannschaften zuständigen Geschäftsführer der DFB GmbH, Oliver Bierhoff, aufgelöst. Bundestrainer Hansi Flick wurde jedoch das Vertrauen ausgesprochen.

Mit Blick auf die Zukunft sagte Neuendorf, der DFB werde weiterhin für die Werte werben, für die er stehe. Konkrete Planungen nannte er in dieser Hinsicht nicht. Vermutlich wird eine nun gegründete DFB-Arbeitsgruppe, der unter anderem auch Generalsekretärin Heike Ullrich und Philipp Lahm angehören, auch darüber beraten. Weltmeister Lahm ist Chef des Organisationskomitees, das die Europameisterschaft 2024 in Deutschland ausrichtet.