Die Trophäe der Champions League

Fußball | Champions League Ligen positionieren sich gegen die Reform der Champions League

Stand: 29.04.2022 17:44 Uhr

Der Zusammenschluss der europäischen Ligen formiert sich gegen Teile der Reform der Champions League. Sie fordern, dass die Qualifikation nicht über den Koeffizienten laufen darf und es weniger Spieltage geben müsse - ihre Chancen sind gestiegen.

Der europäische Ligenverband European Leagues, in dem auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) organisiert ist, war mit mehreren Details der im April 2021 beschlossenen Reform unzufrieden. "Die europäischen Wettbewerbe haben einen enormen Einfluss auf nationale Ligawettbewerbe", sagte Claus Thomsen, Vorsitzender der European Leagues, bei einer Pressekonferenz nach der Generalversammlung der Organisation in Istanbul am Freitag (29.04.2022). Vor allem mit Blick auf die Qualifikation sagte Thomsen: "Da können wir keine Kompromisse eingehen."

Im Kern geht es um zwei Streitpunkte:

  1. Zugang zur Champions League: 36 statt 32 Teams sollen mitspielen. Von den vier zusätzlichen Klubs sollen sich laut des Reformplans zwei auf der Grundlage von historischen Ergebnissen der vergangenen fünf Jahre qualifizieren können - wenn sie es nicht über ihre nationale Liga geschafft haben.
  2. Größe des Wettbewerbs: Beim Beschluss im April 2021 wurden 100 zusätzliche Spiele festgelegt. In der Vorrunde soll es zehn statt bisher sechs Spieltage geben, eine weitere K.o.-Runde soll hinzukommen.

Streitpunkt 1: Der Koeffizient als Rettungsnetz für große Klubs

Der bisher gültige Plan: Wird beispielsweise Borussia Dortmund in der Bundesliga nur Tabellenfünfter, dürfte der BVB trotzdem in der Champions League mitspielen, da der Klub im Fünf-Jahres-Koeffizienten gut platziert ist - ein Rettungsnetz für große Klubs also. Was Teile der mächtigen Klub-Vereinigung und der großen Klubs befürworten, lehnen die European Leagues ab.

Das Prinzip würde "eine ungerechtfertigte zweite Chance für einige große Klubs darstellen", teilte der Ligaverband mit. "Sportliche Verdienste in den heimischen Ligen müssen der einzige Zugang zu den europäischen Wettbewerben sein." Das Problem für die Ligen: Ein Teil des Interesses von Fans basiert darauf, wer sich in den Ligen wie der Bundesliga für den europäischen Wettbewerb qualifiziert. Wenn die nationalen Ligen nicht mehr die alleinige Grundlage für die Qualifikation sind, werden sie entwertet - und ihre kommerzielle Vermarktung wird möglicherweise schwieriger. Eine weitere Sorge: Bei weiteren Reformen in der Zukunft wäre eine Ausweitung dieses Zugangs zur Champions League möglicherweise leichter durchsetzbar.

Die ECA-Führung stellte sich zuletzt öffentlich meist hinter das Prinzip. Ende März lobte ECA-Vorstandsmitglied Aki Riihilahti (HJK Helsinki) den Plan. "Das Gesamtbild" des künftigen Modus sei gut. Eine Einstimmigkeit gibt es in der ECA zum Thema Koeffizient nach Informationen der Sportschau aber nicht.

Streitpunkt 2: Die Zahl der Spiele und Spieltage

Statt der geplanten zehn Spieltage in der Vorrunde der Champions League fordern die European Leagues eine Beschränkung auf acht. Schon das sei eine Erhöhung zu den sechs bisherigen Spieltagen. "Eine größere Erhöhung wird den nationalen Wettbewerben und der überwiegenden Mehrheit der Vereine in Europa weiter schaden, da nur wenige davon profitieren", so der Ligenverband.

Der Kalender ist voll, jeder Termin wird auch für nationale Wettbewerbe gebraucht - beispielsweise für den englischen Ligapokal oder für Pokalwettbewerbe mit Hin- und Rückspielen wie in Spanien. Die Champions League könnte mit den bislang geplanten 100 zusätzlichen Spielen und vier weiteren Spieltagen den nationalen Ligen außerdem Fernsehgeld abgraben, wenn TV-Sender mehr Geld in die Champions League stecken, ähnliches gilt für Sponsoren.

Auch Fan-Organisationen und einige Klubs mit Einwänden

Wer sich durchsetzen wird, ist offen. Besonders schwierig wird es für die Ligen, in beiden Themen die Verhandlungen in ihrem Sinne zu gestalten, obwohl beide Themen für sie extrem wichtig sind. Allerdings sind die Chancen gestiegen. Mehrere Fan-Organisationen protestieren gegen die ganze Reform, und auch Klubs wie Eintracht Frankfurt begehren zumindest gegen die beiden kritischen Punkte auf.

Zeitlich steht der Ablauf der Entscheidungsfindung noch nicht fest. Am 10. Mai ist die nächste Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees angesetzt. Nach Angaben der amerikanischen Nachrichtenagentur AP tagt das Komitee für Klubwettbewerbe auch an diesem Tag, dieses Gremium hat das Vorschlagsrecht für die Entscheidung. Am 28. Mai findet das Finale der Champions League in Saint-Denis bei Paris statt, in dessen Rahmen weitere Sitzungen für eine Entscheidung anberaumt werden könnten. Ein Thema könnte dann auch ein Final-Four-Turnier wie in der Corona-Saison 2019/20 werden. Es würde das Ende von Halbfinalen mit Hin- und Rückspielen bedeuten.

Harte Gespräche werden folgen, wenn es ums Geld geht

Wann auch immer die beiden Streitpunkte geklärt sein werden - sie sind nicht das Ende der Verhandlungen. Die UEFA-Klubwettbewerbe werden ab 2024 mehr Geld einbringen als je zuvor. Für den Drei-Jahres-Zeitraum 2024 bis 2027 werden es 40 Prozent mehr als zwischen 2021 und 2024 sein.

Das Geld aus den UEFA-Wettbewerben ist für die Ligen aber ebenfalls ein Problem. Denn in der Konsequenz könnte so noch mehr Geld bei den großen Klubs landen und die Ungleichheit in den nationalen Wettbewerben mit Dauer-Meistern wie Bayern München, Roter Stern Belgrad oder Celtic Glasgow weiter befeuern. Diskussionen hierüber sollen aber erst später stattfinden.

Wie die Reform bislang aussieht

Das UEFA-Exekutivkomitee hatte im April 2021 die Champions League ab 2024 in diesem Format beschlossen:

  • 36 statt zuvor 32 Teams sollen mitspielen.
  • Wegfall der Gruppenphase, Einführung einer Gesamttabelle nach dem sogenannten "Schweizer Modell": Die Klubs auf den Plätzen 1 bis 8 spielen im Achtelfinale, die auf den Plätzen 9 bis 24 in einer Zwischenrunde.
  • Von den vier zusätzlichen Teams sollen sich zwei nicht mehr über ihre nationale Liga, sondern über den Fünf-Jahres-Koeffizienten der UEFA qualifizieren. Das ist eine Rangliste der Klubs unter Berücksichtigung der Europapokalergebnisse der jeweils vergangenen fünf Jahre.
  • Die Vorrunde soll pro Klub zehn statt bisher sechs Spiele umfassen.
  • Die Gesamtzahl der Spiele steigt damit von 125 auf 225.