OSC Lille - FC Chelsea 1:2 Champions League: Chelsea trotzt auch in Lille allen Widrigkeiten

Stand: 16.03.2022 23:00 Uhr

Die Zukunft des FC Chelsea ist ungewiss - von der Titelverteidigung in der Champions League dürfen die Londoner weiter träumen. Trotz Anlaufschwierigkeiten zog das Tuchel-Team beim OSC Lille ins Viertelfinale ein.

In dieser Woche gab es auch mal wieder gute Nachrichten für den Chelsea Football Club. Angeblich rund 20 Interessenten, darunter auch der Besitzer des amerikanischen Baseballteams Chicago Cubs, wollen den Klub kaufen und damit von Roman Abramowitsch befreien. Durch die Sanktionen gegen den russischen Oligarchen darf der Klub derzeit keine Transfers tätigen, keine Tageskarten verkaufen und musste alle Fan-Shops schließen.

"Kämpfen und Spirit zeigen"

Coach Thomas Tuchel ist derzeit mehr als Krisenmanager denn als Fußballlehrer gefragt, doch er sagte er am Mittwoch (16.03.22) vor der Partie beim OSC Lille, was er zuletzt auch schon sagte: "Wir fokussieren uns auf den Sport, das ist das, was wir beeinflussen können. Wir werden kämpfen und den Spirit zeigen, der nötig ist, um weiterzukommen." Er hielt Wort.

Das 2:1 (1:1) reichte aufgrund des 2:0-Sieges im Hinspiel am Ende locker, aber so klar war die Sache lange Zeit nicht. Lille begann durchaus mutig, suchte bei den Angriffen immer wieder die türkische Stürmerlegende Burak Yilmaz als Zielspieler. In der 13. Minute stauchte Chelsea-Abwehrchef Thiago Silva zum ersten Mal seine Nebenleute ordentlich zusammen, forderte deutlich mehr Aufmerksamkeit von Andreas Christensen und Co. Kurz danach entschärfte Thiago Silva selbst per Kopf einen Yilmaz-Abschluss kurz vor der Torlinie.

Elfer nach VAR-Intervention

Erst nach 25 Minuten bekamen die Blues mehr Spielkontrolle, echte Torchancen gab es aber weiter auf beiden Seiten nicht. Mitten in einen Angriff der Londoner ertönte dann zehn Minuten vor der Pause plötzlich ein Pfiff von Schiedsrichter Davide Massa - der VAR hatte etwas bemerkt. Tatsächlich hatte Jorginho in einem Strafraumgewühl beim Versuch, die Kugel zu blocken, eine aktive Bewegung mit dem Unterarm in Richtung Spielgerät unternommen und den Ball dann auch klar berührt: Massa gab Strafstoß.

Burak Yilmaz knallte die Kugel mit Urgewalt an Edouard Mendy vorbei ins Netz, da hatte selbst der Welttorhüter null Chance. Plötzlich fehlte Lille nur noch ein Treffer zur Verlängerung, doch Chelsea behielt die Ruhe und wurde noch vor der Pause belohnt. Jorginho machte seinen Patzer beim 0:1 mit einem Traumpass auf Christian Pulišić wieder wett, der Ex-Dortmunder zog halbrechts Richtung Tor und schob den Ball an Torhüter Leo Jardim vorbei ins lange Eck - das 1:1 mit der ersten echten Chance (45.).

Xeka scheitert am Pfosten

Lille blieb aber auch nach diesem Rückschlag ein unangenehmer Gegner. In der 51. strich ein Yilmaz-Kopfball nur knapp am linken Pfosten vorbei, Mendy wäre möglicherweise zu spät gekommen. Ganz sicher zu spät gekommen wäre der Schlussmann zwölf Minuten später, als die Innenverteidigung, in der Christensen verletzt ausgeschieden war, wieder desorientiert wirkte. Doch da rettete der linke Pfosten beim Kopfball von Xeka.

Der Unterschied an diesem Abend war die Effektivität. 20 Minuten vor dem Ende hatte Chelsea seine erst zweite Torchance in der kompletten Partie - doch daraus resultierte die 2:1-Führung. Mason Mount hatte sich links klasse durchgesetzt und an den zweiten Pfosten geflankt. Dort rauschte der Außenverteidiger Azpilicueta heran und drückte die Kugel zur Vorentscheidung über die Linie - der Rest war lockeres Auslaufen.

Lille kämpft um Europa, Chelsea um die Zukunft

Lille wird nun in der kommenden Saison ziemlich sicher nicht wieder in der Champions League vertreten sein. In der Ligue 1 liegt die Mannschaft nur auf Platz sechs und hat sieben Punkte Rückstand auf den Dritten OGC Nizza. Am Samstag (19.03.22) geht es beim FC Nantes erstmal nur darum, den Abstand auf die internationelen Plätze nicht vorzeitig abreißen zu lassen.

Chelsea hingegen ist sportlich gesehen wieder auf bestem Weg Richtung Königsklasse. Die Wiederholung des großen Triumphes bleibt möglich, darüberhinaus scheint Platz drei in der Premier League gefestigt, am Samstag gibt es im FA-Cup beim FC Middlesbrough die Chance auf das Halbfinale. Allein die politische Lage macht aus diesem traditionsreichen Verein derzeit ein großes Fragezeichen.