Ein Fußballer liegt erschöpft am Boden

Prominente Ex-Bundesligaprofis Vertragslose Spieler - der Unterschied zwischen fit halten und fit sein

Stand: 28.07.2022 16:49 Uhr

Es gibt noch eine Menge ehemaliger Bundesligaprofis, die keinen Verein haben. Sie halten sich zwar persönlich in Form, das reicht aber nicht.

Während die Bundesligisten in den finalen Zügen ihrer Vorbereitung auf die neue Saison stecken, wird auch in Hunderten Fitnessstudios oder auf Außenflächen für das neue Fußballjahr hart gearbeitet. Eine Reihe von Spielern, deren Verträge am 30. Juni ausgelaufen sind, warten noch immer auf eine neue Anstellung - und müssen alles versuchen, um bereit zu sein, wenn sich ein neuer Klub melden sollte.

Horn arbeitete täglich an seiner Rückkehr

Ein Spieler, dem es bis vor kurzem so erging, ist Jannes Horn. Beim 1. FC Köln hatte der Linksverteidiger keine Chance auf einen neuen Vertrag, nach einiger Wartezeit hat nun der VfL Bochum zugeschlagen. Am vergangenen Montag (25.07.2022) wurde Horns Verbleib in der Bundesliga perfekt. Doch die große Frage ist nun: Wann ist er auch bereit für das deutsche Fußball-Oberhaus?

"Ich habe jeden Tag mit meinem Personal Trainer Domletics aus Köln gearbeitet. Das hat mir extrem geholfen, wobei ich noch nicht bei 100 Prozent bin. Ich denke, dass ich noch etwa zwei Wochen brauche, aber der Trainer weiß, dass er schon auf mich zählen kann", sagt Horn im Sportschau-Gespräch.

Jannes Horn im Training des VfL Bochum

Kosten und Organisation (fast) komplett auf eigene Faust

Alle Spieler, die zurück in die Bundesliga oder auf ähnlichem Niveau spielen wollen, nehmen sich einen eigenen Trainer, arbeiten individuell und auf eigene Kosten an ihrem Comeback. In seltenen Fällen beteiligen sich auch die Berateragenturen an den Kosten und der Organisation. Manche veranstalten aber auch einwöchige Trainingscamps. Das meiste müssen die Spieler aber alleine schaffen.

"Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert. Aber ich wollte nicht irgendetwas machen, sondern habe auf etwas gewartet, hinter dem ich zu 100 Prozent stehe. Und das habe ich beim VfL Bochum gefunden", sagt Linksverteidiger Horn. "Mit meinem Trainer habe ich im Kraftbereich und auf dem Platz gearbeitet. Ich habe auch an meinen Schwächen gearbeitet, das Training war auch positionsspezifisch - viele Flanken, tiefe Läufe und Schüsse aus spitzem Winkel."

Auch diese Ex-Bundesligaspieler warten auf einen neuen Klub
Name Verein in der Saison 2021/22
Florian Grillitsch TSG 1899 Hoffenheim
Dan-Axel Zagadou Borussia Dortmund
John Anthony Brooks VfL Wolfsburg
Jean-Paul Boetius 1. FSV Mainz 05
William VfL Wolfsburg
Ishak Belfodil Hertha BSC
Jürgen Locadia VfL Bochum
Lukas Klünter Hertha BSC
13 weitere Spieler

Der Druck auf dem Platz ist das Problem

Ein Personal Trainer, an den sich die arbeitslosen Spieler oft wenden, ist der Düsseldorfer Dobromir Karkoszka. Er arbeitete schon mit Stars wie Leroy Sané oder Ilkay Gündogan zusammen, aber eben auch mit Fußballern, die sich für den Moment einer Neuanstellung bereithalten müssen. Er macht aber klar, warum ein Sommer ohne Verein sehr schädlich für einen Spieler sein kann

"Man kann die physischen Grundvoraussetzungen schaffen und auch mental arbeiten, wenn es aber darum geht, das fußballerisch zu reproduzieren, geht es nicht. Fußball ist ein Spiel unter Gegner- und Zeitdruck. Diesen Druck kann man nicht nachstellen, und der macht den großen Unterschied", sagt Karkoszka im Sportschau-Gespräch. "Es gibt Spieler, die machen alles Mögliche, aber bereits die ersten Trainingseinheiten im Verein bringen sie an ihre körperlichen Grenzen. Man kann noch so hart trainieren, auf diesem Niveau kann man das nicht auffangen."

"Man muss Fußball spielen, um Fußballer zu sein"

Seine simple, aber ebenso eindeutige Devise: "Fußball hat eine Dynamik, die nur durch Fußball abgebildet werden kann. Man muss Fußball spielen und trainieren, um Fußballer zu sein." Kein Personal Trainer könne einem noch so hart arbeitenden Profi das geben, was er braucht, um über 90 Minuten in der Bundesliga Topleistungen zu bringen.

Anders als Horn, der nun genau darum kämpft, möglichst bald für Bochum in bester Form zu sein, gibt es andere, für die sich die Pause immer weiter verlängert. Mit Florian Grillitsch (TSG Hoffenheim) und John Anthony Brooks (VfL Wolfsburg) gehören da auch Stammspieler der vergangenen Saison dazu. Je länger sie aber keinen neuen Verein haben, desto länger wird es auch dauern, bis sie wieder Leistungsträger sein können.

Zurück auf dem Platz heißt nicht zurück im Spiel

"Wenn ein Spieler die vergangene Saison noch zu Ende gespielt hat, hat er danach Urlaub und verpasst dann sechs Wochen Vorbereitung. Da fehlen dann bis zu drei Monate. Und dann bin ich davon überzeugt, dass derjenige nochmal drei Monate braucht, um wieder auf seinem alten Niveau zu sein", sagt Karkoszka.

Horn glaubt, dass es bei ihm nicht so lange dauern wird. Die Erfahrung, dass die ersten Trainingseinheiten besonders anstrengend sind, hat er jedoch auch gemacht. "Das Training war dann natürlich wieder etwas ganz anderes und nach den ersten Tagen habe ich auch sehr schwere Beine. Damit habe ich aber auch gerechnet", sagt der Neu-Bochumer, der damit auch festgestellt hat, dass es einen Unterschied zwischen fit halten und fit sein gibt.