Innenansicht der BayArena

DFL-Entscheidung steht Leverkusen gegen Köln - warum die Verlegung umstritten ist

Stand: 28.04.2023 22:47 Uhr

Für die Spielverlegung zwischen Leverkusen und Köln gibt es gute Gründe - allerdings auch dagegen. Am Ende bleibt es eine umstrittene DFL-Entscheidung.

Seit Freitag (28.04.2023) ist es beschlossene Sache: Das Bundesliga-Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln wird von Sonntag, 07.05., um zwei Tage auf Freitag vorgezogen. Bayer hatte diesen Wunsch aufgrund des danach anstehenden Halbfinales in der Europa League geäußert. Es ist eine umstrittene Entscheidung der DFL: Argumente gibt es dafür und dagegen.

Was spricht gegen eine Verlegung?

Der Rhythmus von Sonntag auf Donnerstag entspricht eigentlich den üblichen Pausenzeiten. So haben international teilnehmende Vereine lediglich die Zusicherung der DFL, mindestens 48 Stunden frei zwischen zwei Spielen zu bekommen. Das wäre bei Sonntag bis Donnerstag gegeben gewesen.

Außerdem gab es in der Vergangenheit ein ähnliches Beispiel: Im Mai 2022 mussten Frankfurt und Leipzig trotz internationaler Einsätze am folgenden Donnerstag montags in der Liga antreten. Beide Vereine hakten bei der DFL zwecks Verlegung nach. Da keine Alternativen aufgrund eines engen Spielplans und anderweitiger Belastungen der Sicherheitsbehörden zur Verfügung standen, akzeptierten die Klubs widerwillig.

Frankfurter Fans protestieren gegen Montagsspiele

Grund Nummer drei: Mit der relativ kurzfristigen Spielverlegung wird weit anreisenden Fans eventuell die Möglichkeit zum Spielbesuch genommen. Die Stadion-Tickets können sie nicht zurückgeben, sondern nur weiter verkaufen - sehr ärgerlich für viele Anhänger. Manche haben darüber hinaus Hotels gebucht oder verbindliche Tickets für vorbestimmte Zugverbindungen, die sie nicht nutzen könnten. Auf diesen Kosten würden sie im Zweifel sitzen bleiben.

Abschließend ist noch das Frauen-Team der Leverkusener betroffen. Dieses hätte am selben Abend gegen Eintracht Frankfurt gespielt. Die Partie im benachbarten Ulrich-Haberland-Stadion wurde aber abgesetzt, die Sicherheitsbehörden hatten eine zeitgleiche Austragung ausgeschlossen. Es leiden also die Frauen unter dem Interesse der Männer. Die Partie findet nun einen Tag später statt.

Was spricht für eine Verlegung?

Fast alles andere: Sportlich dürfte es für die Kölner egal sein, ob sie die kurze Anreise nach Leverkusen am Freitag oder Sonntag absolvieren. In der Bundesliga haben sie keine Ambitionen mehr, stehen etwas im Niemandsland der Tabelle. Auch der Großteil der Fans ist aufgrund der geringen Anfahrtszeit vermutlich relativ flexibel - so dauert beispielsweise die Zugfahrt vom Kölner Hbf nach Leverkusen gerade einmal rund 15 Minuten.

Ausgeschlossen ist außerdem ein Aufeinandertreffen mit anderen rivalisierenden Fangruppen. Am besagten Abend spielt weder Fortuna Düsseldorf noch Borussia Mönchengladbach. Wenn die Schalker Anhänger auf der Rückreise vom Auswärtsspiel in Mainz durch Köln kommen, dürften die meisten der Zuschauer aus Leverkusen wohl fast schon wieder zuhause sein. Die Sicherheitsbehörden hatten daher keine Einwände gegen die Verlegung.

Ausfahrt aus dem Kölner Hbf Richtung Leverkusen

Auch der übertragende Fernsehsender DAZN legte keinen Protest ein - besitzt er doch die Rechte an den Bundesliga-Sonntagen wie an den Freitagen. Er wird nun freitags zwei Spiele parallel anbieten. Einziger Wermutstropfen: Am Sonntagnachmittag herrscht Leerlauf in Sachen Bundesliga.

Rein rechtlich ist die Verlegung ebenfalls abgesichert: In den DFL-Regularien gibt es den Passus, dass es bei "übergeordnetem Interesse" zu kurzfristigen Spielverlegungen kommen kann. Eine ausgeruhte Mannschaft Leverkusens im Halbfinale der Europa League und ein möglicher Titelgewinn dort dürfte als solches gelten. Denn damit würde der Bundesliga eventuell ein weiterer Startplatz in der Champions League gewährt - ein echter Mehrwehrt für den deutschen Fußball und vor allem die Liga.

Was ist das Fazit?

Es bleibt die Erkenntnis, dass jede Spielverlegung unglaublich komplex ist. Viele Beteiligte und Sachverhalte spielen eine Rolle und jeder Fall muss einzeln und für sich betrachtet werden.

Im Fall von Leverkusen und Köln darf man aber festhalten, dass sich die Spielverlegung aufgrund der räumlichen Nähe der Orte sowie der sportlichen Situation des FC durchaus etwas einfacher realisieren ließ als bei anderen Partien. Ob sie nötig und richtig war - darüber werden die Meinungen weiterhin gespalten sein.