Fußball-Bundesliga Playoffs in der Bundesliga - keine Lösung des Problems

Stand: 10.02.2022 15:20 Uhr

Der Titelkampf der Bundesliga ist seit fast zehn Jahren langweilig, Besserung ist nicht in Sicht. Die DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen bringt nun Playoffs ins Spiel, Dauermeister Bayern München zeigt sich offen - doch die Debatte geht am Problem vorbei. Ein Kommentar.

Bayern München wird vorbehaltlich etwaiger Wunder am Ende der Saison 2021/22 zum zehnten Mal in Folge Meister geworden sein. Diese Langeweile im Titelkampf ist schädlich für das Produkt Bundesliga. Doch wie löst man das Problem?

"Ich finde es spannend, über neue Modelle wie Playoffs für die Bundesliga nachzudenken", sagte Bayern Münchens Vorstandschef Oliver Kahn im Kicker. Zuvor hatte die neue Geschäftsführerin der Deutschen Fußball Liga, Donata Hopfen, bei "Bild" festgestellt: "Es gibt für mich keine heiligen Kühe. Wenn uns Playoffs helfen, dann reden wir über Playoffs."

Gut, reden wir über Playoffs.

Die finanzielle Ungleichheit treibt die sportliche Ungleichheit

Dafür muss man zunächst die finanziellen Verhältnisse darstellen. Am Tabellenende der TV-Geldtabelle der Bundesliga rangieren derzeit Fürth, Bochum und Bielefeld. Sie erhalten in der Saison 2021/22 jeweils rund 30 bis 35 Millionen Euro. Nach dem aktuellen Verteilungssschlüssel der DFL erhalten die Bayern mehr als 88 Millionen Euro. Die letzten von der UEFA verfügbaren Zahlen zur Champions League 2019/20 weisen für die Bayern zudem mehr als 125 Millionen Euro aus.

Das Einnahmenverhältnis in der Bundesliga zwischen ganz oben und ganz unten liegt also bei rund 215 Millionen Euro zu 35 Millionen. Und in dieser Rechnung sind noch keinerlei Sponsorenzahlungen, Eintrittskartenverkäufe und Einnahmen aus Fan-Artikeln berücksichtigt, die die Unterschiede zusätzlich vergrößern. Dass diese Unterschiede kleiner werden, ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die UEFA hat gerade erst neue TV-Verträge ab 2024 für die Champions League abgeschlossen, die die Einnahmen der teilnehmenden Teams deutlich erhöhen werden.

Die Geldströme müssen verändert werden

Eine nachhaltige Lösung des Problems der Langeweile im Titelkampf ist mittelfristig wohl nur durch eine radikale Umverteilung der Einnahmen zu erreichen. Mögliche Maßnahmen könnten sein:

  • Das von der DFL eingenommene Geld könnte vollständig in gleichen Teilen ausgeschüttet werden, so wie es bis in die 90er Jahre der Fall war.
  • Das Geld, das die Klubs im Europapokal einnehmen, könnte bei einer entsprechenden Vereinbarung über die DFL ganz oder teilweise an alle Klubs verteilt werden.
  • Teile des Sponsorings könnten zentral vermarktet werden. Bei den Trikot-Ärmeln war das zu Beginn schon der Fall, bei der Bandenwerbung in der Champions League und im DFB-Pokal ist es seit Jahren so.
  • Eine absolute Kostengrenze für die Spielerkader könnte der Schieflage etwas entgegenstellen.

Keiner dieser Vorschläge stammt aus Nordkorea, all dies wurde oder wird in Deutschland oder Europa praktiziert. Ist die Umsetzung dieser Ideen realistisch? Natürlich nicht.

Und deswegen kommt es zum Vorschlag Playoffs.

Playoffs: Eine falsche Hoffnung auf den Zufallsgenerator

Es ist also selbstverständlich nicht völlig abwegig, zumindest über einen neuen Modus nachzudenken. Das hat jemand anderes bereits erledigt: die UEFA. In der Champions League gibt es ab 2024 ein neues System ohne Gruppen. Warum? Weil die Gruppenphase größtenteils stinklangweilig ist. Im Normalfall ist durch die große finanzielle und sportliche Ungleichheit in vielen Gruppen fast vorher klar, wer die beiden ersten Plätze belegt. Für viele Fans gilt: "Weckt mich zum Viertelfinale."

Wird der neue Modus den Ausgang des Wettbewerbs verändern? Kaum. Denn auch dort kommen die 16 stärksten Klubs weiter, was meistens mit finanziellen Möglichkeiten zusammenhängt. Das Prinzip lautet: Dieselbe Geschichte mit demselben Ende wird nur anders erzählt. So wäre es auch in der Bundesliga.

"Aber die Bayern haben im Pokal 0:5 in Gladbach verloren, sowas wäre mit Playoffs möglich", lautet der Einwand. Ja, das ist in einem Spiel passiert. In einem Wettbewerb, der nicht über die Teilnahme an der Champions League entscheidet. Wie oft würde den Bayern so etwas bei Hin- und Rückspiel oder in einer Serie "best of three" im Kampf um die Champions-League-Plätze und die Meisterschaft passieren? Die Debatte folgt der falschen Hoffnung auf einen Zufallsgenerator, der endlich hin und wieder den ersehnten anderen Meister als Bayern München ausspuckt. Das Problem bleibt ungelöst.

Die Langeweile bleibt das große Problem

Die Bundesliga braucht aber einen Ausweg aus ihrem Dilemma mit ihrem Dauermeister. Der Titelkampf ist langweilig, für Fans im In- und Ausland. Diese Langeweile steht dem Interesse von Konsumenten, Medien und Sponsoren entgegen und damit auch einem wirtschaftlichen Wachstum - ein großes Problem.

Die Bayern stehen mit der positiven Position zu Playoffs nun da, als würden sie zum Wohle aller ihre eigene Benachteiligung befürworten. In Wirklichkeit wird wohl eher versucht, bestehende Einnahmeflüsse zu erhalten, ohne etwas abgeben zu müssen.

Der Ruf nach einer Abschaffung der 50+1-Regel zur Angleichung der Verhältnisse suggeriert den Fans dagegen weiter, dass Investoren entweder generell die Heilsbringer oder in Deutschland komplett ausgeschlossen sind. Ein Blick zu Hertha BSC, dem FC Augsburg oder dem Hamburger SV zeigt, dass beides nicht stimmt.

Die Frage ist nun, was die anderen Klubs in den kommenden Jahren aus dem Vorschlag Playoffs machen. Werden sie den vermeintlich greifbaren Zufallssiegen in Playoffs widerstehen können? Werden Medien und Sponsoren sie dazu drängen? Das Problem der Liga ist bekannt, dem wahren Grund des Übels wird sich aber wohl niemand nähern.