Kann auch das Ei werfen: Bayern-Star Joshua Kimmich

Kooperation vereinbart Wie DFL und NFL voneinander profitieren wollen

Stand: 16.09.2022 13:25 Uhr

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und die National Football League (NFL) wollen künftig zusammenarbeiten. Starken Nutzen erhoffen sich beide Ligen.

Auf den ersten Blick verbindet eine Profiliga in Europa mit einer in den USA nicht so viel. Hier die Strukturen in einem Ligen-System, in dem zumindest in der Theorie jedem Verein die Möglichkeit offen steht, ganz nach oben zu gelangen. Dort das Franchise-System mit Klubs, die keinen Abstieg zu befürchten haben.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die National Football League (NFL) haben sich dennoch am vergangenen Donnerstag (15.09.2022) darauf verständigt, in verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten. In der Hoffnung, voneinander zu profitieren.

Es gibt handfeste wirtschaftliche Interessen

Worum geht es? Offiziell wollen beide Organisationen den Austausch intensivieren, Best-Practice-Beispiele teilen und mögliche gemeinsame Aktivitäten in den Bereichen Produktion, Broadcasting und Programmentwicklung, digitale Innovation und Marketing prüfen sowie fördern, heißt es. NFL-Commissioner Roger Goodell und DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen unterzeichneten die Kooperation.

"Die DFL arbeitet seit jeher offen und kooperativ mit Ligen und Organisationen auf der ganzen Welt zusammen, um die Entwicklung des Sports weltweit zu fördern", teilte Hopfen mit. Doch dahinter stecken natürlich auch eigene wirtschaftliche Interessen, weil die nationalen Medienerlöse für die Bundesliga an Grenzen gestoßen sind - und die internationale Vermarktung ausbaufähig ist.

Bei Auslandsvermarktung hinkt die Bundesliga hinterher

So wird es nicht reichen, wenn Hopfen aus der Bundesliga die "digitalste Fußball-Liga der Welt" machen will – sie muss auch noch weitere Einnahmefelder erschließen. Die NFL soll helfen, die globale Popularität der Bundesliga zu steigern. Beide Ligen haben mit Mediengigant "ESPN" denselben Partner.

In der Corona-Krise ist die von der DFL betriebene Auslandsvermarktung eingebrochen, gerade die international tätigen Aushängeschilder haben sich offen über die aus ihrer Sicht zu geringen Erlöse beschwert. "Hier ist ein erdrutschartiges Missverhältnis entstanden, und dafür braucht es Lösungen von Seiten der Bundesliga, wie diese gewaltige Differenz wieder verringert werden kann", kritisierte Oliver Kahn, Vorstandschef des FC Bayern, erst im Frühjahr. Aus internationalen TV-Verträgen kassiere die Bundesliga derzeit "weniger als 150 Millionen Euro pro Jahr, die Premier League aber im gleichen Zeitraum mehr als zwei Milliarden Euro."

DFL hat Büro in New York

Wenn es um Denkanstöße in globalen Vermarktungsfragen geht, wenn die Verträge neu verhandelt werden können, sind die NFL-Experten nicht die schlechtesten Ratgeber, vielleicht sogar auch Türöffner. Das zumindest hoffen sie bei der DFL in Frankfurt.

Seit vier Jahren unterhält die Liga bereits ein eigenes Büro in New York, das seitdem den nord- und südamerikanischen Raum abdeckt und als Anlaufstelle für Medien- und Marketingpartner hilft, wenn deutsche Klubs beispielsweise Trainingslager in den USA abhalten.

FC Bayern kooperiert mit Kansas City Chiefs

Der FC Bayern pflegt seit einigen Jahren eine Partnerschaft mit dem NFL-Klub Kansas City Chiefs, deren Präsident Mark Donovan nach der US-Tour der Bayern über die Möglichkeiten ins Schwärmen geriet. Auch die Kooperation mit dem MLS-Klub FC Dallas wird über diesen Pfad gelebt.

Bewusst aber werden nun sportartenübergreifende Doppelpässe gespielt: Bei der USA-Reise versuchten sich die Bayern-Stars reihenweise auch mal im American Football, kürzlich verbreitete der Rekordmeister ein Video, wie sich Leroy Sané und Kingsley Coman als Gäste bei den Chiefs von Wide Receiver Mecole Hardman und Moderatorin Colleen Wolfe einweisen ließen, das Ei fachgerecht zu fangen. Beiden Seiten bringen solche Social-Media-Aktivitäten neue Interessenten.

Erste NFL-Spiel am 13. November in München

Denn auf der anderen Seite will die NFL vor allem den europäischen Markt bespielen. Die US-Vermarkter wissen genau, dass sich eine junge Zielgruppe in Deutschland für American Football begeistert. Die NFL trägt deshalb das erste reguläre Saisonspiel in Deutschland am 13. November in der Münchner Arena zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Seattle Seahawks aus.

Die Bosse des FC Bayern waren eng in die Abstimmung rund um die Partie eingebunden. Der Branchenprimus bestreitet einen Tag zuvor sein Auswärtsspiel beim FC Schalke 04, nach jenem November-Wochenende wird die Bundesliga wegen der WM in Katar unterbrochen.

Auch Eintracht Frankfurt begrüßt die Footballer

Deutschland wird in den nächsten vier Jahren jeweils ein reguläres NFL-Spiel ausrichten, abwechselnd in München und Frankfurt. Auch Eintracht Frankfurt kann es kaum erwarten, dass wie einst mit den Frankfurt Galaxy im alten Waldstadion wieder Football vor großer Kulisse im Stadtwald gespielt wird.

"Die NFL kommt nach Deutschland und bringt Football zurück nach Frankfurt. Wir sind total begeistert und sehr stolz, dass sich die NFL entschieden hat, in den nächsten vier Jahren zwei Spiele in Frankfurt auszutragen. Hier bei uns bei Eintracht Frankfurt, im Herzen von Europa", sagte Axel Hellmann, Vorstandssprecher des hessischen Bundesligisten.

Neben ihm hat beispielsweise auch Fredi Bobic, Geschäftsführer bei Hertha BSC, eine hohe Affinität für den US-Sportmarkt. So führte eine Leadership-Reise der DFB-Akademie die Bundesliga-Manager im Dezember 2019 in die USA, um Erkenntnisse von dortigen Sportmarken und Unternehmen zu sammeln.

In der Corona-Krise war die DFL der Retter

NFL-Commissioner Goodell ist jetzt fest davon überzeugt, dass beide Seiten Vorteile aus der Zusammenarbeit ziehen können, auch wenn es keine konkrete Zielvereinbarung gibt. Der Austausch hat sich gerade in jüngerer Vergangenheit intensiviert, als die DFL noch unter ihrem Chef Christian Seifert in der Corona-Krise eine weltweite Vorreiterrolle einnahm.

Nach Ausbruch von Covid-19, als alle Sportwettbewerbe zuerst für unbestimmte Zeit ausgesetzt wurden, war die NFL dankbar für die Expertise, die die DFL über den DFB-Mediziner Tim Meyer zum Neustart zur Verfügung stellte. Die Bundesliga war seinerzeit die erste große Sportliga, die dank ihres Hygienekonzeptes in der Pandemie auf den Platz zurückkehrte - und unterstützte von den vielen Sportorganisationen auf der ganzen Welt insbesondere die NFL.