Schalker Spieler mit Kenan Karaman im Mittelpunkt

Revierderby Leidenschaft und Zusammenhalt sind Schalkes neue Trümpfe

Stand: 12.03.2023 15:24 Uhr

Passend zur entscheidenden Phase im Abstiegskampf der Bundesliga hat der FC Schalke 04 die richtigen Tugenden gefunden. Das heißblütig erkämpfte Remis im Revierderby gegen den BVB war ein weiterer Beleg dafür.

Das waren ganz neue Gefühle für Kenan Karaman. In seinem 14. Einsatz für die Schalker hatte der Offensivspieler zum ersten Mal für sein Team getroffen. Es war nicht irgendein Tor, sondern das entscheidende zum Remis gegen den Titelasprianten und ewigen Rivalen Borussia Dortmund und dazu noch ein wunderschöner Kopfballtreffer, unhaltbar für BVB-Keeper Alexander Meyer.

"Der Ball war echt lange in der Luft. Ich treffe ihn gut und setze ihn gegen die Laufrichtung. Es war mein erstes Tor für Schalke und das im Derby. So kann man sich in die Herzen der Schalker schießen", sagte Karaman zu seinem Glücksmoment.

Fährmann stemmt sich gegen Dortmunder Überlegenheit

Den Torschützen und Joker Karaman auf Schalker Seite gesondert herauszuheben, würde der Sache nicht gerecht. Auch Marius Bülter in der Offensive spielte stark, schoss nicht nur das erste Derbytor gegen Dortmund seit mehr als acht Stunden Spielzeit, sondern bereitete auch den zweiten Treffer von Karaman mit einer Top-Flanke vor.

Aber auch wie sich die Abwehrmänner Henning Matriciani und Maya Yoshida in den Schlusminuten in die Dortmunder Schüsse warfen, zeigte die ganze Energie, die derzeit in der Schalker Mannschaft steckt.

Schalker Freude: Kenan Karaman, Ralf Fährmann und Marius Bülter

Schalker Freude: Kenan Karaman, Ralf Fährmann und Marius Bülter

Ralf Fährmann lieferte zudem im S04-Tor auf seine reifen Tage eine überdurchschnittliche Leistung ab und hielt seine Mannschaft vor allem in der ersten Halbzeit, in der die Dortmunder drückend überlegen waren, mit Klasseparaden im Spiel.

Schalke-Trainer Reis und seine Genussmomente

Von dieser Dortmunder Überlegenheit und den beiden Rückständen ließen sich die Schalker nicht aus dem Konzept bringen. Es war am Ende nur ein Punkt im Abstiegskampf, aber ein "gefühlter Sieg" für die Schalker, die die vergangenen fünf Derbys allesamt verloren hatten.

"Dortmund war uns fußballerisch überlegen, das müssen wir anerkennen. Wenn du aber so zurückkommst, dann genießt du das", meinte Trainer Thomas Reis.“

"Mega Zusammenhalt in der Kabine"

Den Fußball wieder genießen - das war auf Schalke lange Zeit nicht der Fall. Noch Ende Januar am 17. Spieltag standen die Gelsenkirchener nach einem demütigenden 1:6 zu Hause gegen RB Leipzig mit nur neun Punkten ziemlich weit abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.

Schon nach dem Rücktritt von Sportdirektor Rouven Schröder und der Entlassung von Trainer Frank Kramer Ende Oktober war die Stimmung am Schalker Markt im Keller und die Planungen für einen weiteren Abstieg bereits in der Schublade.

Doch Thomas Reis nutzte offenbar trotz der ersten Rückschläge die Pausenzeit während der Weltmeisterschaft und die Winterpause, um an den entscheidenden Schrauben zu drehen und ein Team zu formen, das keineswegs in die 2. Liga gehört. Schalke bekrabbelte sich jedenfalls und kam Schritt für Schritt zurück in die Spur.

Nun ist man schon seit sieben Spielen in der Bundesliga ungeschlagen und in der Rückrundentabelle auf Platz fünf geklettert. Was aber vor allem Hoffnung für ein weiteres Jahr in der Bundesliga macht, sind Einstellung und Leidenschaft, die die "Königsblauen" auch im Revierderby auszeichneten. "Wir haben einen mega Zusammenhalt in der Kabine", sagte Torschütze Karaman nach dem Duell gegen den BVB.

Fans könnten entscheidender Faktor im Abstiegskampf werden

Und dazu haben die Schalker bekanntlich eine Fangemeinde im Rücken, die ebenfalls ein großer Faktor im Abstiegskampf werden könnte "Die Fans haben eine brutale Stimmung gemacht und uns sehr gepuscht. Dazu kommt das Selbstvertrauen, das wir uns erarbeitet haben. Wir haben den Glauben, dass wir immer wieder zurückkommen können, und das hat man heute gesehen", meinte Stürmer Marius Bülter.

Und die Dortmunder? Für die war es nach dem Aus in der Champions League am vergangenen Dienstag (07.03.2023) der zweite "Downer" innerhalb von fünf Tagen. Verständlich, dass der Ärger bei den Schwarz-Gelben, die zuvor acht Siege in Serie in der Bundesliga feierten, größer ausfiel.

"Wir haben es vor dem Spiel schon erwähnt, dass es zwei Möglichkeiten gibt für dieses Spiel: Entweder wir lassen uns auf das emotionale und leidenschaftliche Spiel der Schalker ein, dann wird es eng. Oder wir bleiben klar und versuchen fußballerisch dieses Spiel zu gewinnen. Das haben wir in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht", sagte BVB-Coach Edin Terzic.

Natürlich hätten die Borussen aus ihrer Überlegenheit mehr machen und höher als mit einem Tor führen müssen. Schließlich knüpften sie wieder an ihre Klassenleistungen der Vorwochen an, vor allem im ersten Durchgang. In der zweiten Halbzeit ließ es der BVB aber etwas zu locker angehen und hielt das Tempo nicht mehr so hoch.

Schlotterbeck und der Ärger über die Gegentore

Edin Terzic: "Dann wurde es wild und genauso, wie es Schalke haben wollte. Am Ende haben wir dann den Sieg aus der Hand gegeben."

Etwas niedergeschlagen reagierte auch BVB-Nationalspieler Nico Schlotterbeck, dem mit einem sehenswerten Schuss die Dortmunder Führung gelungen war: "Nach dem Spielverlauf muss man es akzeptieren, dass sie das Ergebnis jetzt feiern. Du darfst dir hier nicht zwei Gegentore fangen", sagte Schlotterbeck.

Jetzt ist erst einmal Pause für den BVB und Zeit zum Wundenlecken. Kommenden Samstag (18.03.2023) geht es weiter, dann kommt der 1. FC Köln zum nächsten Westduell.