Schiedsrichter Thomas Ehrnsperger im Spiel

Unterschiedliche Regeln Zeitstrafe im Amateurfußball ist zurück - ein bisschen

Stand: 15.07.2022 14:09 Uhr

Im Seniorenbereich des Amateurfußballs gibt es die Zeitstrafe wieder. Allerdings nur in einigen Landesverbänden, und dann auch noch mit unterschiedlichen Regeln.

Auf jedem der Tausenden Fußballplätze und bei jedem der zigtausend Spiele am Wochenende dürfte dieser Satz zu hören sein: "Der hat schon Gelb." Es ist die Aufforderung an den Schiedsrichter, den betreffenden Spieler vom Platz zu stellen, sei es mit der Gelb-Roten oder sogar Roten Karte.

Schiedsrichter bei Amateurspielen werden künftig noch eine weitere Möglichkeit haben. Sie können Spieler auf Zeit des Feldes verweisen. Im Jugendbereich gibt es die Zeitstrafe von fünf Minuten schon seit Jahrzehnten. Im Seniorenbereich gab es sie bis 1991, dann verschwand sie mit der Einführung der Gelb-Roten Karte.

Nur in drei von 21 Landesverbänden

Nun gibt es die Zeitstrafe von zehn Minuten im Seniorenbereich bei Männern und Frauen wieder. Aber sie kommt nur auf einem Bruchteil der Tausenden deutschen Fußballplätze zur Anwendung - in drei von 21 Landesverbänden des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Für Hessen muss es sogar heißen, dass sie weiterhin zur Anwendung kommt, denn schon in der vergangenen Saison wurden im Rahmen eines noch laufenden Pilotprojektes Zeitstrafen verteilt. Ob die Regelung Bestand haben wird, sei offen. Die Entscheidung darüber werde vermutlich nach der Hinrunde der bald beginnenden Saison getroffen, sagte Sylvia Wahl, die Abteilungsleiterin Spielbetrieb beim Hessischen Fußballverband.

Bayern behalten Gelb-Rote Karte bei

Der Bayerische Fußballverband (BFV) hat sich schon festgelegt. Mit deutlicher Mehrheit wurde während des Verbandstages entschieden, die Zeitstrafe im Seniorenbereich wieder festzuschreiben. Der dritte Landesverband mit Zeitstrafen auch im Seniorenbereich ist der des Saarlandes.

Die Saarländer und die Hessen haben - anders als die Bayern - dafür die Gelb-Rote Karte abgeschafft. Spricht der Schiedsrichter in Saarland und Hessen nach der Zeitstrafe eine weitere persönliche Strafe aus, kann es nur die Rote Karte sein.

Sven Laumer, Schiedsrichter-Obmann des BFV, sagte, dass die Bayern nach eingehenden Gesprächen mit Vereinen und Schiedsrichtern an der Gelb-Roten Karte festgehalten haben, etwa aus folgendem Grund: "Wenn ein Spieler schon eine Zeitstrafe hatte und dann etwa bei einem Freistoß zu früh aus der Mauer rennt, wäre eine Rote Karte zu hart, denn die hat ja eine automatische Sperre von mindestens einem Spiel zur Folge." Anders als bei den Profis, bei denen eine Gelb-Rote Karte eine Sperre von exakt einem Spiel nach sich zieht, gilt das im Amateurfußball nicht. "Zumindest nicht in Bayern", so Laumer. In anderen Landesverbänden könne dies durchaus anders gehandhabt werden.

Der DFB setzt nur den groben Rahmen, die Landesverbände haben Gestaltungsspielraum. So können sie etwa die Zeitstrafe anwenden oder nicht, allerdings nur bis zur maximal sechsthöchsten Spielklasse, die in manchen Verbänden die Verbandsliga ist, in anderen die Landesliga. Das ist die vor wenigen Wochen vom DFB gemachte Vorgabe. Bei den Frauen darf es bis zur vierthöchsten Spielklasse eine Zeitstrafe geben.

Im Fußballverband Mittelrhein, so Geschäftsführer Dirk Brennecke, werde noch überlegt und diskutiert, ob die Zeitstrafe wieder eingeführt wird. Weitere Landesverbände werden daher nach Hessen, Bayern und ins Saarland schauen, wie sich die Änderungen bewähren.

Schutz der Schiedsrichter und Spieler

Der Grundgedanke hinter der Wiedereinführung der Zeitstrafe ist der Schutz der Schiedsrichter, aber auch der Spieler selber. Zehn Minuten am Rand oder auf der Bank helfen dabei, Adrenalin abzubauen und auch von anderen beruhigt zu werden. Daher ist es dem Schiedsrichter auch möglich, sofort mit einer Zeitstrafe einzusteigen, es muss also keine Gelbe Karte vorangegangen sein.

Dies hat für Sven Laumer den Vorteil, dass Vergehen wie Rudelbildung und Schubsen gerechter bestraft werden. Eine Gelbe Karte dafür habe kaum abschreckende Wirkung, da es im Amateurfußball - zumindest nicht in Bayern - keine Sperre für ein Spiel nach fünf Gelben Karten gebe. Eine Rote Karte für ein leichtes Schubsen hält der Schiedsrichter-Obmann für zu hart, die Zeitstrafe sei daher ein geeignetes Mittelding.