Tote und Verletzte beim Afrika-Cup "Einfach schrecklich" - Bestürzung in Kamerun nach Zuschauertragödie

Stand: 25.01.2022 19:04 Uhr

Nach der Zuschauertragödie mit acht Todesopfern herrscht am Rande des Afrika-Cups Fassungslosigkeit. Ein irrtümlich verschlossenes Eingangstor soll die Ursache für die Katastrophe gewesen sein.

Ein irrtümlich verschlossenes Eingangstor soll die Ursache für die Zuschauerkatastrophe beim Fußball-Afrika-Cup in Kameruns Hauptstadt Jaunde gewesen sein. Das teilte Präsident Patrice Motsepevom vom afrikanischen Kontinentalverband CAF am Dienstag (25.01.2022) weniger als 24 Stunden nach der Tragödie im Olembe-Stadion auf einer Pressekonferenz mit. Bei der Katastrophe gab es acht Todesopfer, sieben Schwerverletzte und 31 weitere Verwundete.

Laut Motsepe hätte das Tor am Montagabend während der Einlasskontrollen vor dem Viertelfinale von Gastgeber Kamerun gegen die Komoren geöffnet sein sollen. "Aus unerklärlichen Gründen war das Tor geschlossen", sagte Motsepe.

Nichts mitbekommen

Am Abend selbst hatten Kameruns Ex-Nationalspieler Patrick Mboma und Trainerlegende Claude LeRoy aus dem Olembe-Stadion in Yaoundé berichtet, als sei nichts geschehen. Die beiden Experten des französischen TV-Senders "Canal+" hatten offenbar nichts mitbekommen von der Tragödie, die sich vor dem Spiel an einem der Eingänge der Arena ereignet hatte.

Beim Versuch, über einen südlichen Eingang ins Stadion zu gelangen, war in einer drängelnden Menschenmenge Panik ausgebrochen. Mit furchtbaren Folgen: Laut aktuellem Stand starben acht Menschen, bis zu 50 wurden teils schwer verletzt in umliegende Krankenhäuser gebracht.

Österreichischer Journalist - dank mutiger Hilfe entkommen

Kurt Wachter, ein österreichischer Journalist, war vor Ort und entkam der Katastrophe nur ganz knapp. "Ich war gut eine Stunde vor Anpfiff an genau diesem Eingang und konnte der Panik dank der mutigen Hilfe eines Stadion-Volunteers so gerade eben noch entkommen. Es war eine schreckliche Situation", so Wachter.

Auch der dänische Journalist Buster Kirchner war Augenzeuge. "Vor dem Stadion war durch eine riesige Menschenmenge ein einziges Chaos", berichtet er, "die Situation war absolut unübersichtlich. Zum Glück war ich nicht nahe genug an dem betreffenden Eingang, um Näheres über die Todesfälle mitbekommen zu haben."

Chaos beim Abtransport der Leichen und Verletzten

Während das lokale Organisationskomitee die Todesfälle bestätigte, aber davon sprach, sich "in der unübersichtlichen Situation zunächst einen Überblick verschaffen" zu wollen, wurden erste Berichte von dem Geschehen auf den Straßen und aus den umliegenden Krankenhäusern bekannt.

Der Abtransport der Leichen und Verletzten war offenbar aufgrund einer chaotischen Verkehrssituation stark verzögert, in den Kliniken herrschte Verzweiflung. "Viele der Verletzten waren in einem sehr bedrohlichen Zustand, als sie kamen", berichtete Krankenschwester Olinge Prudence aus der Messassi-Klinik der Nachrichtenagentur AFP. "Wir müssen irgendwie sehen, dass wir sie in Spezial-Kliniken verlegen können", so die Krankenschwester.

Bereits im Verlauf der vergangenen Woche war es im von Fußball-Touristen derzeit vollgestopften Yaoundé zu einer Tragödie gekommen, als es in einem Nachtklub eine Explosion mit 14 Todesopfern gegeben hatte.

Stadioneingänge unzureichend konstruiert?

Ins 60.000 Zuschauer fassende Olembe-Stadion waren am Montag wegen der Corona-Pandemie nur 48.000 Zuschauer zugelassen worden. Und selbst für diese Menge seien die Stadioneingänge nicht ausreichend groß konstruiert, berichtete laut des britischen "Guardian" ein Insider, der namentlich allerdings nicht genannt werden wollte.

Fehlende Sicherheitsstandards sind in afrikanischen Stadien keine Seltenheit, vor Arenen ist es bereits häufiger zu Massenpaniken mit Todesfällen gekommen. Im Olembe-Stadion in Yaoundé, das extra für den Afrika-Cup 2022 neu gebaut wurde, sollten zwei Viertelfinalspiele ausgetragen werden. CAF-Präsident Patrice Motsepe kündigte an, dass diese verlegt werden.

Spieler wussten nichts von der Tragödie

Trotz der Todesfälle war die Partie zwischen Gastgeber Kamerun und dem großen Außenseiter Komoren ausgetragen worden. Sowohl Reporter und Spieler hatten offenbar nichts mitbekommen von der vorangegangenen Katastrophe.

Gegen das personell arg dezimierte Außenseiterteam, das sogar mit einem Feldspieler im Tor hatte antreten müssen, hatte sich Kamerun lange erstaunlich schwer getan, ehe am Ende ein mühevoller 2:1-Sieg und der Einzug in die nächste Runde feststand. Echte Freude über den Sieg konnte sich angesichts der nach dem Spiel rasch verbreiteten Neuigkeiten allerdings naturgemäß nicht einstellen.