Major League Soccer Los Angeles FC setzt wieder auf Altstars
Erst Giorgio Chiellini, jetzt Gareth Bale. Der Los Angeles FC aus der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS) verstärkt sich mit zwei Altstars. Dabei sollte und wollte die Liga von genau diesem Weg abrücken.
Der Waliser Bale spielte zuletzt bei Real Madrid, wo sein Vertrag ausgelaufen und nicht verlängert worden war. Der 32 Jahre alte Angreifer kann schon ab dem 1. Juli für seinen neuen Klub auflaufen. Der Italiener Chiellini kommt von Rekordmeister Juventus Turin – ebenfalls ablösefrei.
Damit sind dem Verein aus Kalifornien zwei Transfercoups gelungen. Bale war 2013 von Tottenham Hotspur zu Real Madrid gekommen und galt mit der Ablösesumme von 101 Millionen Euro als damals teuerster Spieler der Welt. Er gewann in Madrid allein fünfmal die Champions League und qualifizierte sich erst zuletzt über die Playoffs mit Wales für die Weltmeisterschaft in Katar. Chiellini war 2021 mit Italien Europameister geworden.
Tabellenführer im Westen
Los Angeles spielt erst seit 2018 in der MLS. In der vergangenen Saison wurde das Team in der Western Conference Neunter, landete in der Gesamttabelle auf Platz 19 und verpasste damit die Playoffs um Längen.
In der aktuellen Spielzeit ist die von einer finanzstarken Eigentümergruppe geführte Franchise aber Tabellenführer im Westen. Das Ziel ist der Titel und deshalb wollen die Kalifornier jetzt offenbar Nägel mit Köpfen machen. Bei einem europäischen Spitzenklub ist für das in die Jahre gekommene Duo Bale und Chiellini kein Platz mehr, für die MLS reicht es noch. Bale bringt es auf den Punkt. "Dies ist der richtige Ort für mich und meine Familie und der richtige Zeitpunkt in meiner Karriere", sagte er.
Ob das alles Sinn ergibt, bleibt dahingestellt. Eigentlich sollte und wollte die Liga von diesem Weg abrücken. Hintergrund ist, dass die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet. Da sind wohl eher einheimische Talente gefragt und keine europäischen Altstars.
Cherundolo gegen strenge Gehaltsobergrenzen
Trainiert wird das Team von Steven Cherundolo, langjähriger Profi von Hannover 96. Der 43-Jährige bestritt zwischen 1999 und 2012 87 Länderspiele für das US-Team und nahm an drei WM-Endrunden teil. Zuvor arbeitete Cherundolo beim Partnerklub Las Vegas Lights in der United Soccer League.
Ginge es nach ihm, dann gäbe es bald noch viel mehr Bales und Chiellinis in seinem Team. Das verhindert zurzeit aber noch eine Gehaltsobergrenze. Von der sollte sich die MLS zugunsten ihrer Entwicklung aber verabschieden, meint Cherundolo. "Ich glaube nicht, dass die Salary Cap ganz weggehen wird, und ich glaube auch nicht, dass es besonders klug wäre", sagte der Trainer. "Aber etwas aufgelockert", fände er gut. "Wenn Vereine investieren wollen, um zu gewinnen, dann wäre es, glaube ich, gut, wenn sie das dürfen. Ich glaube, das wird auch passieren die nächsten Jahre", so Cherundolo.
"Man kann noch viel bewegen"
Die Major League Soccer habe sich mit einem langsamen Wachstumskonzept in den vergangenen Jahren gut entwickelt. "Ich glaube aber, das Publikum, die Geldgeber und die Fans sind bereit, die Zügel etwas lockerer zu lassen, sodass die Vereine mehr selber investieren können", sagte der US-Amerikaner: "Fußball in den USA ist sehr weit, die Liga ist sehr weit gekommen, aber man kann auch noch viel bewegen im Gegensatz zu vielen Vereinen in Deutschland."
Hintergrund: In der MLS gibt es eine Gehaltsobergrenze für jede Mannschaft. In der vergangenen Saison waren das rund fünf Millionen US-Dollar. Das Gehalt von bis zu drei Spielern zählt nur zu einem geringen Anteil und kann so auch deutlich höher ausfallen. Alle anderen im Kader dürfen zusammengerechnet aber nicht über der Grenze liegen.
Pfannenstiel geht anderen Weg
Lutz Pfannenstiel hält von solchen Überlegungen wohl gar nichts. Der ehemalige Torhüter und Fußball-Weltenbummler ist Sportdirektor beim MLS-Klub Saint Louis City. Der Klub baut zurzeit das modernste Trainingszentrum in ganz Nordamerika, das auch die Jugendakademie des Vereins beherbergt. Das verriet der 49-Jährige WDR-Moderator Sven Pistor im Podcast "Einfach Fußball".
Pfannenstiel und auch andere Klubs gehen einen anderen Weg: "Viele Vereine gehen davon weg, ältere Spieler mit riesigen Namen zu holen. Schweinsteiger, Ibrahimovic und Rooney – das war vielleicht vor Jahren einmal populär, um die Liga anzuheizen. Jetzt wird es eine Liga, die für Top-Trainer und junge Talente interessant ist."
Keine "Leuchtturmspieler"
St. Louis sei "eine fußballverrückte Stadt, die Hauptstadt des Fußballs", da halte er wenig von sogenannten "Leuchtturmspielern". Es gebe genug Talente. "Ich halte nichts davon, ältere Spieler zu verpflichten, die hier noch ein bisschen kicken wollen. Ich suche junge und hungrige Spiele", sagte Pfannenstiel.