
"Sommermärchen"-Prozess Verfahren gegen Zwanziger eingestellt
Das Verfahren gegen den ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung ist gegen eine Geldbuße in Höhe von 10.000 Euro eingestellt worden.
Wie erwartet wurde am Mittwoch das Verfahren gegen Theo Zwanziger vor dem Landgericht Frankfurt/Main eingestellt. Von den anfangs drei Beschuldigten sitzt damit niemand mehr auf der Anklagebank. Dafür rückt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in den Fokus.
Der frühere DFB-Präsident Zwanziger, 79, wurde gegen eine Geldbuße in Höhe von 10.000 Euro aus dem Prozess entlassen. "Heute ist es rum", sagte Zwanziger. "Wir haben immer versucht, mit unseren Möglichkeiten Licht ins Dunkel zu bringen. Theo Zwanziger ist kein korrupter Mensch, der andere täuscht."
Oberstaatsanwalt Jesco Kümmel bewertete die Einstellung des Verfahrens als "sachgerecht".
Verfahren gegen Schmidt und Niersbach eingestellt
Schon in der vergangenen Woche war das Verfahren gegen den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt eingestellt worden. Schmidt musste 65.000 Euro zahlen. Bereits im vergangenen Jahr kam der ehemalige DFB-Boss Wolfgang Niersbach mit einer Strafe von 25.000 Euro davon.
DFB auf der Anklagebank
In dem Prozess, der gegen den Deutschen Fußball-Bund fortgeführt wird, ging es im Kern um eine DFB-Zahlung von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband FIFA aus dem April 2005. Diese Summe war vom DFB ein Jahr später nach Ansicht der Staatsanwaltschaft unzulässig als Betriebsausgabe deklariert worden. Dadurch seien Steuern in Höhe von 2,7 Millionen Euro hinterzogen worden.
Die 6,7 Millionen Euro waren vom Weltverband FIFA am selben Tag auf ein Konto des mittlerweile verstorbenen Robert Louis-Dreyfus weitergeleitet worden. Dabei handelte es sich um die Rückzahlung eines Darlehens von zehn Millionen Schweizer Franken, das Franz Beckenbauer im Jahr 2002 von dem französischen Unternehmer erhalten hatte.
Diese Summe floss nach Katar auf ein Firmenkonto des damaligen FIFA-Exekutivmitglieds, Mohamed bin Hammam. Dabei handelte es sich nach Ansicht der Vorsitzenden Richterin Eva-Marie Distler um eine "Schmiergeldzahlung", mit der sich der DFB einen FIFA-Zuschuss an den WM-Kosten in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken sicherte. Der DFB verschleierte die Begleichung der Schuld als Beitrag für eine geplante WM-Eröffnungsgala, die später aus Kostengründen abgesagt wurde.
Verband muss um Steuer-Millionen bangen
Da die Staatsanwaltschaft eine Einstellung des Verfahrens gegen den DFB generell ablehnt, muss der Verband weiter eine Steuer-Rückzahlung von rund 22 Millionen Euro fürchten. Diese Summe hatte der Verband nachträglich an den Fiskus entrichten müssen, nachdem ihm 2017 im Zuge der Sommermärchen-Affäre rückwirkend die Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006 entzogen worden war.