Frauenfußball | Karriereende Babett Peter: Schlussstrich bei Real Madrid, Umzug in die USA

Stand: 02.05.2022 13:00 Uhr

Mit Babett Peter hört eine der erfolgreichsten deutschen Fußballerinnen am Saisonende auf. Die Kapitänin von Real Madrid wird ab Sommer für die US-Profiliga NWSL arbeiten.

Der Schritt ist gut überlegt. Ganz wie es sich für eine strukturierte Persönlichkeit wie Babett Peter gehört: Am Saisonende beendet eine der erfolgreichsten deutschen Fußballerinnen ihre aktive Karriere. Ihr Verein, Real Madrid, hätte mit der Kapitänin gerne noch verlängert, doch die bald 34-Jährige zieht nun einen Schlussstrich.

"Ich möchte gerne selbst bestimmen, wann ich aufhöre - und jetzt ist der Zeitpunkt nach einer sehr erfolgreichen Saison als Kapitänin von Real Madrid gekommen." Drei Jahre hätte sie eine wunderbare Zeit in Spanien verbracht, als sie 2019 zu CD Tacon wechselte, deren Spielrecht Real Madrid dann ein Jahr später übernahm.

In diesem Jahr schrieb die deutsche Abwehrspielerin mit an einem Stück Frauenfußball-Geschichte, als Real Madrid im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Barcelona vor mehr als 90.000 Zuschauern antrat. "Wir haben uns wahnsinnig gut verkauft und sogar noch die Chance, ins spanische Pokalfinale zu kommen. Meine Aufbauarbeit habe ich in Spanien also erfüllt, und in Deutschland sowie auf internationaler Bühne alle Titel gewonnen, von denen ich geträumt habe", sagt Peter. Auf Instagram schrieb die 33-Jährige, es gehe "eine unvergessliche Reise" in diesem Sommer zuende.

Der Gewinn der olympischen Goldmedaille ragt heraus

Sie, die 2018 nach 118 Länderspielen aus der Nationalmannschaft zurücktrat, ist Weltmeisterin (2007), Europameisterin (2009) als auch Olympiasiegerin (2016) geworden. Die aus Oschatz im Bezirk Leipzig stammende Defensivspezialistin hat mit Turbine Potsdam, 1. FFC Frankfurt und VfL Wolfsburg auch auf Vereinsebene reihenweise Titel gewonnen.

Ihr fällt in der Rückschau zuerst das Champions-League-Finale mit Turbine Potsdam 2010 ein: "Das war sicher eines der emotionalsten Endspiele, die ich bestritten habe." Natürlich sei auch der Gewinn der olympischen Goldmedaille 2016 in Rio de Janeiro besonders gewesen, "denn vorher hatte ich viel mit Verletzungspech zu kämpfen."

Ella Masar arbeitet bereits in den USA

Doch für sie zählen nicht allein die Titel: "Das, was wirklich hängenbleibt, sind die tollen Menschen, die ich durch den Fußball kennenlernen durfte. Das ist es, was den Sport ausmacht: Eine Trophäe alleine hochzuheben, macht irgendwie nicht so viel Spaß." Von diesen Persönlichkeiten zählt sie Bianca Schmidt, Mary Earps oder Almuth Schult auf, die aktuelle Torhüterin vom VfL Wolfsburg, für den sie bis 2019 noch spielte.

In dieser Zeit hat sie auch auf ihre Lebensgefährtin Ella Masar getroffen. Die beiden sind seit fast einem Jahr verlobt, vor 20 Monaten brachte Masar einen Sohn zur Welt. Die ehemalige US-amerikanische Fußballerin arbeitet bereits als Co-Trainerin in der National Women’s Soccer League (NWSL) bei Kansas City Current - und einen ähnlichen Weg wird auch Peter einschlagen.

Nach drei, vier Jahren soll es zurück nach Deutschland gehen

Auch wenn sie über die genauen Details noch nicht sprechen kann, freut sie sich auf einen fließenden Übergang zwischen aktiver und beruflicher Karriere: "Das amerikanische Franchise-System im Sport kennenzulernen, kann uns nur helfen. Ich werde im Oktober mein Master-Studium im Sportbusiness abschließen, insofern passt das sehr gut.“

Sie habe für sich reflektiert, "dass ich mich mit bald 34 Jahren in einem anderen Lebensstadium befinde: Ich habe ein Kind, mache ein Studium und besitze Verantwortung. Ich fühle, dass ich aus dem aktiven Fußball rauswachse. Meine Mitspielerinnen sind 13, 14 Jahre jünger". Und sie merke deutlich, "dass sich das Leben bei mir um andere Dinge dreht".

Ihre Lebenspartnerin sei schon im Februar in die USA gezogen, "unser Sohn Zykane war bis April bei mir, jetzt ist auch er bereits drüben". Drei, vier Jahre kann sich die Familie vorstellen, im US-Frauenfußball zu arbeiten, danach soll es zurück nach Deutschland gehen, "wo ich viel Entwicklungspotenzial im Frauenfußball sehe", sagt Peter. Ein gutes Projekt, vielleicht in der Frauen-Abteilung von RB Leipzig oder auch bei ihrem Ex-Verein Turbine Potsdam, könnte interessant werden, ohne dass es aber konkrete Pläne in diese Richtung gibt.

Sie war mit 19 Jahren schon Weltmeisterin

Ihr Erfahrungsschatz ist enorm. Sie war gerade 19, als sie bereits zum Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft zählte, das 2007 den zweiten WM-Titel gewann. Peter blieb damals in China zwar ohne Einsatz, sagt aber darüber: "Wenn man so früh einen solchen Titel gewinnt, denkt man zunächst, es geht in der Karriere nur noch nach oben."

Vier Jahre später bei der WM im eigenen Land hatte sie die Realität eingeholt. Das frühe Ausscheiden 2011 im Viertelfinale gegen Japan wirkte lange wie eine Schockstarre für den deutschen Frauenfußball, dennoch hat die Stammverteidigerin an das Heimturnier nicht nur schlechte Erinnerungen: Das Eröffnungsspiel im ausverkauften Berliner Olympiastadion oder die Aufmerksamkeit über das gesamte Turnier seien aber Neuland gewesen, "darauf war vor elf Jahren niemand vorbereitet, und das hat sicher ein bisschen gelähmt".

Auch die schmerzhaften Erfahrungen habe sie schätzen gelernt "und einige Lektionen fürs Leben gelernt". Ihr persönlicher Tiefpunkt sollte die EM 2017 in den Niederlanden werden, als sie zu den Führungspersönlichkeiten gehörte und das DFB-Team im Viertelfinale gegen Dänemark ausschied. "Das war ein Rückschlag für die ganze Frauenfußball-Nation Deutschland." Sie hat nun speziell in Spanien mitbekommen, welch dynamische Entwicklung angestoßen worden ist.

Der FC Barcelona ist zum Vorreiter geworden

Vorreiter sei in dieser Hinsicht sicherlich der FC Barcelona, der auf Vereinsebene die Maßstäbe setzt und sich gerade im Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg (5:1, 0:2) durchgesetzt hat und im Finale gegen Olympique Lyon am 21. Mai in Turin den Champions-League-Titel verteidigen kann. "Sie machen ganz viele Sachen richtig", sagt Peter und prophezeit: "In zwei, drei Jahren wird die spanische Frauen-Liga Europa dominieren."

Würde sie jemand aus der Frauen-Bundesliga oder dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) um Rat fragen, dann hätte sie eine klare Botschaft: Mut haben, mehr wagen. "Ich glaube, dass man mit vergleichsweise wenig Aufwand bei einem Frauen-Bundesligisten viel erschaffen kann. Das haben Lyon, Chelsea, Wolfsburg oder Barcelona nicht anders gemacht, die mit einem langen Vorlauf in den Frauenfußball investiert haben. Das zahlt sich jetzt aus. Mein Wunsch wäre es, dass ich in einigen Jahren daran auf Managementebene mitwirke und Frauenfußball aktiv mitgestalten kann."