Die Lehren aus dem Transfer-Sommer Transfers im Fußball - Leihen ist das neue Kaufen

Stand: 01.09.2021 13:51 Uhr

Streikende Spieler und Klubs, die sich ihre Neuzugänge lieber borgen – der Transfersommer in der Bundesliga hat einige Geschichten geschrieben. Ein Überblick.

Es gibt Dinge, die gibt es gar nicht. So wie den von sehr vielen Medien und Transferexperten schon als "praktisch perfekt" gemeldeten Wechsel von Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain zu Real Madrid. Unfassbare 190 Millionen Euro soll Real geboten haben, doch PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi lehnte ab. Kaum zu glauben, denn im nächsten Sommer läuft der Vertrag von Mbappé aus. Er ist dann ablösefrei.

Real Madrid aber hätte offenbar gerne gezahlt, dabei hat der Klub Schulden, sehr hohe Schulden. Wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie hatten Verantwortliche vieler Vereine in ganz Europa zuletzt manchmal von einer neuen Demut gesprochen. Doch von der ist zumindest bei einigen Top-Klubs nicht mehr viel zu spüren.

Auch die Bundesliga hat investiert, man denke nur an die Bayern oder an RB Leipzig, das in den letzten Stunden der Transferperiode noch Ilaix Moriba vom FC Barcelona unter Vertrag nahm. Moriba, 18, gilt als großes Talent im Mittelfeld, in Spanien schwärmen sie von seinem Spiel. Es sollen einige Spitzenklubs um ihn geworben haben. Für Leipzig ist sein Kommen ein Erfolg, der international wohl einige Beachtung finden wird.

Man borgt sich lieber Spieler

Über 20 Transfers mit Bundesliga-Beteiligung gab es am letzten Tag des Transferfenster – und es ließ sich sehr gut eine Entwicklung beobachten, die fast schon ein Trend ist: Leihen ist das neue Kaufen. In Zeiten von Covid-19 sind auch die Umsätze vieler Bundesligisten eingebrochen, das Geld für Transfers sitzt nicht mehr so locker wie vor der Pandemie. Eine Leihe, oft verbunden mit einer Kaufoption in der Zukunft, kann da eine gute Alternative sein.

In Frankfurt etwa suchten sie seit Wochen nach einem Mittelstürmer, es kam dann Sam Lammers aus Bergamo – per Leihe, man ahnt es. Dortmund borgte sich Marin Pongracic aus Wolfsburg, der VfL wiederum Dodi Lukebakio von der Hertha. Hoffenheim lieh erneut Chris Richards von den Bayern aus. In der letzten Stunde der Transferzeit gab es mehr Leihen als Käufe.

"Nicht-Transfers" mit fadem Beigeschmack

Natürlich gab es auch wieder Verhandlungen, die überraschend doch noch scheiterten. In Frankfurt haben sie damit so ihre Erfahrungen gemacht in diesem Sommer. Dass Amin Younes nach seiner kurzen, aber durchaus vielversprechenden Zeit samt Nationalelf-Comeback bei Eintracht Frankfurt unbedingt zu Al Shabab in Saudi-Arabien wechseln wollte, dürfte für viele Fans unverständlich gewesen sein. Am Ende, als sie sich in Frankfurt mit dem Weggang arrangiert hatten, wollte Younes dann doch nicht mehr. Er blieb in Frankfurt.  

Und dann war da noch Filip Kostic, vielleicht Frankfurts bester Fußballer. Kostic suchte nach einer neuen Herausforderung, die Lazio Rom ihm bieten wollte. Bei der Eintracht waren sie nicht so begeistert, und das traf kurz darauf auch auf Kostic zu. Er streikte, wollte den Transfer erzwingen – und dürfte in den nächsten Tagen einigermaßen kleinlaut ins Training zurückkehren. Zwischen Frankfurt und Rom kam es zu keiner Einigung.

Zuvor hatten die Frankfurter einige Jahre ihren Spaß an Kostic gehabt. Seine Flankenläufe sind in der Bundesliga gefürchtet, bei allen, die es mit der Eintracht halten, aber überaus beliebt. Kostic hat über Jahre Top-Leistungen gebracht – vielleicht verzeihen ihm die Fans vor diesem Hintergrund.

Friedl verweigert Einsatz - und muss doch bleiben

Bremens Marco Friedl hat einen solchen Status noch nicht erreicht. Friedl, 23, und einst in der Jugend der Bayern ausgebildet, gilt als talentierter Verteidiger. Doch mit Werder Bremen war er in der vergangenen Saison abgestiegen – und hatte dabei nicht immer eine glückliche Figur gemacht. Auf die zweite Liga mit Werder hatte er offenbar trotzdem nur wenig Lust. Kürzlich boykottierte Friedl das Spiel gegen Hansa Rostock. Er erachte sich für "nicht spielfähig", hatte Friedl den Bremern offenbar mitgeteilt. Blöd nur, dass Werder sich einem Transfer verweigerte.

Und weil sowas in der Öffentlichkeit eher keinen so guten Eindruck macht, verschickte Bremen nun eine Mitteilung. Auch Friedl kommt darin zu Wort. Er habe sich in einem "Dilemma befunden", sagte er. "Es war aber niemals meine Absicht, der Mannschaft und dem Verein zu schaden oder die Fans zu enttäuschen."

Mbappé als Vorbild

Motivationsprobleme hat zumindest Kylian Mbappé offenbar nicht. Zwar hatte man lesen können, er sei einem Wechsel zu Real Madrid nicht abgeneigt gewesen, doch zumindest in den kommenden Monaten bleibt er Spieler von Paris. Am vergangenen Samstag hat PSG in der Liga gegen Stade Rennes gespielt, beide Tore zum 2:0-Erfolg erzielte Mbappé.