Die niederländische Fußballspielerin Anna Miedema (l.) und die schwedin Nathalie Björn treffen im Zweikampf aufeinander.

Gruppe C Remis im Gipfeltreffen zwischen "Oranje" und Schweden

Stand: 09.07.2022 23:57 Uhr

Hochspannung in Gruppe C! Die Niederlande sind mit einem 1:1 gegen den WM-Dritten Schweden ins EM-Turnier gestartet - obwohl der Titelverteidiger an der Bramall Lane in Sheffield früh zwei wichtige Spielerinnen ersetzen musste.

Von Ines Bellinger

Im mit Spannung erwarteten Duell der beiden Top-Teams musste der Vize-Weltmeister am Samstagabend (09.07.2022) vor den Augen von Bondscoach Louis van Gaal mit einer schweren Hypothek klarkommen. Neben Torhüterin und Kapitänin Sari van Veenendaal schied auch Verteidigerin Aniek Nouwen bereits vor der Pause verletzt aus. Dennoch gelang es dem Team des englischen Trainers Mark Parsons, einen 0:1-Rückstand gegen den Olympia- und Weltranglistenzweiten wettzumachen.

"Wir haben einen guten Job gemacht, haben die Ruhe bewahrt, nachdem wir unsere Kapitänin und unsere Innenverteidigerin verloren hatten", lobte Parsons sein Team. Schwedens Coach Peter Gerhardsson trauerte dem verpassten Sieg hinterher. Seine Spielerinnen hätten vieles gut gemacht, aber: "Wir hatten nur ein Problem: Miedema, wir mussten sie doppeln", sagte er mit Blick auf die niederländische Ausnahmestürmerin, die als "Player of the Match" geehrt wurde.

Da sich zuvor die Schweiz und Portugal ebenfalls unentschieden getrennt hatten, liegen in der Gruppe C vor dem zweiten Spieltag alle Teams gleichauf. Die Niederlande treffen am kommenden Mittwoch auf Portugal, Schweden bekommt es mit der Schweiz zu tun.

Schock für die Niederlande - van Veenendaal verletzt

Alle drei Wolfsburgerinnen im EM-Kader schafften es auch in die Startelf der Niederländerinnen: Angreiferin Jill Roord und die beiden Abwehrspielerinnen Dominique Janssen und Lynn Wilms. Letztere war in der Anfangsphase in einen folgenschweren Zusammenprall mit Verteidigerin Stefanie van der Gragt und Torhüterin van Veenendaal verwickelt (10.).

Die Nummer eins und Kapitänin des Titelverteidigers erlitt dabei offensichtlich eine Schulterverletzung, die sie wenig später zur Aufgabe zwang. Den Tränen nahe, räumte die erfahrene Keeperin vom PSV Eindhoven ihren Platz für Daphne van Domselaar (22.). Die 22-Jährige von Twente Enschede musste sich in ihrem erst zweiten Länderspiel gleich auf großer Bühne beweisen.

Torhüterin Daphne van Domselaar  (l.) aus den Niederlanden wird gegen die verletzte Sari Van Veenendaal eingewechselt.

Kapitänin von Bord: Sari van Veenendaal (r.) muss verletzt vom Platz, Daphne van Domselaar kommt.

Andersson trifft nach Asllani-Tunnel

Die Niederländerinnen schüttelten diesen Schock nicht ohne Weiteres aus den Klamotten - und die Schwedinnen nutzten die Gunst der Stunde. Angetrieben von der überragenden Fridolina Rolfö vom FC Barcelona, die das Tempo diktierte und die Bälle verteilte, nutzten sie ihre dritte Torchance zur Führung. Kosovare Asllani tunnelte auf der rechten Angriffsseite Nouwen und spielte den Ball quer durch den Strafraum. Die am zweiten Pfosten mitgelaufene Jonna Andersson von Hammarby IF schob unbedrängt aus fünf Metern ein (36.). Van Domselaar hatte nicht den Hauch einer Abwehrchance.

Auch Nouwen muss verletzt raus

Für das bereits gebeutelte Parsons-Team, das in der ersten Hälfte zwar etwas mehr Ballbesitz hatte, sich aber keine zwingende Chance erarbeiten konnte, kam es vor der Pause noch schlimmer. Nouwen verletzte sich, als Lina Hurtig auf ihrem rechten Fuß landete. Auch für die Chelsea-Verteidigerin ging es nicht weiter. Den "Oranje"-Fans auf den Rängen wurde zunehmend mulmiger zumute.

Wolfsburgs Roord macht das 1:1

Das war unbegründet, wie sich nach Wiederanpfiff zeigte. Die "Vrouwenelftal" hatte sich in der Kabine zusammengerauft und ging mit neuer Zuversicht in die zweite Hälfte. Vivianne Miedema, mit 94 Toren in 112 Länderspielen eigentlich die Knipserin vom Dienst, stellte sich der Verantwortung, die sie mit der Kapitänsbinde von van Veenendaal übernommen hatte.

Die Arsenal-Stürmerin ließ sich zurückfallen und schleppte selbst viele Bälle aus dem Mittelfeld Richtung schwedischem Strafraum. So auch vor dem 1:1, das sie mit einem Solo über die linke Seite vorbereitete. Eigentlich hatten die Schwedinnen den Angriff schon abgewehrt, doch dann sprang der Ball Roord im Strafraum vor die Füße. Die Stürmerin vom VfL Wolfsburg schloss blitzschnell mit einem Flachschuss aus der Drehung ab - 1:1 (52.).

Van Domselaar hält Punkt fest

Die Schwedinnen versuchten, ihre technischen Nachteile mit physischer Stärke auszugleichen. Und sie brachten nun verstärkt hohe Bälle auf die unerfahrene Torhüterin der Niederländerinnen. Die 22-Jährige ließ sich aber nicht mehr überlisten, parierte großartig gegen Rolfö (87.). Zuvor hätte Roord den Sieg für die Niederlande klarmachen können, doch nach feinem Zuspiel von Miedema bekam sie in aussichtsreicher Position den Ball nicht unter Kontrolle (77.).

Niederlande - Schweden 1:1 (0:1)

Tore: 0:1 Andersson (36.), 1:1 Roord (52.)
Zuschauer: 21.342
Schiedsrichterin: Cheryl Foster (Wales)

Niederlande:
van Veenendaal (22. van Domselaar) - Wilms, van der Gragt, Nouwen (41. Olislagers), Janssen - Groenen, van de Donk (78. Pelova), Spitse - Roord (78. Beerensteyn), Miedema, Martens

Schweden: Lindahl - Ilestedt, Björn, Eriksson - Glas, Angeldal (71. Bennison), Seger, Andersson (71. Rytting Kaneryd) - Asslani, Hurtig (70. Blackstenius), Rolfö

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 09.07.2022 | 17:45 Uhr