Die Eintracht-Profis nach dem Remis in Mainz vor ihren Fans.

Auf dem Sofa, im Kabinengang oder auf dem Platz Die Wege für Eintracht Frankfurt in die Champions League

Stand: 06.05.2025 10:41 Uhr

Die Eintracht will am Sonntag im Heimspiel gegen St. Pauli ihren zweiten Matchball zum Champions-League-Einzug verwandeln - womöglich muss sie das gar nicht. Es gibt auch andere Szenarien für den großen Coup.

Mit Blick auf den großen Traum, den Einzug in die Champions League, lassen sich für Eintracht Frankfurt am kommenden Wochenende einige Szenarien stricken - angefangen mit einem überaus positiven aus Sicht des hessischen Bundesliga-Dritten. Man stelle sich nur mal vor, es ist der frühe Sonntagabend, etwa 17.25 Uhr, die Eintracht-Profis und jene des FC St. Pauli warten in den Katakomben des Waldstadions aufs Einlaufen ins brodelnde Rund.

Zeitgleich, rund 200 Kilometer entfernt in der Arena zu Leverkusen, erfolgt nach langer Nachspielzeit und verzweifelten Attacken der Dortmunder Gäste der Abpfiff. Ein schnödes Unentschieden, 1:1, auch ein furioses Remis, 4:4, oder gar ein Sieg fürs heimische Bayer-Team. Und schon wäre der Gang auf den Rasen für die Frankfurter Spieler ein wahrer Champions-Walk. Ekstase im Waldstadion - auf den Rängen sowieso, auf dem Platz vermutlich auch. (Die aktuelle Tabelle finden Sie hier)

Auf dem Sofa in die Königsklasse?

Ja, es ist dies nur ein Gedankenspiel, jedoch keines, das völlig aus der Luft gegriffen ist. Mit einer soliden Leistung und dem 1:1 in Mainz hat die Eintracht zwar den ersten Königsklassen-Matchball verhauen, dem großen Ziel einen Schritt näher gekommen, ist sie aber sehr wohl, wie Trainer Dino Toppmöller hinterher sagte.

Die Verfolger aus Freiburg und Dortmund müssen jeweils beide Spiele für sich entscheiden, um der Eintracht den Champions-League-Platz noch streitig machen zu können. Die Breisgauer spielen kommendes Wochenende in Kiel, das nach dem 3:1-Erfolg in Augsburg wieder Hoffnung auf den direkten Klassenerhalt hat. Schon bei einem Remis im hohen Norden wäre die Eintracht für den Sport-Club uneinholbar - dank der deutlich besseren Tordifferenz auf Frankfurter Seite. Theoretisch also könnten die Hessen bereits am Samstag-Nachmittag mit hochgelagerten Füßen auf dem Sofa zum Champions-League-Club werden.

Die Restprogramme
Eintracht Frankfurt (56 Punkte, Tordifferenz von +20): Heimspiel gegen FC St. Pauli, Auswärtsspiel beim SC Freiburg

SC Freiburg (52 Punkte, Tordifferenz von -3): Auswärtsspiel bei Holstein Kiel, Heimspiel gegen die Eintracht

Borussia Dortmund (51 Punkte, Tordifferenz von +15): Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen, Heimspiel gegen Holstein Kiel

RB Leipzig (50 Punkte, Tordifferenz von +6): Auswärtsspiel bei Werder Bremen, Heimspiel gegen VfB Stuttgart

Fokus auf sich selbst

Es gibt noch einige weitere Rechenspiele, zum Beispiel jenes, dass bei jeweiligen Doppelsiegen der beiden ärgsten Verfolger der Eintracht auch ein Remis gegen St. Pauli reichen könnte. Dann jedoch dürfte der BVB jeweils nur knapp gewinnen. Oder, dass die Hessen ein mögliches Nervenfinale im Breisgau mit einem Unentschieden auf ihre Seite ziehen. Die Verantwortlichen und Spieler kennen die Szenarien, keine Frage, öffentlich aber wollten sich nach dem Mainz-Spiel verständlicherweise darauf nicht eingehen. Stattdessen: klarer Fokus auf sich selbst. Einfach das Ding am Sonntag im eigenen Stadion ziehen. "Das ist das große Ziel", sagte Kapitän Kevin Trapp.

Die Leistung von Mainz war zwar kein königlicher Auftritt der Frankfurter, sehr wohl aber ein wehrhafter. Die Hausherren erarbeiteten sich zwar ein optisches Übergewicht, lagen in vielen Statistiken vorne, ganz so überlegen wie es FSV-Trainer Bo Henriksen gesehen hatte, aber waren sie nicht. Vor allem das Großchancen-Verhältnis sprach für die Eintracht. Das Frankfurter Tor erzielte Rasmus Kristensen, Hugo Ekitiké aber lief gleich dreimal mehr oder weniger frei auf den FSV-Kasten zu. Die Mainzer ihrerseits erzielten neben dem Flipper-Tor von Jonathan Burkardt noch eines aus knapper Abseitsposition. Auch schoss der von der Eintracht umworbene Burkhard einmal vorbei.

Götze-Rückkehr wäre sehr hilfreich

Das bedeutete auch: Die Eintracht, die bewusst tiefer gestanden hatte, wie Trainer Toppmöller nach der Partie kundtat, verteidigte bockstark, ließ trotz vieler Druckmomente sehr wenig zu. Gerade Robin Koch, Arthur Theate und Torwart Kevin Trapp überzeugen als wichtige Säulen in dieser Crunchtime. Dass das Umschaltspiel diesmal nicht wie erhofft funktionierte, lag dagegen an fehlender Ruhe der Passgeber sowie durchwachsenen Leistungen der eigentlichen Konterkönner. Gerade Jean-Matteo Bahoya und Nathaniel Brown waren mit der kernigen Spielweise des FSV an diesem Tage überfordert, was solch jungen Kerlen jedoch zugestanden werden sollte.

Dazu bietet die Ersatzbank derzeit eher begrenzte Wechseloptionen. Leute wie Fares Chaibi oder Can Uzun konnten den Eintracht-Auftritt nach ihren Hereinnahmen kaum beeinflussen. Andere wie die beiden im Winter verpflichteten Stürmer kamen entweder gar nicht ins Spiel (Elye Wahi) oder lediglich zum Zeitschinden (Michy Batshuayi). Eine Rückkehr des angeschlagenen Mario Götze (Muskelfaserriss) wäre mehr als hilfreich, er verfügt über das nötige Fußwerk, gerade in Drucksituationen für die entscheidende Ruhe zu sorgen. Ob der Spielmacher gegen das am Sonntag womöglich schon vor dem Abstieg gerettete Sankt Pauli - Heidenheim dürfte dafür am Samstag nicht bei Union Berlin gewinnen - wieder eingreifen kann, ist jedoch ungewiss.

Europa-League-Platz ist nahezu fix

Dennoch konnten sie zufrieden sein in Frankfurt mit dem Remis. Auch deshalb, weil der Club tatsächlich drei Spieltage vor Schluss schon die Conference League gesichert und die Europa League fast gesichert hat. Der Tabellensechste aus Leipzig wird bei sechs Punkten Rückstand und der um 14 Treffer schlechteren Tordifferenz kaum mehr vorbeiziehen können.

Das ist, tritt man mal einen Schritt zurück und bewertet das große Ganze, eine sehr beachtliche Leistung der Eintracht. Eine, die den Beteiligten aber längst nicht mehr genügt. "Wir spielen sicher international, das ist zwei Spieltage vor Schluss eine gute Sache. Jetzt wollen wir aber den letzten Schritt gehen gegen St. Pauli", sagte Toppmöller. Oder schon als künftige Champions-League-Spieler und -Trainer triumphal ins brodelnde Rund einmarschieren. Wer weiß das schon.