FIFA-Präsident Gianni Infantino auf einer Pressekonferenz

WM 2022 in Katar "Schweigt auffallend" - Amnesty kritisiert Infantino

Stand: 20.11.2022 22:48 Uhr

Kurz vor dem Start der Fußball-WM hat Amnesty International die Forderungen nach einem Entschädigungsfonds für Arbeitsmigranten erneuert und scharfe Kritik an FIFA-Präsident Gianni Infantino geübt.

"Inmitten dieses wachsenden Aufschreis hat die wichtigste Stimme von allen auffallend geschwiegen: die von Gianni Infantino", schrieb die Amnesty-Generalsekretärin Agnes Callamard in einem Gastbeitrag am Freitag (11.11.2022) in der französischen Zeitung "Le Monde".

Trotz "privater und öffentlicher Zusicherungen" des Weltverbandes, den Vorschlag zu prüfen, sei Infantino, "abgesehen von einigen Plattitüden, der Frage immer wieder ausgewichen", kritisierte Callamard. Der FIFA-Chef Infantino habe "immer noch nicht auf unseren gemeinsamen Brief geantwortet".

Amnesty International erhebt Vorwürfe gegen die FIFA

Amnesty fordert gemeinsam mit Human Rights Watch und anderen Organisationen von Katar und dem Weltverband Entschädigungszahlungen für Arbeiter, die beim Stadionbau für die WM ums Leben gekommen sind, verletzt oder ausgebeutet wurden. Verbände wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sprachen sich ebenfalls dafür aus.

Der katarische Arbeitsminister Ali bin Samikh Al Marri hat die Forderungen zuletzt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP als "Werbegag" verhöhnt.

Und Infantino hatte die WM-Teilnehmer zuletzt in einem Brief aufgefordert, sich beim Turnier in Katar auf den Fußball zu konzentrieren und "moralische Lektionen" zu unterlassen. Dies sei ein "krasser Versuch, die Schuld der FIFA an diesen Missständen und die Verantwortung gegenüber diesen Arbeitern zu verdrängen", kritisierte Callamard.

Amnesty fordert eine "unumstößliche Zusage der FIFA"

Weiter schrieb sie: "Alles, was wir zum jetzigen Zeitpunkt fordern, ist eine unumstößliche Zusage der FIFA, dass missbrauchte Arbeitnehmer entschädigt werden und dass Programme zur Verhinderung weiteren Missbrauchs finanziert werden." Dazu würde "ein Federstrich von Gianni Infantino genügen".