Die "One Love"-Kapitänsbinde

Kapitänsbinde "One Love" DFB-Präsident - "Ich würde Geldstrafe in Kauf nehmen"

Stand: 18.11.2022 14:29 Uhr

Während Frankreich einen Rückzieher macht, wollen der DFB und andere Verbände weiter die "One Love"-Kapitänsbinde bei der WM in Katar tragen. DFB-Präsident Neuendorf sagte, dass er persönlich eine Geldstrafe in Kauf nehmen würde. Offen bleibt, wie die FIFA mit dem Thema umgeht.

Man werde weiter mit den anderen Verbänden das Vorgehen absprechen, sagte Neuendorf bei einer Pressekonferenz im deutschen Team-Quartier im Norden Katars am Freitag (18.11.2022). "Für mich ist das keine politische Äußerung, sondern ein Statement für Menschenrechte. Das soll diese Binde zum Ausdruck bringen", sagte Neuendorf. "Ich persönlich wäre bereit, eine Geldstrafe in Kauf zu nehmen."

Ob die FIFA die Kapitänsbinde bestraft, ist derzeit offen.

FIFA: "Wir bestätigen die Anfrage und antworten zu gegebener Zeit"

"Die FIFA bestätigt, dass sie Anfragen von Mitgliedsverbänden in Bezug auf die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022 erhalten hat und zu gegebener Zeit darauf antworten wird", sagte ein Sprecher der FIFA am vergangenen Sonntag (13.11.2022) auf eine Anfrage der Sportschau zu den Kapitänsbinden. Nach Informationen der Sportschau soll eine Antwort vor dem Eröffnungsspiel erfolgen.

Am 21. November sind England, Wales und die Niederlande im Einsatz. Die Niederlande spielt in einer Gruppe mit Gastgeber Katar, für Deutschland beginnt die WM am 23. November mit dem Spiel gegen Japan.

Das Regelwerk der FIFA für die WM sieht vor, dass alle Kapitänsbinden vom Weltverband gestellt werden und diese auch getragen werden müssen. Bei der WM 2018 in Russland trug Manuel Neuer die FIFA-Binde mit der Aufschrift "Living Football". Zudem sind "politische Botschaften" jeglicher Art auf der Kleidung verboten. Streitpunkt könnte also sein, ob die FIFA die "One Love"-Kapitänsbinde als politisch erachtet. Frankreichs Verband hat das bereits getan und die Aktion beendet.

"Living Football" - Manuel Neuers Kapitänsbinde bei der WM 2018

"Living Football" - Manuel Neuers Kapitänsbinde bei der WM 2018

Frankreich beendet Aktion

Frankreich nahm von der Aktion Abstand. Kapitän Hugo Lloris sagte, dass er im Gastgeberland Respekt zeigen wolle. "Man kann damit nicht einverstanden sein, aber ich werde Respekt zeigen", sagte Lloris. Zuvor hatte sich Frankreichs Verbandspräsident Noel Le Graet ähnlich geäußert.

Der DFB hatte sich mit den Verbänden von England, der Niederlande, Belgien, Schweiz, Wales, Dänemark und zunächst auch Frankreich auf die Kapitänsbinde als gemeinsames Zeichen geeinigt.

Andere Verbände nehmen ähnliche Position wie der DFB ein

Der englische Verband hatte dagegen am Freitag durch seinen Geschäftsführer Mark Bullingham wie der DFB verkündet, mögliche Strafen der FIFA hinzunehmen. "Ich denke, es besteht die Möglichkeit, dass wir dafür bestraft werden. Und wenn das passiert, werden wir diese Strafe bezahlen." Für ihn sei es "sehr wichtig, unsere Werte zu zeigen. Und das ist es, was wir tun werden."

Ähnlich hatte sich zuvor der niederländische Verband geäußert. Auch andere Verbände wie Wales und Dänemark bestätigten, die Binde weiter tragen zu wollen. Neuendorf schränkte ein, dass es weitere Abstimmungen zwischen den Verbänden geben müsse, wenn Sanktionen über Geldstrafen hinaus im Raum stehen sollten.

Dänemark darf Slogan "Menschenrechte für alle" nicht tragen

Dänemark wollte bei der WM 2022 in Katar den Slogan "Menschenrechte für alle" auf seinen Trainingsshirts tragen - der Weltverband FIFA verbot das, nach dänischen Angaben mit Verweis auf das Verbot von politischen Botschaften. DFB-Präsident Neuendorf nannte das bei der Pressekonferenz "irritierend" und sprach auch hier von einer "universellen Botschaft, hinter der sich alle versammeln können müssen - gerade die FIFA".

Nach Informationen der Sportschau haben mehrere Nationalverbände bei der FIFA ähnliche Anfragen wie Dänemark gestellt. Der Weltverband lehnte sie allesamt ab und verwies auf eine Gleichbehandlung.

"One Love" - eine Aktion aus den Niederlanden

Die Kampagne "One Love" geht auf den niederländischen Verband zurück. Sie wurde 2020 ins Leben gerufen, nachdem der Spieler Ahmad Mendes Moreira während eines Spiels seines Klubs Excelsior Rotterdam beim FC Den Bosch im November 2019 rassistisch beleidigt worden war.

Der DFB wurde mehrfach kritisiert, nicht die Regenbogenbinde zur Unterstützung von Homosexuellen zu tragen. Die Aktion richtet sich nicht speziell gegen die Diskriminierung von Menschen aus der LGBTQIA+-Community, sondern gegen Diskriminierung im Allgemeinen. "Deshalb habe ich die Binde immer verteidigt", sagte Neuendorf.

Katar seit der Vergabe 2010 in der Kritik

Katar steht seit der Vergabe des Turniers durch das FIFA-Exekutivkomitee 2010 in mehrfacher Hinsicht in der Kritik. Dabei geht es um die Ausbeutung von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern, die Kriminalisierung von Homosexualität, fehlende Frauenrechte und um die von der US-Justiz festgestellte Korruption bei der Vergabe des Turniers 2010.