Fußball | Europa League Tavernier von den Glasgow Rangers - Rechtsverteidiger mit seltener Gabe

Stand: 17.05.2022 12:19 Uhr

James Tavernier ist Kapitän der Glasgow Rangers, Rechtsverteidiger und auch Torjäger. Niemand hat in dieser Europa-League-Saison mehr Tore erzielt. Im Finale treffen die Rangers am Mittwoch (18.05.2022) auf Eintracht Frankfurt, es wird dann auch auf Tavernier ankommen.

In den Tagen vor dem Endspiel der Europa League war James Tavernier ein gefragter Gesprächspartner. Er hat einige Interviews gegeben, auch dem Portal "UEFA.com". Tavernier sprach darin über das Finale gegen Frankfurt, über Vorbilder, natürlich auch über sein eigenes Spiel. Er sagte: "Ich liebe es, Tore zu schießen."

Tavernier, 30, ist Rechtsverteidiger, geschickt im Zweikampf und mutig am Ball. Doch dass gerade sehr viel über ihn gesprochen wird, liegt an Statistiken, die nicht recht passen zu einem, in dessen Jobprofil ja auch etwas von Verteidigung steht.

Tatsächlich ist es ja so: Tavernier schießt bei den Rangers alle Elfmeter und er verschießt selten, er tritt auch hervorragende Freistöße. Überhaupt jubelt er oft, und Vorlagen kann er auch. Seit 2015 hat Tavernier 345 Pflichtspiele für die Glasgow Rangers bestritten, er hat 83 Tore erzielt und 107 Treffer vorbereitet.

Es sind Statistiken, um die ihn mancher Angreifer beneiden wird.

"Seine Zahlen sind beängstigend"

Kenny Miller kennt sich aus mit dem Toreschießen, er war mal Angreifer bei den Rangers und auch Nationalspieler Schottlands. Vor einigen Wochen hat Miller in einem Interview mit der "BBC" daran erinnert, dass "Tav", wie sie Tavernier in Schottland nennen, einst als "unbekannte Größe" aufgetaucht sei. In seiner Heimat England galt Tavernier tatsächlich als großes Talent, Newcastle United warb ihn gar aus der Akademie von Leeds United ab. Doch der Durchbruch gelang ihm nicht.

Also verlieh Newcastle Tavernier. Er spielte in der fünften Liga und in der dritten, für Klubs wie den FC Gateshead oder die Milton Keynes Dons, und manchmal auch in der zweitklassigen Championship. In der Premier League durfte er nur zweimal ran. Irgendwann reichte es Tavernier, er wechselte zu den Rangers, die nach dem Lizenzentzug in Schottlands zweiter Liga spielten. In seiner ersten Saison erzielte er 10 Tore und gab 18 Vorlagen, oft profitierte von ihnen der Angreifer Miller.

Es war also keine Überraschung, als Miller der "BBC" schilderte, wie aus einer unbekannten Größe eine feste wurde. Wie Tavernier bald nicht mehr wegzudenken war aus der Mannschaft der Rangers, wie er irgendwann Kultstatus erlangte, weil er ein Torjäger im Gewand eines Rechtsverteidigers war. Miller sagte: "Seine Zahlen sind beängstigend."

Tavernier in der Europa League: Keiner trifft öfter

Ähnlich werden sie das bei Borussia Dortmund sehen. In der Zwischenrunde der Europa League schied der BVB gegen die Rangers aus, Tavernier traf in beiden Spielen und insgesamt dreimal. Auch im Achtelfinale gegen Roter Stern Belgrad und im Viertelfinale gegen Sporting Braga war er erfolgreich.

Überhaupt, Tavernier und die Europa League: In dieser Saison erzielte er in dreizehn Spielen sieben Tore, keiner traf öfter. Nur Galeno vom FC Porto und Karl Toko Ekambi von Olympique Lyon (je sechs Treffer) können einigermaßen mithalten, beide sind aber Offensivspieler und mit ihren Klubs aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Tavernier und die Rangers sind noch dabei, sie treffen am Mittwoch (18.05.2022) im Finale auf Eintracht Frankfurt.

Ein Rechtsverteidiger als Torschützenkönig, in der Europa League könnte es tatsächlich dazu kommen. Gefährlich werden kann ihm nur noch Frankfurts Daishi Kamada, er hat fünfmal getroffen. Doch dass er im Endspiel zwei oder mehr Tore erzielt, damit ist nicht unbedingt zu rechnen.

In Frankfurt wissen sie: Tavernier ist der Schlüsselspieler der Rangers

In Frankfurt werden sie gewarnt sein. Vor den Rangers, die in dieser Europa-League-Saison schon so oft überzeugt haben und zuletzt im Halbfinale RB Leipzig aus dem Wettbewerb befördert haben. Es war die nächste Überraschung.

Sie werden in Frankfurt natürlich auch bemerkt haben, wie torgefährlich der Rechtsverteidiger der Rangers ist. Dass Tavernier im Halbfinal-Rückspiel gegen Leipzig zur Führung getroffen hat, es war ein wirklich wichtiger Treffer.

Trainer der Rangers ist Giovanni van Bronckhorst, ein Niederländer und früher selbst Spieler in Glasgow. Er hat den Job im November von Steven Gerrard übernommen. Einmal, van Bronckhorst war noch nicht lange bei den Rangers, wurde er nach den Vorzügen von Tavernier gefragt.

Also lobte van Bronckhorst seinen Kapitän und dessen Führungsqualitäten, er sprach auch über sein Defensivspiel. Dann erzählte van Bronckhorst noch, er stelle sich vor, für einen Gegner sei Tavernier schwer zu verteidigen. Er sagte: "Er hat diesen Drive."