Vierte Pflichtspielpleite in Folge Bayer Leverkusen - die große Verunsicherung

Stand: 21.08.2022 11:23 Uhr

Bei Bayer Leverkusen verstehen sie die Welt nicht mehr: Das 0:3 gegen Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga war die vierte Niederlage in Serie. Die Gründe für die Krise liegen irgendwo versteckt.

Von Olaf Jansen

Das tückische an Fußballkrisen ist meist, dass man sie nicht kommen sieht. So geht es Bayer Leverkusen gerade. Alles schien dort - nach starker Rückrunde und gelungener Vorbereitung - bereitet für eine schwungvolle, mit vielen tollen Erfolgen gesegnete Saison 2022/23. Und jetzt das: 0:3 gegen Hoffenheim. Der Werksklub ist mit drei Niederlagen in die Liga gestartet. Zudem gab's das peinliche Pokal-Aus bei Drittligist SV Elversberg.

"Fußball lebt vom Gemütszustand"

Woran liegt es? An der Qualität der Spieler? Unwahrscheinlich - schließlich sind es zum Großteil jene, die zuletzt in der vergangenen Saison für viele erfolgreiche Fußballspektakel gesorgt hatten. An einer gewissen "Bequemlichkeit", die man dem edlen Leverkusener Umfeld gern einmal unterstellt? "Auf keinen Fall", werden sie in Leverkusen bei diesem sensiblen Thema donnern.

"Fußball lebt vom Gemütszustand", sagt Gerardo Seoane. Der muss es ja wissen, schließlich ist er der Trainer der Bayer-Elf. Also sagt der Schweizer: Er sehe "eine Mannschaft, die verunsichert ist". Dem Coach ist bewusst, dass jetzt erst einmal alle mit dem Finger auf ihn zeigen: "Es ist ein schwieriger Moment für uns als Klub und für mich persönlich. Wir sitzen alle im gleichen Boot, das ist jetzt wichtig: Selbstkritik üben, zusammenstehen, nach vorne schauen."

"Keine Zweifel" am Trainer

Unterstützung erhielt der Coach aus der Führungsetage. Auf die Frage, ob der Schweizer weiter der richtige Mann sei, antwortete Klub-Chef Fernando Carro am Sonntag beim TV-Sender "Bild": "Auf jeden Fall. Hundertprozentig. Da habe ich keinen Zweifel."

Ganz einfach: Defizite im Zweikampfverhalten

Die Sache erscheint schwierig. Allerdings nur auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinschauen werden ganz einfache Defizite beim Bayer-Team deutlich, die in jedem Fußballteam für Probleme sorgen würden. Seoane hat erkannt: "Meine Spieler haben Defizite im Zweikampfverhalten bei allen Torszenen gezeigt."

Torwart Lukas Hradecky, als Freund deutlicher Worte bekannt, gab unumwunden zu: "Ich kann mir das alles nicht erklären." Der Finne sieht ebenfalls Defizite in fußballerischen Grundtugenden: "Die Lust, Zweikämpfe zu gewinnen und auf den zweiten Ball zu gehen - da fehlt mir ganz viel." Und Abwehrmann Jonathan Tah klagt: "Jeder von uns konnte mehr tun, jeder musste mehr Prozente draufpacken." Er fand aber auch beinahe resigniert: "Das haben wir nicht gemacht."

Gibt es jetzt noch schnell neue Spieler?

Wie also jetzt herauskommen aus der Talsohle? Mit neu zu verpflichtenden Spielern? Schließlich ist das Transferfenster noch eine gute Woche lang geöffnet. "Das ist natürlich ein Impuls, der möglich ist", sagt Sportdirektor Simon Rolfes.

Leverkusens Sportchef Simon Rolfes hält Neuzugänge für möglich.

Leverkusens Sportchef Simon Rolfes

Der Ex-Profi schaut aber ebenso fragend das vorhandene Personal an: "Der Kader ist ja mehr oder weniger beisammen. Wir müssen uns erinnern, was uns stark gemacht hat. Das ist nicht nur mit Neuzugängen zu lösen, sondern vor allem aus uns selbst heraus."

Die Erinnerungen sollten rasch kommen. Am nächsten Samstag (27.08.2022) steht Bayer eine Reise zum 1. FSV Mainz 05 bevor. Ein Gegner, der mit enorm willensstarken Spielern ausgestattet ist.