Fußball | Ukraine-Krieg Bundesliga prüft Ausstieg aus TV-Vermarktung in Russland

Stand: 09.03.2022 13:00 Uhr

Die Deutsche Fußball-Liga prüft einen Ausstieg aus der TV-Vermarktung in Russland. Beschleunigt werden könnte die Entscheidung durch Berichte, wonach die Übertragung von Bundesligaspielen im russischen Fernsehen zensiert wurde.

Infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine werden im Sport die Geschäftsbeziehungen mit Russland weiter gekappt. In England, wo besonders viel Geld von russischen Unternehmen und Oligarchen unterwegs ist, haben sich mehrere Fußball-Klubs der Premier League von russischen Sponsoren getrennt.

Roman Abramowitsch, der bisherige Chelsea-Boss, flüchtet sich vor britischen Sanktionen.

Premier League beendet TV-Vertrag mit Russland

Die englische Fußball-Liga, bei der Auslandsvermarktung weltweit die Nummer eins, hat nun den nächsten Schritt unternommen und auch den Vertrag mit seinem russischen TV-Partner vorzeitig beendet: "Die Liga verurteilt die russische Invasion in der Ukraine." So hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag (08.03.2021), nachdem eine Gesellschafterversammlung laut BBC einstimmig einen entsprechenden Beschluss gefasst hatte. Ab sofort werden von den Spielern der Premier League keine Bilder mehr im russischen Fernsehen ausgestrahlt.

Die Liga-Zentrale in London kündigte außerdem an, eine Million Pfund an Hilfsorganisationen für die Ukraine zu spenden. Auch die EFL, die Dachorganisation der drei Profiligen unterhalb der Premier League, schloss sich dem TV-Boykott für Russland an. Ebenso wie die englische Football Association (FA), die laut BBC den Vertrag mit dem russischen Vermarkter für die Spiele im FA-Cup kündigte.

Gelb-blaues Bundesliga-Logo - zensiert im russischen TV?

Auch in der deutschen Bundesliga steht der russische TV-Partner unter Beobachtung. Das Unternehmen Match TV besitzt die Übertragungsrechte für die Spiele der Bundesliga in Russland.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hatte am vergangenen Spieltag in seinem TV-Basissignal, das für Lizenz-Inhaber weltweit produziert wird, das Logo der 1. und 2. Bundesliga in den Nationalfarben der Ukraine abgebildet. Als Zeichen der Solidarität mit den ukrainischen Kriegsopfern.

Wie die "Bild"-Zeitung berichtete, ersetzte Match TV in Russland den gelb-blauen Bundesliga-Banner jedoch mit dem sonst verwendeten Logo. Dies wäre ein klarer Fall von politisch motivierter Zensur seitens des russischen Vermarkters, womöglich auch ein vertragswidriger Eingriff bei der Verwertung der Bundesliga-Bilder.

DFL setzt auf Friedensbotschaften - auch im russischen Fernsehen

Die DFL hatte bereits vor dem Spieltag angekündigt, vorerst nicht aus dem Vertrag mit Match TV auszusteigen. Die Bundesliga-Bilder, so hieß es in einer DFL-Mitteilung, sollten auch dazu beitragen, dass Antikriegs-Aufrufe und Friedensappelle aus den deutschen Stadien die russische Bevölkerung erreichen könnten.

Voraussetzung dafür sei es aber, "dass Match TV das von der DFL zur Verfügung gestellte Basissignal unverändert sendet - inklusive Ukraine-bezogener Botschaften von Liga, Spielern, Clubs und Fans", betonte die DFL. Eine Zensur von russischer Seite hätte "eine außerordentliche Kündigung zur Folge".

Nach dem Bericht über einen offensichtlichen Verstoß von Match TV bei den Sendungen am vergangenen Wochenende sind Konsequenzen bei der DFL bislang ausgeblieben. Nach SID-Informationen wollte der Liga-Verband zunächst die russischen Übertragungen der Bundesliga-Partien bei Match TV auswerten und dann über die weitere Zusammenarbeit beraten. Eine Sportschau-Anfrage blieb bis Mittwoch Nachmittag unbeantwortet.  

DFL berät über Ende der Zusammenarbeit mit Match TV

Doch es deutet vieles daraufhin, dass die DFL einen vorzeitigen Ausstieg aus der Russland-Vermarktung vorbereitet. Die Liga-Zentrale hat bereits angekündigt, eine Million Euro an Hilfsorganisationen für die Ukraine zu spenden. Das Geld dafür solle aus dem Vertrag mit Match TV kommen.

Für den Fall, dass Lizenzeinnahmen aus Russland ausblieben, kündigte die DFL zudem an, die Spende aus anderen Mitteln zu bezahlen. Man wolle "in der aktuellen Situation nicht von Einnahmen profitieren, die durch den Vertrag mit Match TV vorgesehen sind", hieß es von der DFL.

Russischer DFL-Partner Teil des Gazprom-Konzerns

Zusätzlich belastet wird die Beziehung mit Match TV dadurch, dass der Sender Teil des Gazprom-Imperiums ist. Der russische Staatskonzern wurde wegen der Nähe zum Präsidenten und Kriegsherrn Putin inzwischen auch in der Sportwelt großflächig geächtet, die UEFA und auch Schalke 04 beendeten ihre millionenschweren Sponsoring-Verträge mit Gazprom.

Auch bei der DFL wird man wohl eher früher als später die Zusammenarbeit mit einem Gazprom-Ableger beenden wollen.