Die Einfahrt des Zulal Wellness Resort in Katar

Fußball-WM 2022 DFB-Unterkunft in Katar - Ausbeutung geht weiter

Stand: 18.06.2022 13:35 Uhr

Auch bei der Immobilienfirma, der das DFB-Teamquartier für die WM in Katar gehört, gab es ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Trotz Beschwerden der Arbeiter änderte sich nichts.

Zwischen Dezember 2019 und Mai 2021 schrieb der Gastarbeiter Malcolm Bidali zahlreiche E-Mails an das Immobilienunternehmen Msheireb Properties und beschwerte sich über ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Die E-Mails liegen der Sportschau vor. Bidali war in Katar bei einer Sicherheitsfirma angestellt und als Wachmann für Objekte des Immobilienunternehmens Msheireb Properties zuständig.

Bidali: "Msheireb Properties wusste, dass es uns schlecht geht"

"Wir wollten bessere Wohnbedingungen, besseres Essen und die Einhaltung des Arbeitsschutzes in den heißen Sommermonaten", erklärt Bidali gegenüber der Sportschau. Bidali und seine Kollegen sollen ebenfalls dazu gezwungen worden sein, an ihren freien Tagen zu arbeiten. Eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitssituation sei bis Mai 2021 nie eingetreten, ergänzt er.

Winzige Unterkunft von Malcolm Bidali

Sportschau

Msheireb Properties reagiert nicht auf Anfrage

Zu Msheireb Properties gehört auch das seit diesem März eröffnete DFB-Teamquartier "Zulal Wellness Resort". In dem Luxusresort wird die deutsche Nationalmannschaft während der WM 2022 in Katar wohnen. Msheireb Properties ist ein Tochterunternehmen der Qatar Foundation, eine private Stiftung die von der Königsfamilie Al-Thani gegründet wurde und kontrolliert wird.

Laut Qatar Foundation gelten die angeblich hohen Arbeitsstandards für alle Tochterunternehmen der Stiftung, also auch für Msheireb Properties. Sowie für Arbeiter wie Malcolm Bidali, die bei Subunternehmen angestellt sind. Auf Sportschau-Anfrage zu den Vorwürfen von Malcolm Bidali reagierte Msheireb Properties nicht.

Menschenrechte - Titelträume: DFB-Team auf dem Weg nach Katar

Philipp Sohmer, Sportschau, 12.06.2022 19:15 Uhr

Waren DFB die Vorwürfe gegen Inhaber des Teamquartiers bekannt?

Gegenüber der Sportschau lässt der DFB die Frage unbeantwortet, ob dem Verband die Vorwürfe von Malcolm Bidali gegen Msheireb Properties bekannt waren. Laut DFB seien bei der Auswahl des WM-Quartiers nicht nur sportliche Aspekte wichtig gewesen, sondern auch die Arbeitsbedingungen für Angestellte vor Ort.

Der DFB werde während der Weltmeisterschaft bei Unternehmen, mit denen er in Katar direkt zusammenarbeiten wird, sorgfältig auf die Bedingungen für die Angestellten achten, heißt es weiter. Zur offiziellen Eröffnung wurde das "Zulal Wellness Resort" vom WM-Organisationskomitee "auditiert", und auf dieser Basis habe der DFB das Hotel ausgewählt.

Bidali: "Verrückt. Wie kann der DFB in einem Hotel von Msheireb Properties wohnen?"

Nachdem sich die Lebens- und Arbeitssituation von Malcolm Bidali und seiner Kollegen trotz seiner E-Mails nicht verbessert hatte, beschloss er, seine Kritik an Msheireb Properties im Sommer 2020 anonym über das Internet zu veröffentlichen. Im vergangenen März kritisierte Bibali über soziale Medien zusätzlich die Vorsitzende von Msheireb Properties, Scheicha Musa bint Nasser, die Mutter des Emirs von Katar.

Dies führte dazu, dass Bidali im Mai 2021 verhaftet wurde und über vier Wochen in Isolationshaft saß. Die damalige Verhaftung hatte für ein großes internationales Medienecho gesorgt. Erst nach massiven Protesten von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch wurde Malcolm Bidali aus der Haft entlassen.

Dass der DFB in einer Unterkunft von Msheireb Properties während der WM wohnt, kann Bidali nicht nachvollziehen. "Es ist verrückt, dass der DFB mit Msheireb zusammenarbeitet. Es zeigt mir, dass es keine Rolle spielt, was wir Gastarbeiter in Katar erlebt haben", beschreibt er frustriert seine Gefühlslage.