Wer bleibt, wer geht? Viele Fragezeichen schweben über Bayer Leverkusen.

Unruhige Sommerpause Wenn der Umbruch die Entspannung stört

Stand: 19.05.2025 17:33 Uhr

Klubs wie Bayer Leverkusen, RB Leipzig, Werder Bremen und FC Augsburg wollen oder müssen große Veränderungen vornehmen. Im Kader kündigt sich eine Menge Bewegung an.

Fernando Carro und Simon Rolfes, der Bauchmensch und der Kopfmensch in der Führungsetage bei Bayer Leverkusen, schienen nach dem 34. Spieltag ganz froh, dass rundherum so viel Frohsinn herrschte. Der FSV Mainz 05 zelebrierte seinen Einzug in die Playoffs der Conference League wie eine Meisterschaft, als Präsident Stefan Hofmann auch Bierflaschen an die Entourage der Gäste ausgab.

So manch einer von der Werkself nahm das Angebot an. Bei nüchterner Betrachtung ist es so, dass kaum ein Klub vor einem so großen Umbruch steht wie der Vizemeister. Vier Fallbeispiele aus der Bundesliga, wo sich gravierende Veränderungen ankündigen.

Bayer Leverkusen: Transfergerüchte und Trainersuche

Der historische Bundesliga-Rekord mit 34 ungeschlagenen Auswärtspartien in Folge war in Xabi Alonsos letztem Spiel nur eine Randnotiz. Denn auch Florian Wirtz ist auf dem Sprung. Sein vielleicht letzter Auftritt im Bayer-Dress stand bereits unter dem Motto, sich bloß nicht zu verletzten. Da blieb einer im Gegensatz zur England-Reise weitgehend unsichtbar.

Rolfes richtete erneut aus: "Wir haben da keinen Stress oder keinen Zeitdruck. Er ist bei uns unter Vertrag und auch bis 2027."  Die Liste der Clubs, mit denen der 22-Jährige in Verbindung gebracht wird, ist ebenso namhaft wie lang. Flügelflitzer Jeremie Frimpong steht bereits kurz vor einem Wechsel zum FC Liverpool. Bayer erhält den Angaben zufolge eine Ablösesumme in Höhe von 35 bis 40 Millionen Euro, die in der Ausstiegsklausel des bis 2028 laufenden Vertrags festgehalten ist.

Offiziell ist schon, dass Abwehrspieler Jonathan Tah die Leverkusener im Sommer verlassen wird. Und dann ist da auch noch Mittelfeldspieler Robert Andrich, der im Hinblick auf die WM 2026 mehr Spielpraxis möchte.  Der Nachfolger von  Alonso steht vor der Aufgabe, einen möglicherweise komplett umgekrempelten Kader zu üernehmen. Wer das sein wird, könnte schon in den kommenden Tagen feststehen. Man sei "in der finalen Phase", betonte Rolfes. "Ich glaube, dass wir im Mai das jetzt abschließen werden." Gehandelt wird neben Erik ten Hag weiter Alonsos Landsmann Cesc Fàbregas, den Como aber erst einmal nicht freigibt. Der Poker läuft.

RB Leipzig: kein Stein auf dem anderen

Das Chaos am Cottaweg begann früh in dieser Spielzeit mit einem Interview von Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, der von Zielen sprach, die der gebürtige Leipziger Marco Rose kaum erfüllen konnte. Das wäre so gewesen, als wenn der ehemalige Langstreckenläufer Mintzlaff von sich selbst verlangt hätte, Olympiagold über 10.000 Meter zu gewinnen. Erst schwächelten die Bullen nur in der Champions League, bald auch in der Bundesliga. Am Ende verpasste Leipzig das erste Mal seit dem Bundesliga-Aufstieg das internationale Geschäft.

Die Inthronisierung des Interimstrainers Zsolt Löw bewirkte im Grunde gar nichts: Bundesweit hält sich das Bedauern in Grenzen, weil es viele als schlechten Scherz empfanden, dass bei solch einem Konstrukt die Kultfigur Jürgen Klopp angeheuert hat. Der hat zwar kräftig Pfunde gelassen, aber die Verschlankung des neuen Head of Global Soccer geht mit einer Verzwergung des wichtigsten Zugpferdes einher.

Klopp muss in Abstimmung mit dem Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer einen Coach für den XXL-Umbruch finden. Genau wie in Leverkusen gilt auch in Leipzig noch Fabregas als Kandidat auf den Cheftrainerposten. Dass Oliver Glasner nach dem Gewinn des FA-Cups mit Crystal Palace kommt, ist nicht sehr wahrscheinlich.

Großverdiener wie Timo Werner und André Silva sollen runter von der Gehaltsliste. Xavi Simons, Benjamin Sesko und Lois Openda werden kaum alle bleiben (wollen). Dafür sollen junge Spieler kommen, die den Brauseklub nicht nur als Sprungbrett begreifen. Ein Kandidat soll Jobe Bellingham sein – der 19 Jahre alter Bruder von Jude Bellingham.

Werder Bremen: Der Zwang zum Sparen

Viel hat nicht gefehlt und Werder Bremen hätte seine Sehnsucht nach internationalen Spielen in dieser Saison endlich gestillt. Doch wie im Vorjahr schrammten die Hanseaten knapp an den internationalen Startplätzen vorbei. Trotz einer Delle im Winter machten die Grün-Weißen aus ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten sportlich das Beste. Dennoch kündigt sich ein Umbruch an. Ein Transferüberschuss von 7,5 Millionen Euro wird angestrebt.

Geschäftsführer Clemens Fritz erklärte: "Wir haben gesagt, dass wir nicht jedes Jahr auf Transfereinnahmen verzichten können." Der Österreicher Romano Schmidt und der Däne Jens Stage waren Werders herausragende Akteure. Der Mittelfeldspieler setzte sich mit zehn Treffern an die Spitze der vereinsinternen Torjägerliste. Angesprochen auf seine Zukunft sagte er: "Im Fußball kann alles passieren. Aber ich bin happy in Bremen und fühle mich im Verein sehr wohl - das ist mein erster Gedanke dazu."

Ein solches Bekenntnis ist von Marvin Ducksch gar nicht  mehr zu vernehmen. Der Torjäger macht aus seinen Abschiedsgedanken gar keinen Hehl. "Das wird sich zeigen, aber es könnte mein letztes Spiel gewesen sein." Das gilt nicht für Trainer Ole Werner, der seinen bis 30. Juni 2026 vorzeitig verlängern soll. "Dass wir einen guten Trainer haben, das hat diese Saison wieder gezeigt", sagte Fritz. Ducksch, Stage und Werner sind nur ein paar der großen Fragezeichen am Osterdeich. Es scheint so, als seien die Bremer trotz der ordentlichen Saison von einer entspannten Sommerpause weit entfernt.

FC Augsburg: die Gerüchte um Sandro Wagner

Vier Niederlange hintereinander: Das drückt verständlicherweise auf die Stimmung. Und folglich wird auch die Kritik an Trainer Jess Thorup größer: Anders als sein in Mainz gefeierter Landsmann Bo Henriksen gibt sich der Däne sehr besonnen und beherrscht - läuft aber Gefahr, etwas spröde und dröge rüberzukommen. Und weil die Chance auf eine europäische Teilnahme wegen der Schwäche der Konkurrenz gegeben war, wabert ein Name herum: Sandro Wagner.

Dass der FCA an Wagner dran sein soll, beschäftigt Thorup: "Habe ich mitbekommen. Er ist wohl überall im Gespräch, jetzt auch in Augsburg." Es würde für den Co-Trainer von Julian Nagelsmann Sinn machen, denn näher an seiner Heimat München liegt kein anderer Bundesligist.

Dazu könnte Wagner mit seiner mitreißenden Art in Augsburg punkten, vermehrt auf junge Spieler setzen und eine Neuausrichtung einleiten. Geschäftsführer Michael Ströll hat häufiger erklärt, dass er die Wahrnehmung der bayrischen Schwaben gerne verändern würde.

Einer wie Wagner würde viel Aufsehen erzeugen. Der Star des FCA wäre der Trainer. Einerseits. Andererseits gilt es zu berücksichtigen, was Thorup für den Klub geleistet hat, der endlich mal nicht um den Ligaverbleib zittern musste.