Jubel bei Andreas Hanche-Olsen vom 1. FSV Mainz 05

Nach Unentschieden gegen Leverkusen Mainz feiert Einzug in die Conference League wie einen Titel

Stand: 17.05.2025 19:07 Uhr

Der 1. FSV Mainz 05 macht am 34. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit einem 2:2-Unentschieden gegen Bayer Leverkusen den Einzug in die Conference League perfekt und krönt eine starke Saison.

Die Mainzer, in der Vorsaison noch knapp dem Abstieg entronnen, beendeten die Saison auf dem sechsten Platz - und hielten am letzten Spieltag RB Leipzig auf Distanz. Die Mainzer lagen lange Zeit sogar auf Kurs in Richtung Champions League, am 25. Spieltag hatten sie als Tabellendritter noch neun Punkte Vorsprung auf den BVB, der sich am Ende in die Königsklasse rettete.

Eine Negativserie von sieben Spielen ohne Sieg kostete sie in der Endabrechnung wohl eine noch höhere Platzierung, die Mainzer feierten den Einzug in die Conference League aber wie einen Titelgewinn.

"Die internationale Bühne ist für uns etwas Außergewöhnliches. Es ist noch nicht lange her, am letzten Speltag der letzten Saison, da haben wir über die Existenz in der Bundesliga gesprochen", sagte FSV-Sportdirektor Niko Bungert. "Dass es sich so entwickelt hat, macht uns alle stolz. Für die Mannschaft ist es der verdiente Lohn."

Sportschau

Mainer Coach Henriksen: "Bin stolz, hier Trainer zu sein"

Bo Henriksen lobte im Sportschau-Interview "das große Herz" seiner Mannschaft. "Ich bin stolz, hier Trainer zu sein." Als Henriksen im Februar 2024 nach Mainz kam, hatten die Mainzer nach 21 Spieltagen einen einzigen Sieg auf dem Konto und waren schon fast abgestiegen. Seitdem holte der Däne 75 Punkte in 47 Spielen, es ist die beste Bilanz aller Mainzer Trainer. Schon im Vorjahr feierte er mit Mainz nach der Rettung am letzten Spieltag ausgiebig. "Ich werde schnell müde", sagte Henriksen, schon damals habe ihn seine Frau dazu gedrängt, weiterzutanzen. "Ich werde heute mein Bestes probieren, kein Party-Spoiler zu sein."

Leverkusens neuer Rekord - 34 Auswärtsspiele ungeschlagen

Leverkusen beendete die erste Saison nach dem Meister-Jahr mit einem neuen Bundesliga-Rekord: Durch das Unentschieden blieben die Leverkusener auch im 34. Auswärtsspiel nacheinander ungeschlagen.

Paul Nebel sorgte in einer starken ersten Halbzeit der Mainzer in der 35. Minute für die verdiente Führung. Patrik Schick drehte die Partie kurz nach Wiederanpfiff mit zwei Treffern (49., 54.). Jonathan Burkardt markierte vom Elfmeterpunkt (62.) den 2:2-Endstand.

Mainz agierte von Beginn an offensiv und entschlossen, die Chance auf die erste Europapokal-Teilnahme seit der Saison 2016/2017 zu nutzen, Leverkusen wirkte schon ein bisschen im Ferienmodus. Andreas Hanche-Olsen (4. Minute) und Nebel (7.) ließen schon in den Anfangsminuten zwei dicke Chancen liegen.

Nach einer Viertelstunde dann der erste Mainzer Torjubel, über die vermeintliche Führung: Nadiem Amiri traf nach einer wunderbaren Kombination auf Vorlage von Kaishu Sano, aber der Treffer wurde nach einmal mehr quälend langer VAR-Überprüfung zurückgenommen: Anthony Caci stand in der Entstehung des Treffers einen Fuß im Abseits.

Der nicht gegebene Treffer drückte kurz auf die Stimmung, die Nachricht vom Stuttgarter Ausgleich in Leipzig weckte die Fans aber wieder auf: Mainz stand zu diesem Zeitpunkt auf Platz sechs. Burkardt hatte kurz darauf die nächste Chance zur Führung, aber seine Kopfball-Bogenlampe flog knapp am rechten Pfosten vorbei.

Vier Mainzer Treffer vor der Pause - nur einer zählt

Mainz hielt den Druck hoch, Jae Sung Lee (29.) drückte den Ball nach einer unübersichtlichen Situation im Strafraum über die Linie, kam aber aus dem Abseits. Sekunden später dröhnte der Narrhallamarsch zum zweiten Mal aus den Boxen: Lukas Hradecky konnte Burkardts Schuss nur nach vorne abwehren, Hanche-Olsen war einen Moment eher am Ball als Leverkusens Keeper und schob ein. Das Stadion bebte, doch Schiedsrichter Tobias Reichel lief zum Monitor und entschied, dass Hradecky beim Nachfassen eine Hand auf dem Ball hatte. Der dritte Treffer der Mainzer, der einkassiert wurde.

Drei Minuten später war auch das egal:  Amiri mit einem überragenden Pass in die Spitze auf Nebel, Jonathan Tah, in seinem letzten Spiel für Bayer 04, fälschte den Schuss aufs kurze Eck noch ab – das überfällige 1:0 für Mainz.

Wegen der diversen Videoüberprüfungen gab es satte acht Minuten Nachspielzeit – Amiri hätte noch vor der Pause eigentlich den zweiten Treffer nachlegen müssen. Hradecky spielte den Ball ungenau vor den eigenen Strafraum, Amiri hatte freie Bahn, aber Leverkusens Keeper machte den Fehler wieder gut, blockte den Schuss.

Leverkusens Schick mit Doppelpack - Saisontreffer 20 und 21

Leverkusen agierte nach dem Seitenwechsel mit mehr Körperspannung, und mit Mainzer Schützenhilfe: Hanche-Olsen mit einem ungeschickten Tackling im Strafraum gegen Schick, Leverkusens Stürmer nahm den Kontakt dankbar auf – und bekam den Elfmeter. Schick übernahm selbst und schickte Mainz-Keeper Robin Zentner ins falsche Eck - Bayer 04 war wieder im Spiel.

Die Mainzer konsterniert, liefen auf einmal nur noch hinterher: Zentner konnte den Schuss von Wirtz mit einer starken Parade um den Pfosten lenken. Sekunden später durfte Aleix Garcia völlig ungehindert vom rechten Strafraumeck flanken, Schick war mit dem Kopf zur Stelle - der Doppelpack für Leverkusens Torjäger, es waren seine Saisontreffer 20 und 21.

Burkardts Elfmetertor bringt Mainz endgültig nach Europa

Die Mainzer zu diesem Zeitpunkt raus aus dem internationalen Geschäft - aber die 05er berappelten sich wieder. Der Video-Assistent spielte weiter eine tragende Rolle in diesem Spiel, diesmal zugunsten der Mainzer: Arthur kam kurz vor der Torauslinie zu spät gegen Lee, traf nicht den Ball, aber dafür wohl minimal den Fuß des Südkoreaners. Schiedsrichter Reichel lief erneut zum Monitor - und gab den nächsten Strafstoß. Burkardt verwandelte mit einem platzierten Schuss ins rechte Eck zum Ausgleich.

Nach 70 Minuten musste der starke Caci gehen, die Mainzer blieben in der Schlussphase am Drücker: Amiri hatte drei Minuten vor dem Ende noch eine gute Chance zum Sieg, ließ Robert Andrich am Strafraum stehen, sein Schuss rauschte aber knapp am langen Eck vorbei.

Schiedsrichter Reichel ließ nochmal eine lange Nachspielzeit von sieben Minuten anzeigen. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel in Leipzig aber schon abgepfiffen. Der Mainzer Einzug in die Conference League stand fest, die Party auf den Rängen hatte begonnen. Stefan Bell sorgte noch einmal für ein Highlight, jagte den Ball nach einer Ecke unter die Latte - aber der VAR griff erneut ein, das vermeintliche Siegtor wurde wegen eines angeblichen Handspiels zurückgenommen. Die Mainzer feierten trotzdem.