
Finaleinzug beim Tennis-Masters in Rom Sinner wackelt nur kurz gegen Paul
Jannik Sinner hat beim ATP-Masters in Rom gegen Tommy Paul ein starkes Comeback gezeigt und das Traumfinale gegen Carlos Alcaraz perfekt gemacht.
Der Italiener setzte sich vor heimischem Publikum mit 1:6, 6:0, 6:3 durch. Im Endspiel kommt es nun zum ersehnten Duell zwischen der Nummer eins und seinem spanischen Herausforderer Alcaraz, den beiden Spielern, die die vergangenen fünf Grand-Slam-Turniere gewinnen konnten. Alcaraz ist der bisher letzte Spieler, der ein Match gegen die Nummer eins gewonnen konnte.
"Es war ein echt harter Kampf. Es fühlt sich unglaublich an, ich bin sehr glücklich, hier im Finale zu stehen", sagte Sinner, der seine Comeback-Woche nun gleich mit dem nächsten Turniersieg krönen kann. "Wenn ich gegen Carlos gewinnen will, dann muss ich mein bestes Tennis zeigen", sagte Sinner im On-Court-Interview.
Es wird für beide das letzte Match vor den French Open werden, Alcaraz wird in Roland Garros als Titelverteidiger aufschlagen. Die Fans in Rom können weiter auf einen doppelten Heimsieg hoffen, neben Sinner steht auch Jasmine Paolini im Finale, sie spielt gegen Coco Gauff um den Titel.
Auf dem voll besetzten Campo Centrale in Rom war am Freitagabend zur Prime-time alles für die nächste italienische Tennis-Party bereitet. Am Donnerstag hatte Sinner den norwegischen Top-Ten-Spieler Casper Ruud an die Wand gespielt, als käme er nicht gerade aus einer dreimonatigen Dopingsperre ohne jede Matchpraxis.
Tommy Paul überrascht Sinner im ersten Satz
Die italienischen Fans freuten sich auf die nächste Tennis-Gala, doch ihr Liebling wollte zu Beginn nicht mitspielen: Der Weltranglistenerste wirkte nervös und offenbar auch etwas überrascht vom stark aufspielenden Gegner, der noch nie im Endspiel eines ATP 1000er-Turniers stand: Paul trat mit einem klaren Plan auf, machte sofort Druck und nahm dem Weltranglistenersten gleich den ersten Aufschlag ab. Der US-Amerikaner zeigte eine gute Länge und Sicherheit in den Schlägen, brachte Sinner mit klugen Rhythmuswechseln aus dem Konzept und attackierte immer wieder mit einer Power-Rückhand.
Der Favorit kam überhaupt nicht ins Match, gab auch das zweite Aufschlagspiel ab und lag nach 22 Minuten mit 0:5 zurück. Sinner fing an, mit dem Trainerteam um Darren Cahill zu diskutieren. Er kehrte nach dem Seitenwechsel sichtlich angefressen auf den Platz zurück und brachte endlich sein erstes Aufschlagspiel durch. Doch Paul gab sich ungerührt, servierte weiter stark - und verwandelte nach 28 Minuten seinen ersten Satzball. Für Sinner war es der erste Satzverlust seit dem Achtelfinale der Australian Open.
Sinner mit starkem Comeback
Sinner blieb auf dem Platz, begann den zweiten Durchgang mit ordentlich Wut im Bauch - und spielte wie verwandelt. Die Nummer eins war jetzt deutlich aggressiver und spielte mit Tempo in den Schlägen, er ging erstmals in Führung - von den Rängen kamen jetzt auch die langgezogenen "Sinner"-Sprechchöre.
Paul fing an zu wackeln, auch bei seinem bis dahin starken Aufschlag. Sinner dagegen war jetzt voll da, machte vor allem Druck mit der Vorhand und holte sich das erste Break - der Italiener war endgültig drin im Match, stellte die unerzwungenen Fehler ab. Auch sein Service kam jetzt mit mehr Druck, zwei Breakbälle des US-Amerikaners wehrte Sinner ungerührt jeweils mit einem Ass ab. Der Weltranglistenerste war jetzt entschlossen, dominierte auch die längeren Grundlinien-Rallys - nach 30 Minuten war der zweite Satz mit 6:0 beendet.
Sinner hatte den Mann aus New Jersey jetzt da, wo er ihn haben wollte, jagte die Nummer 12 der Welt über den Platz - das Match erinnerte nun an die Lehrstunde, die Ruud im Viertelfinale ertragen durfte. Sinner schaffte zu Beginn des entscheidenden Durchgangs gleich das nächste Break und gab den Vorsprung nicht mehr her. Beim Stand von 4:2 griff Sinner sich erstmals an den Oberschenkel, der konditionelle Rückstand war ihm jetzt anzumerken, aber er biss sich durch und verwandelte nach 1:42 Stunden den ersten Matchball.