Ex-Profi Christoph Kramer, Thomas Müller und Patrick Drewes

Fußball-Bundesliga Feuerzeuge, Bestseller und Abschiede - die etwas andere Elf der Saison

Stand: 19.05.2025 07:43 Uhr

Ein fliegendes Feuerzeug, ein frischgebackener Bestseller-Autor und das Ende einer Ära - die etwas andere Elf der Saison.

Tor - Patrick Drewes (VfL Bochum): Wenigstens Bochums Stürmer Philipp Hofmann hatte seinen Humor behalten: "Ich habe mich dann bereit erklärt, ins Tor zu gehen und dann zumindest auch die Null gehalten", sagte er augenzwinkernd, nachdem er beim Nichtangriffspakt zwischen Union Berlin und dem VfL wenig Mühe gehabt hatte, seinen Kasten sauber zu halten. Der Grund für den Nichtangriffspakt gehört zu den großen Aufregern der Saison: In der Nachspielzeit flog ein Feuerzeug aus der Heimkurve auf den Platz und berührte den Bochumer Torhüter Patrick Drewes am Kopf. Die Partie wurde beim Stand von 1:1 lange unterbrochen und dann ohne Drewes zu Ende geführt. Der VfL Bochum erhob Einspruch gegen die Spielwertung, Union Berlin warf Drewes indirekt Schauspielerei vor. Das Sportgericht des DFB wertete die Partie zu Gunsten der Bochumer, daran änderte auch ein Berliner Einspruch nichts. Ende April wurde das Urteil final bestätigt. Drewes hatte da längst seinen Stammplatz verloren, der VfL Bochum stieg am vorletzten Spieltag ab.

VfL-Torhüter Patrick Drewes wird von Feuerzeug getroffen

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Abwehr - Noahkai Banks (FC Augsburg): Es gibt Rekorde, die schreibt man sich mit Begeisterung in den Briefkopf: WM-Finalentscheidungstorschütze, jüngster Nationalspieler oder ältester Torschützenkönig sind nur einige Beispiele. Andere Bestleistungen lässt man im Bewerbungsgespräch womöglich eher unter den Tisch fallen. Noahkai Banks schaffte in dieser Saison einen Rekord aus letzterer Kategorie: Seit dem 20. Spieltag darf er sich jüngster Eigentorschütze der Bundesliga-Historie nennen. Mit 18 Jahren und zwei Monaten löste der Augsburger den einstigen Frankfurter Vladimir Maljković ab, der bei seinem Eigentor im Dezember 2000 rund zwei Monate älter war. Immerhin ist er damit Teil einer illustren Reihe: Auch Lothar Matthäus, Jens Nowotny und Georg Schwarzenbeck trafen in sehr jungem Alter ins falsche Tor.

Nohkai Banks Eigentor

Abwehr - Matthias Ginter (SC Freiburg): Was für Dominik Kohr, Stefan Effenberg oder Walter Frosch (die ganz Alten erinnern sich) quasi jährlich Brot ist oder war, war für Freiburgs Innenverteidiger Matthias Ginter am 5. April dieses Jahres Neuland: Der Weltmeister von 2014 kassierte in der Partie gegen Borussia Dortmund die fünfte Gelbe Karte der Saison und musste beim nächsten Spiel in Gladbach zuschauen. Es war die erste Gelbsperre für Ginter, mehr als 13 Jahre nach seinem Profi-Debüt im 375. Bundesligaspiel, auch um Platzverweise ist er bislang rumgekommen. Hinzu kommen 38 Spiele im DFB-Pokal - gänzlich ohne Verwarnungen. Was sagt Mr. Fairplay selbst dazu: "Ich hatte Glück, zweimal erst am letzten Bundesligaspieltag meine fünfte Gelbe Karte bekommen zu haben." Das haben Sie aber nicht von uns.

Matthias Ginter sieht die fünfte Gelbe Karte

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Abwehr - Kevin Vogt (Union Berlin): Am 5. Oktober passierte Historisches. 1962 erschien mit "Love me do" die erste Single der Beatles, 1989 fand in Deutschland erstmals ein "langer Donnerstag" statt - und 2024 erzielte Kevin Vogt per Elfmeter das 1:0 für Union Berlin daheim gegen Borussia Dortmund. Es war sein erstes Tor seit 3.640 Tagen, zuletzt hatte er im Oktober 2014 für den 1. FC Köln getroffen, auch damals hieß der Gegner Borussia Dortmund. Seither hatte er in satten 275 Bundesligaspielen und beinahe zehn Jahren nicht getroffen. Ein beispielloser Negativrekord. "Was soll ich ihnen sagen? Ich habe kein Argument dafür, dass ich zehn Jahre kein Tor geschossen habe", so Vogt selbst.

Kevin Vogts erstes Tor nach 3.640 Tagen

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Mittelfeld - Patrick Erras (Holstein Kiel): Seit dieser Saison sind Thüringen und Sachsen-Anhalt alleine - als einzige Bundesländer ohne Fußball-Bundesligisten der Männer. Schleswig-Holstein war lange Zeit das einzige alte Bundesland ohne Bundesligisten - Kiel sei dank ist das seit der abgelaufenen Spielzeit Geschichte. "Wir freuen uns für das ganze Bundesland, dass wir es geschafft haben. Wir können stolz auf uns sein", jubelte Patrick Erras angemessen staatstragend. Dem Mittelfeldspieler wurde eine besondere Ehre zuteil - er erzielte das Siegtor zum ersten Kieler Sieg der Bundesliga-Geschichte gegen Heidenheim. Sein Trikot mit der Nummer vier wird im Holstein-Museum ausgestellt - gemeinsam mit dem von Alexander Bernhardsson, der bei der Niederlage gegen Hoffenheim am ersten Spieltag das erste Tor der Kieler in der Beletage erzielte.

Patrick Erras beschert Kiel den ersten Sieg in der Bundesliga

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Mittelfeld - Christoph Kramer (Bor. Mönchengladbach): Vielleicht wird in 20 Jahren kaum noch jemand wissen, dass der bekannte Bestseller-Autor Christoph Kramer in seinem früheren Leben mal Fußballer war. Dass man schnell vergisst, davon weiß der Weltmeister von 2014 ja spätestens seit dem Finale gegen Argentinien ein Lied zu singen. Okay, genug der schlechten Kalauer. Auch wenn die gut passen zu Christoph Kramer, der in seinem tränenreichen Abschiedsvideo von Borussia Mönchengladbach angab, sich in schwierigen Momenten gerne in die Komik zu flüchten. Sicher ist: In dieser Spielzeit war viel Umbruch im Hause Kramer: Als Bundesligaspieler reingegangen, als Bestseller-Autor rausgekommen. Und zwischendrin mit erwähntem Abschiedsvideo halb Fußballdeutschland zu Tränen gerührt.

Christoph Kramer verabschiedet sich

Sportschau, 16.08.2024 17:23 Uhr

Mittelfeld - Thomas Müller (Bayern München): Ende einer Ära, Zeitenwende, Zäsur - die Begrifflichkeiten zum Ende von Thomas Müllers Engagement beim FC Bayern reihten sich nahtlos ein ins ganz große Besteck des Abschiedsvokabulars, unter dem man es im Überhöhungswettbewerb Profifußball selten macht. Im Falle des Raumdeuters und modernen bayerischen Urviechs ist das große Besteck aber gerade groß genug, geht mit dem 35-Jährigen doch eine singuläre Gestalt im deutschen Fußball. Ein Ausnahmekönner und ein Showmann, polarisierend und einzigartig auf und neben dem Platz ist nun Geschichte. Oder wie er selbst sagt: "Wir haben alle gewusst, dass der Moment kommen wird. Ich hab's auch gewusst. Ich liebe euch alle! Macht's gut, Servus!" Der Rest war Bierdusche.

Müller verabschiedet sich als Meister aus München

Sportschau, 12.05.2025 00:00 Uhr

Mittelfeld - Jean-Mattéo Bahoya (Eintracht Frankfurt): Keine Angst, auf Tempolimitwitze verzichten wir an dieser Stelle. Obwohl es sich anbieten würde, denn Frankfurts Mittelfeldmann wurde beim 3:1-Sieg in Bochum mit 37,16 km/h "geblitzt", wohlgemerkt ohne Spikes. Damit ist er im nicht eben langsamen Frankfurter Hochgeschwindigkeitsensemble (Ansgar Knauff! Nnamdi Collins! Hugo Ekitikè!) der Primus inter Pares. Nach Berechnungen der Website "Live Football Tickets" würde er mit diesem Tempo in einem 100-Meter-Lauf nach 9,68 Sekunden im Ziel ankommen, nur unwesentlich langsamer als Weltrekordinhaber Usain Bolt (9,58 Sek.) zu seinen besten Zeiten. Seinem Geschwindigkeitsrekord ließ Bahoya noch markige Ansagen folgen: "Vielleicht geht es noch schneller", sagte Bahoya am Tag nach der Partie. Schneller wurde es zwar in dieser Saison nicht mehr, aber den Rekord hat ihm zumindest niemand abspenstig gemacht.

Jean Bahoya  im Sprint

Angriff - Steven Skrzybski (Holstein Kiel): Der einstige Rostocker Stürmer Rade Prica bezeichnete sich mal als Flasche Ketchup - erst komme lange gar nichts, und dann alles auf einmal. Steven Skrzybski hat das Ketchupflaschenprinzip in dieser Saison für Holstein Kiel auf die Spitze getrieben: Zwischen dem 24. Januar und dem 8. März schoß der einstige Schalker Stürmer sechs Mal aufs Tor - jeder Schuss saß. Tore davor und danach: Fehlanzeige. Den Rekord kommentierte er gekonnt in allerklassischstem Fußballerduktus inklusive Lothar-Matthäus-Gedenk-Pronomen: "Wenn später die Karriere vorbei ist, dann blickt man gerne darauf zurück."

Steven Skrzybski Holstein Jubel

Angriff - Harry Kane (Bayern München): Als Harry Kane 2023 zum FC Bayern München wechselte, schien klar: Die titellose Zeit des so erfolgreichen Torjägers ist vorbei. Nach zwölf Jahren mit Tottenham war die Blech-Premiere für den Engländer nur eine Frage der Zeit. Nun, es dauerte dann doch ein wenig länger als vermutet, legte der FCB doch eine seiner wenigen gänzlich titellosen Spielzeiten hin. Abergläubischen Bayern-Fans, die einen Fluch vermuteten, konnte mit einem Jahr Verpätung nun die Angst genommen werden: Ja, auch mit Harry Kane im Team kann man Titel gewinnen, auch wenn es schon wieder nur einer ist. Der höfliche und nicht zu Exzessen neigende Stürmer selbst freute sich quasi überschwänglich über das Ende des vermeintlichen Fluchs: "Es fühlt sich wunderbar an, von mir fällt eine Last ab."

Harry Kane wird erstmals deutscher Meister

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Angriff - Omar Marmoush (Eintracht Frankfurt): Der Begriff Brexit sorgte in den vergangenen Jahren für eines der inflationärsten Sprachbilder. Grexit, Frexit, Säxit, - willkommen in der Wortspielhölle. Auch die Bundesliga hatte im Januar ihre ganz eigene Variante des Kofferworts: In Frankfurt machte im Januar der Begriff "Mexit" die Rede und sorgte gleichermaßen für Trauer und gefüllte Kassen: Für 80 Millionen Euro wechselte der Ägypter nach einer spektakulären Hinrunde in Frankfurt zu Manchester City. Der sportliche Verlust ließ sich an der schwächeren Rückrunde der Eintracht ablesen - zur Champions-League-Qualifikation reichte es trotzdem noch. Vielleicht treffen sie dort auch auf den verlorenen Sohn: Auch Manchester City kämpft noch um die Qualifikation für die Königsklasse.

Omar Marmoush Abschied

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