Fußball | Bundesliga Krankheitsausfälle - Schiedsrichter im Stress

Stand: 05.04.2022 18:55 Uhr

Schiri Dingert übersah in Freiburg einen Münchner Wechselfehler, Kollege Badstübner lieferte in Berlin eine auffällig durchwachsene Leistung ab. Dies könnte mit Überlastung der Referees zu tun haben.

Als Florian Badstübner am Freitagabend (01.04.2022) die Bundesligapartie zwischen Union Berlin und dem 1. FC Köln (1:0) abpfiff, dürfte er durchaus erleichtert gewesen sein. Der junge Referee aus dem bayerischen Windsbach hatte nicht seinen besten Tag erwischt.

Es waren viele kleinere Entscheidungen bei Einwürfen, Eckbällen oder Foulspiel, die Trainer und Spieler beider Teams in Rage gebracht hatten. Union-Spieler Christopher Trimmel schüttelte noch lange nach der Partie den Kopf über eine gegen ihn verhängte Gelbe Karte, nachdem ihm Gegenspieler Jonas Hector unglücklich in die Waden geprallt war.

Es war das Ende arbeitsreicher vier Wochen für Badstübner, der in dieser Phase in sechs Pflichtspielen als Referee eingeteilt worden war.

Großer Ärger bei 1860 München

Knapp zwei Wochen zuvor hatte der 31-Jährige bereits Ärger in der Dritten Liga, als er in der Partie zwischen Waldhof Mannheim und 1860 München (3:0) mindestens einen unberechtigten Handelfmeter (zum vorentscheidenden 2:0) gegen die Löwen gepfiffen hatte. Ein zweiter Handelfmeter für Mannheim (zum 1:0) blieb zumindest diskutabel.

Gut möglich, dass derlei Leistungsschwankungen bei den eigentlich traditionell so guten deutschen Schiedsrichtern damit zu tun haben, dass die wenigen noch einsatzbereiten Referees in den vergangenen Wochen etwas überarbeitet waren. Denn die Schiedsrichter im deutschen Profifußball kämpfen derzeit ebenso wie Spieler und Trainer mit Corona-Fällen.

Zahlreiche Ausfälle bei den deutschen Spitzen-Schiris

"Speziell in den letzten zwei, drei Monaten sind wir damit sehr beschäftigt", sagte Lutz Michael Fröhlich, Schiedsrichter-Chef beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), bei einer Video-Schulung mit Journalisten. Pro Spieltag in der 1., 2. und 3. Liga seien bis zu 15 Umbesetzungen für die insgesamt 28 Partien nötig.

"Das ist recht viel, das ist eine große Belastung. Einige Schiedsrichter sind jetzt schon an Wochenenden doppelt unterwegs", sagte Fröhlich. Die Ausfälle sind in der Öffentlichkeit bisher nicht aufgefallen, da die Ansetzungen seit Beginn der Pandemie sehr kurzfristig bekanntgegeben werden.

Dingert - ungewöhnlicher Lapsus in Freiburg

Gut möglich, dass auf die Überbelastung auch Konzentrationsfehler wie jener zurückzuführen ist, der Christian Dingert bei der Bundesligapartie zwischen Freiburg und den Bayern unterlief. Die vom Schiri-Team übersehene Überzahl an Bayern-Spielern auf dem Platz war in jedem Fall ein unüblicher Lapsus. Wobei Dingert nach drei Einsätzen zu März-Beginn während der Länderspielpause sogar einmal hatte durchatmen können.

Diese Möglichkeit hatte Daniel Siebert nicht. Der womöglich aktuell hellste Stern am deutschen Schiedsrichter-Himmel bestritt in den vier März-Wochen sechs schwere Spiele - neben vier deutschen Ligaspielen hatte er eine in der UEFA Conference League zu pfeifen, außerdem stand er in der Länderspielpause international für das WM-Playoff-Spiel zwischen Portugal und der Türkei auf dem Rasen.