Bayer Leverkusen nach einem enttäuschenden Siel gegen den FCA

Nach dritter Pleite Leverkusener Ratlosigkeit

Stand: 15.08.2022 15:13 Uhr

Bayer 04 Leverkusen erkennt sich selbst nicht wieder. Vorne klappt so gut wie nichts, hinten auch nicht. Die Werkself läuft den eigenen Ansprüchen hinterher.

In der Vergangenheit wäre es wohl so abgelaufen: Nach der neuerlichen Pleite von Bayer 04 Leverkusen gegen den FC Augsburg (1:2) wäre Rudi Völler nach dem Schlusspfiff vor die Öffentlichkeit getreten. Völler hätte versucht, Erklärungsansätze zu finden, hätte sich womöglich auch (künstlich) aufgeregt über vermeintlich zu freche Fragen. Und er hätte dieses Gespräch versöhnlich mit einem Zwinkern und einem unvermeidlichen Lächeln beendet.

Völler hätte wohl auf seine ihm eigene Art den Fans suggeriert, dass unter dem Bayerkreuz eigentlich alles in bester Ordnung sei. Und hätte die Dinge dann intern geregelt. Denn die dritte Pleite in Folge (im DFB-Pokal beim Drittligisten Elversberg, in ersten Bundesligaspiel in Dortmund) kennzeichnet mittlerweile einen massiven Fehlstart der Werkself - und womöglich sogar den Beginn einer Krise. Mit drei Pflichtspiel-Niederlagen in Serie hatte eine Saison für die Leverkusener letztmals im Jahr 1979 begonnen.

Klubchef Carro schimpft

Der Klub müsste eigentlich dagegensteuern. Völler befindet sich seit dieser Spielzeit allerdings im wohlverdienten Ruhestand. Und wer seine Position einnimmt, das erscheint in der neu geschaffenen Führungsstruktur allerdings noch nicht ganz geklärt zu sein.

Weder von Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes noch von Klubchef Fernando Carro war nach dem Augsburg-Spiel etwas zu hören. Wobei, das ist nicht ganz richtig. In den Stadionkatakomben hatte Carro kurz nach Schlusspfiff seiner Wut freien Lauf gelassen. "So ein Scheiß-Start. Wir hatten tausend Torchancen", hatte er laut geschimpft. Ehe er dann verschwand.

Fakt ist: Der vor der Saison hoch gehandelte Werksklub, der von einigen Experten sogar als Geheimfavorit auf den Titel genannt wurde, befindet sich derzeit auf Abwegen. "Das ist nicht unser Anspruch. Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben", brachte es Verteidiger Jonathan Tah auf den Punkt. Und das trotz nahezu idealer Voraussetzungen.

Ein eingespieltes Team

Denn dem Klub war es ja gelungen, offensive Leistungsträger wie Patrik Schick und Moussa Diaby und alle anderen Spieler zu halten, die gehalten werden sollten. Hinzu kamen hoffnungsvolle Profis wie Sardar Azmoun oder Adam Hlozek. Für alle gilt: In der Bundesliga haben sie bislang null Tore erzielt und null Vorlagen gegeben.

Es läuft nicht rund in diesem eigentlich eingespielten Team, das in der vergangenen Saison die Champions-League-Qualifikation schaffte. 50 (!) Torschüsse haben die Leverkusener in den vergangenen drei Partien abgefeuert, allein 23 gegen den FCA. Herausgesprungen sind gerade einmal vier Treffer. Und drei davon in Elversberg.

Die Ursachen? Mangelnde Konzentration beim Abschluss, oder sogar Überheblichkeit? Oder im Gegenteil zu geringes Selbstvertrauen und Versagensängste? Fragen, die Trainer Gerardo Seoane möglichst schnell beantworten sollte. "Die mangelnde Chancenauswertung ist schwierig zu erklären, das gehört im Fußball aber dazu", sagt der 43-Jährige.

Leverkusen schlingert

Der derzeit offenbar ratlose Schweizer konnte gestärkt in die Saison gehen, hatte er die Werkself in der abgelaufenen Spielzeit doch in die Erfolgsspur geführt. Mittlerweile schlingert sein Team aber nicht nur in der Offensive. Sieben Gegentreffer in drei Pflichtspielen sind für ein Spitzenteam kein akzeptabler Wert - und führen seine Mannschaft in eine Sackgasse.

Der Schuh drückt momentan überall. Der Druck auf Seoane steigt. Ein erstes Erfolgserlebnis nicht nur mit Blick auf die anstehende Champions-League-Saison Anfang September wäre für die Leverkusener dringend notwendig. Am Samstag (20.08.2022) empfängt die Werkself 1899 Hoffenheim. "Wir erwarten mehr von uns", hatte Jonathan Tah noch gesagt. Ein Satz, den wohl auch Rudi Völler so ausgesprochen hätte.