Fans von Arsenal protestieren gegen die Klubbesitzer nach Ausrufung der Super League 2021.

Maßnahme der Regierung Englischer Fußball bekommt Aufsichtsbehörde

Stand: 23.02.2023 08:36 Uhr

Die britische Regierung hat die Einrichtung einer Aufsichtsbehörde für den englischen Fußball angekündigt. Die Finanzen sollen stärker überwacht und eine Teilnahme von Klubs an einer Super League verhindert werden. Die Premier League kritisiert den Plan.

Das britische Ministerium für Kultur, Medien und Sport kündigte die Einrichtung der Institution, die vom Staat unabhängig agieren soll, in einer Mitteilung an. Die neue Stelle soll nach ihrer Einrichtung weitgehende Befugnisse bekommen und in den fünf ersten Ligen des Männerfußballs bei Schlüsselfragen ein gewichtiges Wort haben:

  • Klubbesitzer: Die Prüfung für Eigentümer und Vorstände der Klubs soll erweitert werden. Auch ein Verkauf von Stadien und eine Umsiedelung von Klubs soll eine Genehmigung der Behörde erfordern.
  • Finanzen: Klubs sollen ein neues Lizenzierungsverfahren durchlaufen, Ziel seien "solide finanzielle Geschäftsmodelle und eine gute Unternehmensführung" der Klubs. Zuletzt wurde der FC Bury mit einem Zwangsabstieg belegt, der FC Macclesfield wegen Steuerschulden aufgelöst, Derby County stieg nach einem Punktabzug und Insolvenzverfahren in die 3. Liga ab.
  • Mitbestimmung: Fans sollen eine Möglichkeit bekommen, an den Entscheidungen der Klubs mitzuwirken. Verhindert werden soll, dass Eigentümer die Farben oder Logos der Klubs verändern, so wie es beispielsweise bei Cardiff City passierte.
  • Super League: In England waren die Proteste gegen die Super League 2021, an der sechs Klubs aus der Premier League teilnehmen wollten, besonders groß. Die unabhängige Regulierungsbehörde soll die Befugnis erhalten, Klubs generell an der Teilnahme an solchen Ligen zu hindern. Derzeit droht die Premier League abtrünnigen Klubs 35 Punkte Abzug in der Tabelle an.
  • Geldverteilung: Sollten sich Interessengruppen nicht einigen, könnte die Behörde auch auf die Geldverteilung einwirken - beispielsweise bei der Finanzierung der unteren Ligen durch die Premier League, die derzeit strittig ist.

"Unsere Pläne werden sicherstellen, dass Klubs ihre Finanzen verantwortungsbewusst verwalten", sagte zuständige Ministerin Lucy Frazer. "Sie werden verhindern, dass skrupellose Eigentümer Klubs als Gebrauchsgegenstände behandeln und nicht als geliebtes Gemeinschaftsgut, das sie sind." Ein Zeitrahmen für die Einrichtung der Behörde wurde nicht genannt.

Vorerst nicht erwähnt: Menschenrechtsfragen

Ob künftig auch Menschenrechtsfragen in der Überprüfung von Klubübernahmen verankert werden sollen, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Der Staatsfonds aus Abu Dhabi hatte 2008 Manchester City gekauft, der Staatsfonds aus Saudi-Arabien übernahm 2021 Newcastle United.

Manchester United bekommt möglicherweise bald Eigentümer aus Katar. Die problematische Lage der Menschenrechte in diesen Ländern spielte dabei bisher keine Rolle bei der Übernahme der Klubs. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kritisierten das.

Premier League kritisiert: "Wir werden eine staatlich regulierte Branche"

Die Premier League äußerte sich zurückhaltend. In einer Stellungnahme hieß es, die Liga werde den Plan der Regierung sorgfältig prüfen, "wonach England als erste große Nation den Fußball zu einer staatlich regulierten Branche machen wird".

Strukturelle Einschränkungen durch die Behörde sind in der Liga offensichtlich nicht erwünscht. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Aufsichtsbehörde die Möglichkeit, Investitionen anzuziehen und das Interesse an unserem Spiel zu steigern, nicht beeinträchtigt", hieß es weiter. Man werde sicherstellen müssen, dass die Pläne "nicht zu unbeabsichtigten Folgen führen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Premier League verringern könnten".

Fan-Bündnis: "Vorschlag geht auf unsere Hauptanliegen ein"

Zustimmung findet der Plan dagegen bei der Football Supporters Association (FSA), einem landesweites Fan-Bündnis. "Wir begrüßen ausdrücklich die historische Zusage der Regierung, eine unabhängige Aufsichtsbehörde für den englischen Fußball einzurichten", sagte FSA-Geschäftsführer Geschäftsführer Kevin Miles.

Der Vorschlag gehe "eindeutig auf unsere Hauptanliegen in Bezug auf Eigentümerschaft, Schurkenwettbewerbe und Nachhaltigkeit ein. Und natürlich unterstützen wir alle Vorschläge, die den Fans eine größere Mitsprache bei der Führung ihrer Vereine bieten".

Parlamentarierin Crouch hatte die Behörde vorgeschlagen

Die Behörde vorgeschlagen hatte die konservative Parlamentarierin Tracey Crouch. Sie hatte nach der Ausrufung und der Absage der Super League 2021 eine Untersuchung zur Verwaltung des englischen Fußballs geleitet und die Gründung der Behörde als notwendige Konsequenz genannt. Sie sprach von "einem großen Tag für den Fußball in unserem Land".