Für Team Deutschland gehen mehrere Medaillenaspiranten bei Olympia an den Start.

Olympia 2024 100 Tage bis Paris - Team D macht Hoffnung auf erfolgreiche Spiele

Stand: 17.04.2024 07:31 Uhr

Der Countdown bis zu den Olympischen Spielen in Paris (26. Juli bis 11. August 2024) läuft - und viele deutsche Sportlerinnen und Sportler präsentieren sich bereits in medaillenwürdiger Form.

Deutschland hat etwas gutzumachen. 2021 schnitt Team D bei den Olympischen Spielen in Tokio, die wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben worden waren, so schlecht ab wie seit 1952 nicht mehr. Mit 37 Medaillen (zehnmal Gold, elfmal Silber, 16-mal Bronze) belegte Deutschland nur den neunten Platz im Medaillenspiegel. Seit 1992, den ersten Spielen nach der Wiedervereinigung, hatte Deutschland stets zu den Top 6 gehört.

Das deutsche Olympia-Abschneiden seit 1992
Olympische Spiele Deutsche Medaillen Platz im Medaillenspiegel
1992 in Barcelona 82 (33x Gold, 21x Silber, 28x Bronze) 3.
1996 in Atlanta 65 (20G, 18S, 27B) 3.
2000 in Sydney 56 (13G, 17S, 26B) 5.
2004 in Athen 49 (13G, 16S, 20B) 6.
2008 in Peking 41 (16G, 11S, 14B) 4.
2012 in London 44 (11G, 20S, 13B) 6.
2016 in Rio de Janeiro 42 (17G, 10S, 15B) 5.
2020 in Tokio 37 (10G, 11S, 16B) 9.

Deutschland hatte in den 28 Jahren zuvor nie weniger Medaillen geholt, auch nie weniger Goldmedaillen. Doch am Mittwoch (17.04.2024) in 100 Tagen bekommen die Sportlerinnen und Sportler die Gelegenheit, es in Paris besser zu machen.

"Bei mir herrscht eine unheimliche Vorfreude auf die Spiele, die Großstadt Paris und die Wettbewerbe, die im Herzen der Stadt ausgetragen werden", sagte Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Mihambo nicht die einzige Leichtathletik-Hoffnung

Dass die Vorfreude im deutschen Lager steigt, liegt auch an den Leistungen, die die Sportlerinnen und Sportler bereits im Vorfeld zeigen. Selbst in der Leichtathletik, die in Tokio nur eine Goldmedaille durch Malaika Mihambo im Weitsprung und zwei Silbermedaillen durch Diskuswerferin Kristin Prudenz sowie Geher Jonathan Hilbert hervorgebracht hatte, herrscht Hoffnung. 2023 bei der WM holte das deutsche Team sogar gar keine Medaille, jetzt gibt es aber mehrere Kandidaten.

Die deutschen Goldmedaillen-Gewinner in Tokio
Name Disziplin
Malaika Mihambo Leichtathletik (Weitsprung)
Ricarda Funk Kanuslalom (Kajak-Einer)
Jessica von Bredlow-Werndl, Dorothee Schneider und Isabell Werth Pferdesport (Dressur Team)
Jessica von Bredlow-Werndl Pferdesport (Dressur Einzel)
Julia Krajewski Pferdesport (Vielseitigkeit Einzel)
Aline Rotter-Focken Ringen (Schwergewicht bis 76 kg)
Lisa Klein, Mieke Kröger, Lisa Brennauer, Franziska Brauße Bahnradsport (Mannschaftsverfolgung)
Florian Wellbrock Schwimmen (Freiwasser, 10 km)
Max Rendschmidt, Ronald Rauhe, Tom Liebscher, Max Lemke Kanu-Rennsport (Kajak-Vierer, 500 m)
Alexander Zverev Tennis (Einzel)

Mihambo ist wieder in Form und eine der Topfavoritinnen, mit ihr haben auch Mikaelle Assani und Laura Raquel Müller in der Hallensaison für Furore gesorgt. Die beiden deutschen Weitsprung-Talente könnten in Paris ebenfalls auf die ersten Plätze springen. Ähnliches gilt für Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye, die bei der Hallen-WM im Winter Silber holte und erstmals über 20 Meter stieß.

Neugebauer ein Goldkandidat

Bei den Männern könnte Zehnkämpfer Leo Neugebauer in Paris der ganz große Wurf, Sprung und Lauf gelingen. Zum Saisonstart präsentierte sich der 23-Jährige, der bei der WM im vergangenen Jahr lange geführt hatte und dann doch noch aus den Medaillenrängen fiel, in Topform. "Mein Traum wäre es, bei Olympia eine Medaille zu gewinnen. Das wäre sehr cool", sagte Neugebauer. Aktuell scheint sogar Gold drin zu sein.

Und dann gibt es noch zwei Shootingstars, die in den ersten Monaten des Jahres sehr auf sich aufmerksam gemacht haben. Im Speerwurf liegt die Hoffnung nicht nur auf Johannes Vetter (der aber noch die Norm von 85,50 Meter erfüllen muss), sondern auch auf Max Dehning, der in dieser Saison bisher der einzige 90-Meter-Werfer ist. Und im Diskuswurf hat sich Mika Sosna am vergangenen Wochenende mit einer Weite von 68,96 Metern in den Kreis der Medaillenanwärter geworfen.

Schnellschwimmer Wellbrock und Köhler

Neben der Leichtathletik gehört auch Schwimmen zu den am meisten beachteten Sportarten bei Olympischen Spielen. Auch da darf Team D in Paris auf große Erfolge hoffen. Florian Wellbrock avancierte im Freiwasser zu einem der zehn deutschen Goldmedaillengewinner in Tokio und krault um die Titelverteidigung.

Schwimmer Florian Wellbrock bei einer Kraulbewegung im Freiwasser-Rennen in Doha.

Schwimmer Florian Wellbrock bei einer Kraulbewegung im Freiwasser-Rennen in Doha.

Neben ihm werden Angelina Köhler spätestens seit Februar große Chancen im Becken ausgerechnet. In Doha holte die 23-Jährige als erste deutsche Frau seit 2009 eine WM-Goldmedaille - ihre Paradedisziplin sind die 100 Meter Schmetterling.

Deutsche Topsportarten wieder hoffnungsvoll

Und dann gibt es noch die Sportarten mit traditionell guten Aussichten. Auf der Bahn gelten die Radsportlerinnen Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich zu den Favoriten. Der Deutschland-Achter im Rudern will nach Silber in Tokio wieder Gold holen. Im Reiten erwartet Team D wieder eine große Anzahl an Medaillen, bestenfalls goldene.

Ballsportarten - Deutlich besser als in Tokio

Die Spiele in Tokio waren bei den mannschaftlichen Ballsportarten ein deutsches Desaster. Die Handballer mussten als Zwölfter früh ihren Medaillentraum begraben, die Frauen waren gar nicht erst qualifiziert. Im Hockey gab es für beide Teams keine Medaille, nachdem die Männer das Spiel um Platz 3 verloren. Im Fußball scheiterten die Männer in der Vorrunde, die Frauen schon in der Qualifikation, und die Basketballer hatten noch kein Topniveau. Am Ball holte Team Deutschland in den Mannschaftssportarten keine Medaille.

Doch in Paris stehen die Chancen deutlich besser. Im Hockey gehören sowohl die deutschen Frauen als auch die Männer, die sich im Januar bei ihren Qualifikationsturnieren durchsetzen konnten, als jeweils Dritter der Weltrangliste zum engsten Favoritenkreis.

Basketballer diesmal wohl chancenlos gegen Team USA

Und auch die Basketball-Nationalmannschaft um Kapitän Dennis Schröder ist nach ihrem WM-Coup im vergangenen Jahr ein Anwärter auf eine Medaille. Die Frauen konnten zuletzt mit ihrem Weiterkommen im Qualifikationsturnier in Brasilien auch für Furore sorgen.

Es gibt jedoch einen großen Unterschied bei den Männern: Die USA (war Halbfinalgegner der Deutschen) stellen anders als beim Weltturnier auf den Philippinen, als vor allem große Talente angereist waren, ein Team voller Superstars. LeBron James, Stephen Curry, Kevin Durant und viele mehr - Team USA startet in Bestbesetzung. Und in der gab es seit 1992 nur einmal (2004) kein Olympia-Gold.

Fußballerinnen nicht chancenlos, aber auch nicht favorisiert

Im Fußball fehlen die deutschen Männer. Seit 1992 ist für die Qualifikation die U21-EM maßgeblich, 2023 scheiterte die Auswahl von Trainer Antonio Di Salvo bei der Endrunde in Georgien und Rumänien als Titelträger kläglich in der Vorrunde.

Und die Frauen um Trainer Horst Hrubesch gehören nach den jüngsten Eindrücken (inklusive Vorrunden-Aus bei der WM 2023) auch eher nur zum erweiterten Favoritenkreis.

Was ist im Handball möglich?

Die Handballer haben bei der Heim-EM begeistert und Platz vier geholt, die Frauen haben sich gerade souverän qualifiziert und waren als Sechste bei der WM im vergangenen Jahr auch nicht allzu weit von den Medaillenrängen entfernt. Und beide befinden sich in einem Entwicklungsprozess, haben gezeigt, dass sie auf Topniveau abliefern können. Mit ein wenig mehr Erfahrung könnte so im August einiges drin sein.

Deutschlands Trainer Alfred Gislason gestikuliert am Spielfeldrand.

Deutschlands Trainer Alfred Gislason gestikuliert am Spielfeldrand.

Deutschland will in Rückschlagsportarten wieder glänzen

Erfahrung genug haben die deutschen Tischtennisspieler, die in Paris an den Start gehen können. Timo Boll soll laut Vorschlag des Deutschen Tischtennis-Bundes seine siebten Olympischen Spiele bestreiten, gemeinsam mit Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska hatte er in Tokio Silber im Teamwettbewerb geholt. Franziska soll nach Meinung des DTTB nur Ergänzungsspieler sein, weil die Nummer eins Dang Qiu ins Team rücken soll.

Die Tischtennis-Männer dürften ebenso Kandidaten auf die Medaillen sein wie Alexander Zverev im Tennis. In Tokio hatte der 26-Jährige Gold gewonnen - nun könnte er in Paris sogar Fahnenträger werden. "Das ist für mich ein Riesenthema, wie für jeden Sportler", hatte Zverev bereits im vergangenen Jahr gesagt. Olympia sei für ihn "eine Riesenmotivation. Ich liebe es, für Deutschland zu spielen." Nominiert ist er noch nicht, aber seine Berücksichtigung dürfte nur Formsache sein.

Welche Plätze sind noch offen?

Der DOSB hat noch vier Nominierungstermine am 14. Mai, 4. und 25. Juni sowie 2. Juli, ehe das gesamte Team D für Paris steht. Stand Ende März wurden noch keine Plätze im Badminton (bis zu 16 möglich), Breaking (2), Gewichtheben (6), Golf (6), Judo (14), Skateboard (12), Sportklettern (8) und Tennis (12) vergeben.

Mehr als 240 Sportler und Sportlerinnen haben ihr Olympia-Ticket bisher sicher, der DOSB rechnet damit, dass Team D mit bis zu 400 Athleten und Athletinnen in Paris an den Start gehen wird. Und viele von ihnen machen schon jetzt Hoffnung darauf, dass es erfolgreiche Spiele werden.