Ange Postecoglou und Ruben Amorim

Sorgenkinder der Premier League Man United und Tottenham - die Europa League als Medizin

Stand: 30.04.2025 20:23 Uhr

Im Halbfinale der Europa League stehen mit Manchester United und Tottenham Hotspur zwei Teams, die in der Premier League in der Krise stecken. Der Europapokal ist ihr Heilmittel.

Sehr häufig ist im Profifußball zu hören, dass die Liga das Wichtigste sei, selbst Klubs, die in der Champions League spielen, sagen das für gewöhnlich. Aber bei Manchester United und Tottenham Hotspur ist das zumindest in dieser Saison anders. Die Premier League läuft für beide vermeintliche Topklubs nahezu katastrophal, das Positivste aus ihrer Sicht ist dort, dass es nie so dramatisch schlecht war, dass der Abstiegskampf drohte.

Manchester und Tottenham - national am Abgrund, international voll dabei

Für Man United und die "Spurs" geht es dort nur noch darum, die letzten Spieltage zu überstehen. Ob Manchester (aktuell 14.) und Tottenham (16.) am Ende 13., 15. oder 17. werden, ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Zumal beide Vereine etwas haben, was sie nicht nur vom Ligaalltag ablenkt, sondern bei einem von ihnen sogar dafür sorgen könnte, dass all die Schmerzen bald vergessen sein könnten.

Die beiden Krisenklubs stehen im Halbfinale der Europa League, United spielt dort gegen Athletic Bilbao, Tottenham gegen das Überraschungsteam FK Bodö/Glimt - es ist also nicht nur ein Titelgewinn eines englischen Vereins möglich, sondern sogar ein Premier-League-internes Finale. Für beide Teams ist die Europa League die Medizin, triumphiert eines von ihnen am 21. Mai im Endspiel in Bilbao, ist das internationale Geschäft sogar die Heilung.

"Alles ist für uns möglich. Natürlich werden wir auf einen wirklich schwierigen Gegner treffen, aber wir sind bereit zu kämpfen", sagte Ruben Amorim, Coach der "Red Devils". "Selbst, wenn wir nicht den perfekten Fußball spielen und nicht unseren besten Tag haben, können wir immer unseren Charakter zeigen. Das wird uns Vertrauen geben."

Amorim schenkt die Premier League für Europa ab

Das Viertelfinale hatte Manchester mit einem höchst spektakulären 5:4 nach Verlängerung gegen Olympique Lyon überstanden. Danach legte Amorim die Marschroute für die Endphase der Saison fest: "Wir wissen, dass wir unterperformt haben und die Kritik verdienen. Aber wir haben noch Zeit, etwas Besonderes aus dieser Saison zu machen. Wir müssen jetzt ein Risiko mit jungen Spielern in der Premier League gehen und uns voll und ganz auf die Europa League konzentrieren. Die Fans müssen das verstehen."

So gab es danach eine Heimniederlage gegen die Wolverhampton Wanderers (0:1) und trotz aller Bekundungen die Rückkehr in die Tristesse. Aus der holte Rasmus Höjlund sein Team zuletzt gerade noch im letzten Moment, als er bei AFC Bournemouth (1:1) mit seinem Ausgleich in der 96. Minute eine weitere Pleite verhinderte. So ist die United-Brust deutlich breiter, wenn Bilbao am Donnerstag (08.05.2025, 21 Uhr) ins Old Trafford kommt, fehlendes Interesse an einem erfolgreichen Premier-League-Abschluss hin oder her.

Rasmus Højlund im Zweikampf

Tottenham-Trainer Postecoglou will es den Kritikern zeigen

Bei Manchester ist nicht nur die Europa League ein Grund dafür, dass die Stimmung nicht ganz so schlecht ist wie die Leistungen in der Liga. Amorim hat mehrfach betont, dass die Saison schwer werde, er sagte sogar, es ginge darum, sie "zu überleben". Der Klub hofft auf eine glorreiche Zukunft mit dem portugiesischen Trainer, der von Sporting Lissabon kam. In Tottenham ist die Ausgangslage etwas anders, da steht Ange Postecoglou in seiner zweiten Saison in der Kritik und es besteht wenig Optimismus rund um seine Person.

"Vergangene Saison sind wir Fünfter geworden, aber das will keiner hören. Es gibt bereits eine Geschichte und einige Leute warten nur darauf, dass sie sich abspielt. Alles, was ich machen kann, ist zu versuchen, ihnen das Gegenteil zu beweisen", sagte der Australier, der immer wieder den öffentlichen Umgang mit dem Klub kritisiert. Seine Vermutung daher ist offenbar, dass viele Eintracht-Frankfurt-Bezwinger Tottenham scheitern sehen wollen - er will mit seinen Spielern das Gegenteil erreichen.

Tottenham jubelt in Frankfurt

"Spurs"-Star Maddison: "Möglichkeit, etwas ganz Besonderes zu erreichen"

"Wir stehen voll hinter dem Manager. Ich denke, er ist ein großartiger Mann", gab nun auch James Madison ein starkes Signal in die Richtung, dass es zwischen Mannschaft und Trainer stimmt. Der Mittelfeldspieler will mit Postecoglou den großen Wurf schaffen: "Das müssen wir nutzen, wir haben eine ganz besondere Chance. Es wurde viel über unsere Form und die schlechte Saison gesprochen, aber wir haben die Möglichkeit, etwas ganz Besonderes zu erreichen."

Man merkt: Manchester und Tottenham ähneln sich aktuell extrem. Die Ergebnisse in der Premier League sind ähnlich schlecht, die in der Europa League ähnlich gut und die Aussagen ähnlich klar in Sachen Prioritäten und Ambitionen. "Das ist eine riesige Chance. Wir werden uns voll und ganz auf dieses Spiel konzentrieren und unsere Energie aufwenden, wenn wir versuchen, das europäische Finale zu erreichen", sagte Postecoglou. Für ihn und sein United-Pendant Amorim ist die Europa League die Medizin für eine ansonsten furchtbare Saison.