Angelina Köhler beim Schmetterling-Halbfinale über 100 Meter der Schwimm-WM.

Schwimm-WM Köhler holt als erste Frau seit 2009 Gold im Becken

Stand: 13.02.2024 08:35 Uhr

Angelina Köhler hat bei der Schwimm-WM in Doha das Finale über 100 Meter Schmetterling gewonnen. Es war die erste Goldmedaille für eine DSV-Frau im Becken seit 2009.

Die 23 Jahre alte Köhler verwies Claire Curzan aus den USA am Montag (12.02.2024) auf den zweiten Platz. Bronze sicherte sich die Schwedin Louie Hansson.

Lars Becker, Sportschau, 12.02.2024 18:00 Uhr

Köhler: "Ich zittere am ganzen Körper"

"So crazy", rief die neue Schwimmweltmeisterin nach ihrem Gold-Coup am Beckenrand ins Mikrofon, "meine Eltern sind hier." Dann versagte ihre Stimme, Köhler musste sich auf beiden Knien abstützen. Schon als sie angeschlagen hatte, konnte die Berlinerin die Tränen nicht zurückhalten. Ungläubig hatte sie den Kopf geschüttelt, fassungslos die Hand vor den Mund gehalten, erst danach jubelnd die Faust hochgerissen. "Ich kann gar nicht verarbeiten, was gerade passiert ist. Ich zittere am ganzen Körper. Davon träume ich, seit ich ein Kind war."

Siegerzeit von 56,28 Sekunden

Köhler schlug nach 56,28 Sekunden an. Erstmals seit 2009, als Britta Steffen in Rom zweimal gesiegt hatte, gewann wieder eine deutsche Beckenschwimmerin WM-Gold. Mit ihrem grandiosen Rennen sicherte Köhler dem Deutschen Schwimm-Verband am zweiten Tag der Wettbewerbe im Aspire Dome bereits das dritte Edelmetall. Am Sonntag hatte es jeweils Bronze für Isabel Gose und Lukas Märtens gegeben.

Taylor Swift gibt "unfassbar viel Kraft"

Für Köhler ist der Titel der mit Abstand größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere. Bereits am Tag vor ihrem großen Triumph hatte die Berlinerin ihre Ausnahmeform angedeutet. Sowohl im Vorlauf als auch im Halbfinale verbesserte sie den deutschen Rekord und war schneller als sämtliche Konkurrentinnen. "Ich liebe diesen Pool hier, bin perfekt vorbereitet", hatte sie anschließend gesagt. "Ich bin nicht mehr die Schwächste, kann mithalten und schwimme den anderen auf der zweiten Bahn davon."

Lars Becker, Sportschau, 11.02.2024 10:47 Uhr

Vor den Rennen pflegt sie ein besonderes Ritual. "Ich höre immer Taylor Swift. Sie bedeutet mir sehr viel", sagte sie über die Popgröße, die mit ihrem Freund, Football-Spieler Travis Kelce, in der Nacht zum Montag dessen Sieg im Super Bowl mit den Kansas City Chiefs gefeiert hatte. "Ich höre immer die Musik und tanze dazu vor meinen Rennen, weil das mir unfassbar viel Kraft gibt." Bei der vergangenen WM im japanischen Fukuoka hatte Köhler den fünften Platz belegt.

Die vier Schwimmerinnen, die damals vor ihr lagen, waren diesmal allesamt nicht dabei. Der Saisonhöhepunkt ist Olympia. Für eine bessere Vorbereitung verzichten einige Stars - nicht nur auf Köhlers Strecke - auf eine Teilnahme an der WM, die erstmals im gleichen Jahr wie die Sommerspiele stattfindet. Was Köhlers Erfolg mit Blick auf das Ringe-Spektakel in Paris bedeutet, ist daher schwer abzuschätzen. Fest steht: Ihr Olympia-Ticket hat die Schmetterlings-Expertin nun sicher.

Matzerath verpasst vorerst Olympia-Ticket

Brustschwimmer Lucas Matzerath verpasste bei den Titelkämpfen in Doha das Podium. Der 23 Jahre alte Frankfurter kam im Finale über 100 Meter in 59,37 Sekunden auf Rang sieben und verpasste damit auch vorerst das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris.

Gold holte der Amerikaner Nic Fink vor dem Italiener Nicolo Martinenghi und dem dreimaligen Olympiasieger Adam Peaty bei dessen WM-Comeback. Der britische Schwimmstar hatte wegen mentaler Probleme unter anderem bei den vergangenen Titelkämpfen im japanischen Fukuoka gefehlt.

Märtens und Gose in weiteren Finalen

Am Tag nach seiner Bronzemedaille über 400 Meter Freistil zog der 22 Jahre alte Magdeburger Lukas Märtens als Dritter der Halbfinale in 1:45,21 Minuten in den Endlauf am Dienstag ein. Auch Rafael Miroslaw (Hamburg) qualifizierte sich auf Rang sechs (1:45,95 Minuten).

Märtens' Klubkollegin Isabel Gose war am Montagmorgen als Vorlauf-Zweite in das Finale über 1.500 Meter am Dienstag eingezogen. Über die 100 Meter Rücken verpasste Ole Braunschweig (Berlin), EM-Dritter über die halbe Distanz, auf Rang elf in 53,89 Sekunden den Sprung ins Finale.