WM 2022 | Katar Vor WM in Katar - Gericht verurteilt Whistleblower zu Gefängnisstrafe

Stand: 15.12.2021 19:00 Uhr

Abdullah Ibhais, ehemaliger Kommunikationsdirektor des Organisationskomitees der Fußball-WM in Katar, muss für drei Jahre ins Gefängnis.

Diese Entscheidung traf das Berufungsgericht in der Hauptstadt Doha am Mittwoch (15.12.2021). Ibhais war vorgeworfen worden, Bestechungsgelder angenommen zu haben. Er hatte das bestritten.

Die Familie des Verurteilten wies die Vorwürfe erneut entschieden zurück und sprach in einer Stellungnahme von einem "Willkür-Urteil". Das Schreiben liegt der Sportschau vor. Darin teilt die Familie mit, Ibhais, der zunächst eine fünfjährige Haftstrafe hätte absitzen sollen, habe zu seiner Berufungsverhandlung nicht persönlich erscheinen dürfen.

Das Gericht habe die Verteidigung nicht einmal angehört. Der ganze Prozess habe nicht einmal eine Minute gedauert, hieß es.

Familie hält FIFA für "verantwortlich für Abdullahs Leid"

Die Familie erhob außerdem schwere Vorwürfe gegen den Fußball-Weltverband und machte diesen "verantwortlich für Abdullahs Leid". Die FIFA hätte ihn schützen müssen, hieß es.

Ibhais hatte geäußert, er werde verurteilt, weil er sich für streikende Arbeiter eingesetzt habe. Sein Fall ist auch ein Fall Hassan Al-Thawadi. Der WM-Organisationschef soll im August 2019 versucht haben, eine kritische Berichterstattung über die WM zu verhindern. Das WM-Organisationskomitee streitet das ab. Damals gingen Bilder von streikenden Arbeitern um die Welt.  Ibhais soll sich in seiner damaligen Funktion als Kommunikationsdirektor Organisationskomitees in der Diskussion gegen Al-Thawadi gestellt haben.

Katars Organisationskomitee, für das Ibhais gearbeitet hatte, wies alle Vorwürfe zurück. Die Darstellung einer Verschwörung gegen Ibhais sei "lächerlich, diffamierend und absolut falsch".

Festnahme im Oktober 2019, Geständnis soll erzwungen sein

Im Oktober 2019 wurde eine interne Untersuchung gegen Ibhais eingeleitet, im November wurde er festgenommen. Sein Geständnis sei mit Drohungen erzwungen worden, sagt Ibhais. Zuletzt soll er in einem 30-tägigen Hungerstreik 20 Kilo Gewicht verloren haben. Dass er nicht vor Gericht erscheinen durfte, führte die Familie darauf zurück. Man habe Abdullahs Zustand nicht öffentlich sichtbar machen wollen.

Human Rights Watch und Fairsquare hatten schon gegen das erste Urteil protestiert und ein faires Verfahren angemahnt. Dies sei Ibhais nun gewährt worden, betonten die katarischen Behörden in einer Stellungnahme. In Katar findet aktuell die WM-Generalprobe Arab Cup statt. Auch führende FIFA-Vertreter wie Präsident Gianni Infantino sind oder waren vor Ort.

Immer wieder Menschenrechtsverletzungen in Katar

Die Endrunde der WM soll nach aktuellen Planungen vom 21. November bis 18. Dezember 2022 in Katar ausgetragen werden. Am Gastgeberland gibt es wegen Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung von Gastarbeitern und Korruption bei der WM-Vergabe seit Jahren große Kritik.

Die Sportschau und WDR Sport inside berichteten immer wieder über die Missstände in Katar. Die FIFA musste in diesem Zusammenhang im Juni 2019 erstmals zugeben, dass auf WM-Baustellen gegen internationale Arbeitsstandards verstoßen wurde, verweist aber stets auf Verbesserungen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte aber zuletzt eine unzureichende Umsetzung von Reformen in Katar.