Kommentar zum Ausscheiden des Bundestrainers Ende der Ära Löw - gut, dass es vorbei ist

Stand: 29.06.2021 23:19 Uhr

Die letzten beiden Turniere trüben die Zeit von Joachim Löw als Bundestrainer. Sein Abschied wurde durch den Glauben vermiest, dass Deutschland eine gute EURO 2020 spielen würde, nur weil Löw es verdient hat.

Sieben Spiele wollte er noch haben, um dann vielleicht sogar mit einem zweiten großen Titel abzutreten. Sieben waren es dann auch, zusammengenommen bei den Turnieren in Russland und nun der EURO 2020. Eines davon überzeugend, das 4:2 gegen Portugal vor ein paar Tagen in München. Das ist eine magere Bilanz.

Vermutlich wäre doch ein früherer Wechsel auf dem Posten des Bundestrainers besser gewesen. Aber der Glaube, es irgendwie noch zu schaffen, überwog. Beim Trainer selbst, beim Deutschen Fußball-Bund, bei Oliver Bierhoff.

Wobei es da bei weitem nicht nur um die Frage ging, ob Löw weiterhin sportlich die beste Lösung sei. Es ging auch um Macht, um Gründe, um Politik. Es ging um Themen, die Löw am liebsten ausgeblendet hätte.  

Früherer Abgang von Löw sinnvoller?

Joachim Löw wollte immer nur der Fußballlehrer sein, der eine Mannschaft alle paar Wochen sieht und sie in knapp zwei Wochen Vorbereitung auf ein großes Turnier so hinbekommt, dass sie dort überzeugt.

Lange ging das gut. In seinen ersten fünf Turnieren erreichte Deutschland mit Löw jeweils mindestens das Halbfinale, 2014 wurde die Weltmeisterschaft gewonnen. Mehr geht nicht. 

Mehr ging nicht, wie sich im Rückblick zeigt. Joachim Löw moderierte die Mannschaft bei der EM 2016 noch ins Halbfinale, danach ging es bergab. Der Niedergang war schleichend, wurde übertüncht von überzeugenden Ergebnissen in Qualifikationen. Aber die Aussagekraft solcher Qualifikationen ist erst recht in Zeiten aufgeblähter Teilnehmerfelder ähnlich groß wie bei Vorbereitungsspielen von Bundesligisten.

Leistungsträger in den Ruhestand verbannt

Löw durfte machen, obwohl er nicht viel mehr machte, als Leistungsträger in den vorläufigen Ruhestand zu schicken und sie viel zu spät zurückzuholen.

Es gibt Gründe, die gegen eine Dreierkette sprechen, und es gibt Gründe dafür. Sie aber erst dann zusammenzustellen, wenn die Zeit knapp wird, und erst dann einzusehen, dass Joshua Kimmich auf der rechten Seite der Mannschaft mehr helfen kann, ist ein Versäumnis.

Es wurde mit heißer Nadel gestrickt, was viel besser hätte vorbereitet werden können. In den Tagen von Herzogenaurach wurde der Eindruck erweckt, als könne eine Mannschaft allein über eine gute Stimmung Erfolg haben. Außerdem wurde die Legende gestrickt, dass eine Mannschaft sich für einen Trainer zerreißen wird, dessen Abschied schon feststeht.

Es gab in einigen Spielen Phasen, die diesen Glauben nährten, und es gab nahezu das gesamte Spiel gegen Portugal. Aber es war ein Irrglaube. Löw war von einem weiteren Titel zu jedem Zeitpunkt weit entfernt.

Löw hatte keinen Plan B

Ihm fehlten die Mittel, ihm fehlten während der Spiele die Ideen, ihm fehlte die Überzeugung. Es gab letztlich nur die Hoffnung, dass es gutgehen würde, weil es Löw doch nach 15 Jahren verdient gehabt hätte.

Nun gibt es die Gewissheit, dass es gut ist, dass es vorbei ist.