Sechs Wechsel des VfL Wolfsburg DFB entscheidet am Montag über Münsters Einspruch

Stand: 12.08.2021 15:50 Uhr

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) will am Montag (16.08.2021) über den Einspruch von Preußen Münster entscheiden. Der Klub hatte wegen eines Wechselfehlers Protest gegen die Wertung des verlorenen DFB-Pokalspiels gegen den VfL Wolfsburg (1:3 n.V.) eingelegt.

Die Wolfsburger hatten sechs Spieler eingewechselt, erlaubt sind nur fünf. "Mit dem unzulässigen Wechsel hat unser Gast das Spiel zu unseren Ungunsten entscheidend beeinflusst. Nun stehen wir in der Verantwortung denen gegenüber, die diesen Klub, der wie viele andere auch vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen steht, unterstützen und ihm die Treue halten", wird Münsters Sportdirektor Peter Niemeyer im offiziellen Statement des Vereins zitiert.

Der Protest war zu erwarten, denn die Faktenlage nach dem 1:3 aus Sicht der Preußen ist recht eindeutig. In den Durchführungsbestimmungen des Deutschen Fußball-Bundes heißt es in Paragraph 31, Absatz 3: "Während des Spiels dürfen fünf Spieler ausgetauscht werden. Eine darüber hinausgehende zusätzliche Auswechslung bei Spielen mit Verlängerung ist nicht zulässig."

Zwar ist in der Version, die laut DFB ab dem 1. Juli 2021 gültig ist, nicht von der Saison 2021/2022 die Rede. Der Verband teilte aber am 23. Juli mit, dass die Ausnahmeregelung für fünf Auswechslungen aufgrund der anhaltenden Pandemie auf Beschluss des Präsidiums verlängert wurde. So ist es auch in den Offiziellen Mitteilungen des DFB vom 30. Juli vermerkt.

Bornauw entscheidend an einem Tor beteiligt

In dem Pokalspiel zwischen Münster und Wolfsburg stand es 1:1 in der Verlängerung, als der Bundesligist mit Sebastiaan Bornauw und Admir Mehmedi den fünften und sechsten Spieler einwechselte. Wenig später war Bornauw maßgeblich am Treffer zur 2:1-Führung beteiligt.

Insofern dürfte der Nachweis erbracht sein, dass die Wechsel Einfluss auf das Spielgeschehen hatten, wenn nicht schon der Spielstand zum Zeitpunkt der Auswechslungen als stichhaltige Argumentation reicht.

Dass Bornauw als fünfter und Mehmedi als sechster Spieler eingewechselt wurden, dürfte bei einer möglichen späteren Verhandlung unerheblich sein.

Verwirrung um die Rolle des Vierten Offiziellen

Die Wolfsburger beteuerten, der neue Trainer Mark van Bommel wie auch andere aus seinem Stab hätten beim Vierten Offiziellen nachgefragt, ob - analog zur Regelung bei der Europameisterschaft - ein sechster Wechsel erlaubt sei. Es habe stets "ja" geheißen. Der DFB äußerte sich dazu bislang nicht.

Als die Wolfsburger am Montagnachmittag (09.08.2021) ein Statement des Geschäftsführers Jörg Schmadtke veröffentlichten, räumte dieser einen Wechselfehler ein. Dies, wird Schmadtke zitiert, sei "ausgesprochen ärgerlich, aber leider nicht mehr rückgängig zu machen." Die Rolle des Vierten Offizellen wird in der Mitteilung mit keinem Wort mehr thematisiert.

Warum sagte der Schiedsrichter nichts?

Das DFB-Sportgericht wird sich nun mit dem Fall befassen und zunächst um Stellungnahmen der Beteiligten bitten. Schiedsrichter Christian Dingert wird sich zu der Frage äußern müssen, warum er den VfL Wolfsburg nicht auf den Wechselfehler hinwies. Die Vorgaben des DFB sehen das vor, schließlich ist der Schiedsrichter da, um die Regeln einzuhalten.

Angenommen, eine Mannschaft hätte zwölf Spieler auf dem Platz, müsste er auch eingreifen. Möglicherweise fiel Dingert der sechste Wechsel aber auch erst auf, als er die Namen in den Spielbericht eintrug, und ihm war das in der Hektik eines engen Pokalspiels entgangen.

Bei der Frage nach der Verantwortung oder auch Schuld dürfte Dingerts Rolle aber nur nachrangig sein. Der VfL Wolfsburg steht an erster Stelle, insofern dürfte der sportliche Sieg beim Viertligisten aus Münster wertlos sein.

Wolfsburger Erinnerungen an 2004

Der VfL Wolfsburg schied schon mal nachträglich in der ersten Runde des DFB-Pokals aus, weil er sich einen Fehler erlaubt hatte. Die Niedersachsen gewannen zwar im August 2004 mit 3:0 bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln. Sie setzten dabei aber Neuzugang Marian Hristov ein, der gesperrt war, weil er im Pokalfinale 2003 mit seinem ehemaligen Klub 1. FC Kaiserslautern die Rote Karte gesehen hatte.