Aytekin setzt ein Zeichen Zeitstrafe, klare Linie, offene Kritik - Diskussion um Dahoud-Platzverweis

Stand: 27.09.2021 09:49 Uhr

Um den Platzverweis von Mahmoud Dahoud ist in der Fußball-Bundesliga eine Diskussion entbrannt. Die Lösungsvorschäge reichen von der Einführung einer Zeitstrafe bis zu einer klareren Linie.

Selbst Marco Rose kam nicht drumherum, Deniz Aytekin in weiten Teilen recht zu geben. "Grundsätzlich glaube ich, dass sich ein Spieler, der im Training nach einer Entscheidung von mir abwinken würde, etwas anhören könnte. Sowohl Spieler als auch wir Trainer sollten also versuchen, so etwas zu unterlassen", sagte der Trainer von Borussia Dortmund. Sein Spieler Mahmoud Dahoud hatte zuvor im Spiel bei Borussia Mönchengladbach (0:1) aufgrund einer solchen Aktion seine zweite Gelbe Karte erhalten und war vom Platz gestellt worden.

Ittrich springt seinem Kollegen zur Seite

Die Entscheidung hat in der Bundesliga zu einer Grundsatzdiskussion geführt. Aytekin erklärte hinterher, dass "die Karte einzelbetrachtet als zu hart" angesehen werden könne. "Aber mir ging es um etwas ganz anderes. Wir haben ein Mindestmaß an Respekt verdient. In der Summe war mir dieses respektlose Abwinken zu viel. Mir hat der Respekt im Paket gefehlt. Das möchte ich nicht, deswegen habe ich dieses Zeichen gesetzt", so Aytekin.

Der erfahrene Bundesliga-Schiedsrichter steht nicht alleine mit seiner Ansicht da. Sein Kollege Patrick Ittrich sprang ihm in den sozialen Medien sofort zur Seite. "Danke #denizaytekin", twitterte er. In einem zweiten Tweet ging er genauer darauf ein. "Ich weiß, jeder will für seinen Klub das Beste. Wir sind das schwächste Glied in der Kette & spüren das jedes Wochenende in der Kreisklasse - Bundesliga. Mehr Repekt!", schrieb Ittrich.

Der 42-Jährige sagte zudem"Wir reagieren auf Unsportlichkeiten. Das ist unsere Aufgabe & und die ist schwer - für alle Schiris in der Republik." Schwer ist sie vor allem, weil sie nicht eindeutig ist. Das Abwinken und andere Gesten gehören auf dem Fußballplatz zum Alltag.

Sind Zeitstrafen die Lösung?

Wie also sollten Schiedsrichter damit umgehen, wenn sie von Spielern für ihre Entscheidung kritisiert werden, wann soll diese Kritik sanktioniert werden? Der ehemalige Referee Hellmut Krug hat gegenüber der Deutschen Presse-Agentur einen Vorschlag geäußert: "Mit einer Zeitstrafe wäre allen gedient, damit könnte man das rigoros eingrenzen."

"Damit gibt man den Schiedsrichtern ein Tool an die Hand, mit dem sie einen Spieler und sein Team umgehend und spürbar sanktionieren können, ohne mit einer potenziellen Gelb-Roten Karte allzu großen Einfluss aufs Spiel auszuüben", erklärte Krug. "Das hat sich ja in vielen Sportarten bewährt."

Strafen für Schwalben haben sich bereits etabliert

Tatsächlich sind beispielsweise im Eishockey und Handball deutlich weniger abwertende Gesten der Spieler gegenüber den Schiedsrichtern zu erkennen. Auch Schwalben sind in diesen Sportarten verpönt, im Fußball aber oft genutztes Mittel. Eine solche bestrafte Aytekin beim Duell der Borussen am Samstag übrigens auch. Gladbachs Kouadio Koné sah die Gelbe Karte, nachdem er sich ohne gegnerische Berührung hatte fallenlassen.

Eine Sanktion, die in allen Lagern akzeptiert wird. Diesen Weg haben Strafen für abfällige Gesten offenbar noch vor sich. Denn Coach Rose hatte zwar Verständnis für den Dahoud-Platzverweis, andere BVB-Verantwortliche wie Hans-Joachim Watzke und Sebastian Kehl äußerten jedoch scharfe Kritik an Aytekins Entscheidung.

Erinnerungen an Pleas Platzverweis

Vielleicht lag es daran, dass Rose selbst bereits Erfahrung darin hat, einen Spieler wegen einer Abwink-Aktion zu verlieren. Am 1. Februar 2020 musste er als Trainer von Borussia Mönchengladbach mit ansehen, wie Alassane Plea beim Spiel bei RB Leipzig wegen Meckerns zunächst Gelb sah und in der gleichen Aktion wegen mehrmaligen Abwinkens sofort Gelb-Rot.

"Wir haben eine klare Linie zum Vorgehen gegen Unsportlichkeiten im Vorfeld der Rückrunde definiert und kommuniziert. Beiden Gelben Karten gegen Plea lagen klare Unsportlichkeiten zugrunde", teilte der DFB damals mit. Diese klare Linie gibt es tatsächlich aber bis heute nicht. Deniz Aytekin hat am Wochenende versucht, sie zu ziehen.