Fabian Gerber

Fußball | Regionalliga Rot-Weiß Erfurt stapelt weiter tief: "Wir sind kein Aufstiegskandidat"

Stand: 17.08.2023 13:55 Uhr

Mit sieben Punkten aus drei Spielen ist Rot-Weiß Erfurt vielversprechend in die neue Saison gestartet. Die Themen Meisterschaft und Aufstieg stehen aber weiter nicht zur Diskussion – trotz der turbulenten Aufholjagd gegen Chemie Leipzig.

In einem Punkt konnten wohl alle Erfurter Anhänger ihrem Trainer an diesem Abend zustimmen: "Es war ein Fußballfest", sagte Fabian Gerber nach dem spekakulären 4:2-Heimsieg gegen die BSG Chemie Leipzig. "Jeder Zuschauer kam auf seine Kosten. Es war ein unglaublich intensives Spiel."

Mergel schießt Rot-Weiß Erfurt zum Heimsieg gegen Chemie Leipzig

Gerber: "Die Jungs haben Herz und Leidenschaft gezeigt"

Knapp 7.300 Fans sahen im Steigerwaldstadion einen kurzweiligen und packenden Schlagabtausch. Das lag nicht zuletzt an einer starken ersten Halbzeit der BSG, die nach frühem Rückstand die Partie bis zur Pause auch dank Lucas Sureks technisch anspruchsvollem Volleytreffer drehte. "Wir haben in der ersten Halbzeit nicht wirklich stattgefunden", analysierte Gerber nach Spielende. "Wir haben zu wenig investiert, die Zweikämpfe nicht angenommen. Danach haben wir viel aggressiver gespielt, mutiger, griffiger und ekliger. Die Jungs haben Herz, Leidenschaft und Moral gezeigt. Deswegen haben wir das Spiel auch verdient gewonnen."

Robin Fabinski gegen Marcel Hilßner

Erfurts Robin Fabinski (l.) gegen Chemie Leipzigs Marcel Hilßner - bis zum Schluss sahen die Zuschauer im Steigerwaldstadion intensive Zweikämpfe.

Sein Gegenüber auf der Trainerbank konnte und wollte seiner Mannschaft trotz der zweiten Saisonniederlage keinen Vorwurf machen. "Ich bin nicht enttäuscht von meiner Mannschaft. Das war absolut geiler Fußball von uns in der ersten Halbzeit", erklärte BSG-Trainer Miroslav Jagatic. "Unser Plan ist perfekt aufgegangen. Erfurt hatte keine Mittel gegen uns. Wir konnten unser Spiel locker aufziehen."

"Das war absolut geiler Fußball"

Dass sich das Blatt nach Wiederanpfiff wendete, sah Jagatic auch in äußeren Einflüssen begründet. Denn nicht nur auf dem Platz wurde es mit zunehmender Spieldauer hitziger. Zwischenzeitlich deckten die RWE-Fans den Strafraum der BSG mit Tennisbällen ein. Hinzu kamen einige knifflige Schiedsrichterentscheidungen. "Ich muss mir schon fast auf die Zunge beißen", sagte Jagatic. "Es wurde sehr laut, jede Aktion wurde hinterfragt. Es kam Unruhe herein. Dann ist das Spiel gekippt. Das ärgert mich."

"Kampfsau" Mergel macht den Unterschied

Erfurts Artur Mergel, mit drei Toren Matchwinner, konnte den Unmut ein Stück weit nachvollziehen, schränkte aber auch ein: "Emotionen gehören zum Spiel dazu. Dass dann auch mal eine Fehlentscheidung gemacht wird, ist völlig menschlich." Ein Sonderlob für den Mann des Abends gab es für den 25-Jährigen auch vom Trainer. "Artur ist eine Kampfsau. Wie er sich in die Bälle reinschmeißt – Riesenrespekt. Er lässt sein Herz auf dem Platz", so Gerber.

"Für die zweite Halbzeit belohnt"

Meisterschaft kein Thema in Erfurt

Mit sieben Punkten aus drei Spielen ist sein Team vielversprechend in die neue Spielzeit gestartet. Übrigens genau wie in der vergangenen Saison, als Erfurt bis zum Ende um den Meistertitel mitspielte. Auch in diesem Jahr gehört RWE mindestens zum Kreis der erweiterten Favoriten auf den Staffelsieg. Von solch Szenarien will Gerber aber weiter nichts wissen.

Es gibt ganz andere Mannschaften, die ganz andere Möglichkeiten haben und zurecht als Austiegskandidaten genannt worden sind. Fabian Gerber | Trainer Rot-Weiß Erfurt

"Das wäre verrückt. Wir tun gut daran, von Spiel zu Spiel zu gucken", stapelte Gerber gewohnt tief. "Wir sind auf einem guten Weg, wollen eine tolle Saison spielen und viele ärgern. Aber es gibt ganz andere Mannschaften, die ganz andere Möglichkeiten haben und zurecht als Austiegskandidaten genannt worden sind. Da gehören wir einfach noch nicht dazu."

Chemie Leipzig "auf dem richtigen Weg"

Weiterhin die Großen ärgern, das will auch Chemie Leipzig. Zwar hätte der Saisonstart mit bisher drei Punkten etwas besser ausfallen können, dennoch sei man "auf dem richtigen Weg", meinte Keeper Benjamin Bellot. "Wir haben vielleicht einen Punkt zu wenig nach dem heutigen Spiel", trotzdem könne man weiter befreit aufspielen und auf die Leistung gegen Erfurt aufbauen. Jagatic fügte an: "Wir spielen weiterhin so mutigen Fußball mit Herz. In der Zukunft werden wir uns belohnen. Ich ziehe meinen Hut vor der Mannschaft."

"Wir sind auf dem richtigen Weg“

Schon am Samstag bietet sich den Grün-Weißen im Heimspiel gegen Rostock II (13 Uhr im Liveticker in der SpiO-App) die Möglichkeit, den zweiten Saisonsieg einzufahren. Erfurt trifft im Parallelspiel des 4. Spieltags übrigens auf den Berliner AK – wie schon in der vergangenen Saison. Damals kassierte RWE seine erste Niederlage. In diesem Jahr geht man als Favorit gegen den sich in einem Komplettumbruch befindenden BAK ins Spiel. Nicht nur Gerber wird erneut auf ein "Fußballfest" hoffen.

jsc