Torschütze Stefan Kutschke (Dresden) jubelt.

Fußball | 3. Liga Favoritenduell zum Auftakt: Dynamo Dresden empfängt Bielefeld

Stand: 05.08.2023 09:30 Uhr

Für Dynamo Dresden startet die neue Saison mit einem echten Gradmesser. Zum Auftakt der "Mission Aufstieg" (Sa., 16:15 Uhr im Audio-Livestream & Ticker in der SpiO-App und auf sport-im-osten.de sowie live im Ersten) geht es gleich gegen einen anderen Topkandidaten. Absteiger Arminia Bielefeld gastiert in der sächsischen Landeshauptstadt. Vor deren Leitwolf spricht der neue SGD-Kapitän in höchsten Tönen.

Von Raphael Crass

Die Tränen der Vorsaison sind längst getrocknet, nun nimmt Dynamo Dresden den nächsten Anlauf für den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Und dieses große Ziel formulieren die Schwarz-Gelben bewusst offensiv: "Wir haben ganz klar gesagt, wir wollen aufsteigen. Mehr gibt es dazu nicht sagen", erklärt Dynamo-Trainer Markus Anfang im Sport im Osten-Interview.

Anfang setzt auf Inhalte statt Ergebnisse

Dass es dabei Aufs und Abs geben wird, ist dem Coach klar, deshalb wolle er sich nun auch nicht nach jedem Spiel rechtfertigen müssen, sollte die Leistung mal nicht gepasst haben: "Wir können gerne über den Weg reden, wir brauchen nicht Woche für Woche über das Endziel reden", so der 49-Jährige.

"Wir wollen aufsteigen"

Statt nach den Ergebnissen will Anfang lieber auf die Inhalte schauen. So habe er das bereits im letzten Jahr gemacht und auch bei seinen Stationen davor. "Mich beschäftigt: In welcher körperlichen Verfassung ist die Mannschaft und was wollen wir auf dem Platz umsetzen? Weil ich weiß, wenn die Inhalte funktionieren und wir sie gut umsetzen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir auch erfolgreich Fußball spielen. Deshalb konzentriere ich mich nur auf die Inhalte", lautet sein Credo.

Kapitän Kutschke: "Alles dem Ziel unterordnen"

Sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld, der neugewählte Kapitän Stefan Kutschke, befürwortet die klare Zielstellung. Nun gehe es darum, wie dieser Weg bestritten wird und ob man aus den Fehlern der Vorsaison gelernt habe: "Ich finde es schön, ein Ziel zu haben, was ganz oben steht – und alle Sachen müssen diesem Ziel untergeordnet werden. Damit kann ich mich und die Mannschaft am besten identifizieren."

Dass ihn seine Teamkollegen zum Kapitän gewählt haben und er nun den Verein aus seiner Heimatstadt als erster auf den Platz führen darf, erfüllt ihn mit einem viel Stolz. "Das hat eine besondere Bedeutung", erklärt Kutschke, der aber auch weiß, dass er nun noch mehr im Fokus stehen wird: "Viele werden genauer hinschauen, du wirst noch kritischer beäugt. Und du wirst noch mehr an den Toren gemessen und nicht daran, was du ringsherum machst oder wofür du dich einsetzt." Einfluss auf ihn als Person habe die Binde aber nicht: "Der Mensch Stefan Kutschke bleibt der gleiche."

Dynamo-Kapitän Kutschke über die besondere Euphorie

Euphorie aus der Rückrunde mitnehmen

Auch wenn der Aufstieg in der Vorsaison knapp verpasst wurde, ist bei Dynamo Dresden etwas ganz Spezielles entstanden, beschreibt Kutschke. Diese aus dem neuen Mannschaftsgeist gewachsene Euphorie wolle man nun mit in die neue Spielzeit nehmen. Er spürt nach seiner x-ten Vorbereitung eine ganz besondere Vorfreude – wie eigentlich alle im Team. "Klar, man hat die Testspiele, aber wenn es dann um Punkte geht, volles Haus", dies sei schon sehr speziell, erklärt der inzwischen 34 Jahre alte Angreifer.

Auch bei Anfang ging der Blick nach der abgelaufenen Saison nicht lange zurück, er fokussierte sich auf das Neue, um den Nicht-Aufstieg zu verdrängen und zu verarbeiten: "Wenn du daran denkst, wird es dich immer wieder ein Stück aufwühlen. Deswegen tun wir gut daran, nach vorne zu schauen." Trotz des Ausgangs der letzten Saison sei viel Gutes passiert in der Rückrunde. "Wir haben gute Spiele gemacht, gute Ergebnisse erzielt und das Gemeinschaftliche mit den Fans wieder erzeugt." Dass diese Euphorie nicht einfach verpufft ist, zeigte sich erst vor kurzem beim Testspiel in Prag, als Dynamo von 5.000 Schlachtenbummlern begleitet wurde.

Dynamo-Start bei "null" trotz guter Vorbereitung

Kern der Mannschaft zusammengeblieben

Für das Erreichen der Ziele ist es auch von Vorteil, dass es keinen großen Umbruch gab wie nach dem Abstieg im Vorjahr. Man merke, dass die Mannschaft letztes Jahr größtenteils zusammengespielt hat. So konnten sich auch die Neuzugänge besser einfinden. "Trotzdem brauchen wir noch den ein oder anderen Neuen", wird der Trainer nicht müde, weitere Verstärkungen zu fordern. Vor allem ein schneller Innenverteidiger fehle dem Team, dazu ein weiterer Spieler auf der Sechs und vielleicht noch ein bei Standards gefährlicher Offensivspieler. Damit wolle er sein Team noch breiter aufstellen.

Die Vorbereitung sei im Allgemeinen gut verlaufen, das aber garantiere keinen erfolgreichen Saisonstart. Nach den Testspielen gebe es "eine Tendenz, aber keine Sicherheit, wie die ersten Spiele laufen. Jetzt starten wir wieder gefühlt bei null. Ich glaube, wir können viel Positives mitnehmen. Trotzdem gibt es immer wieder Themen, die man besser machen kann – auch wenn man gewinnt."

Kutschke lobt Klos in höchsten Tönen

Und der kommende Gegner? So richtig einzuschätzen ist Bielefeld nach dem Abstieg nicht. Aber wie in jedem Jahr gilt: die Zweitligaabsteiger gehören aufgrund ihrer (auch finanziellen) Voraussetzungen stets zum Favoritenkreis. "So werden die hier auch auftreten. Wir wissen, was auf uns zukommt", beschreibt es Anfang, auch wenn sich der DSC "erst noch formieren muss". Dass es gleich zu Beginn gegen einen so schweren Kontrahenten geht, ist für den Coach egal: "Wir müssen sowieso gegen alle spielen. Wir konzentrieren uns auf uns."

Für Kutschke sticht bei den Arminen besonders ein Mann heraus – sein Amtskollege Fabian Klos: "Ich ziehe meinen Hut vor Fabian Klos, der nicht gesagt hat, dass er mit dem Abstieg aufhört, obwohl bei ihm das Karriereende schon immer in der Schwebe war." Diese Mentalität, seine Fehler selbst wieder gerade biegen zu wollen, imponiert Kutschke: "Da hat er meine Hochachtung."