Jubel bei den Thüringer HC Frauen

Handball | EHF European League Die 13 als doppelte Glückszahl – Thüringer HC schreibt dank Reichert und Eckerle Geschichte

Stand: 05.05.2025 12:17 Uhr

Der Thüringer HC hat in der EHF European League Geschichte geschrieben. Den größten Anteil am historischen Triumph trugen die beste Werferin Johanna Reichert und die scheidende Torfrau Dinah Eckerle – jeweils mit der "Glückszahl" 13 im Bunde.

Als die Freudentränen bei Herbert Müller getrocknet waren, konnte der Trainer des Thüringer HC einordnen, was sein Team gerade geleistet hatte: "Wir haben Geschichte geschrieben", lachte der THC-Coach. Gerade hatten die Frauen aus Bad Langensalza in der European League das Finale gewonnen. Gegen den großen Favoriten Ikast Handbold aus Dänemark bejubelten die THC-Spielerinnen einen 34:32-Erfolg.

"Das hier ist historisch"

Müller: "Rennen wie die Kaninchen"

Ein Sieg, der Müller zu Tränen rührte. Der international erfahrene und national mit zehn Meistertiteln dekorierte Müller hatte nach Abpfiff feuchte Augen. Denn dieser Finalsieg war eine große Überraschung: "Am Ende des Tages ist Ikast das bessere Team. Ich habe meinen Mädels aber gesagt, in 60 Minuten ist alles möglich. Wir müssen rennen wie die Kaninchen", erklärte Müller später auf der Pressekonferenz: "Es ist großartig zu sehen, mit welchem Kampfgeist, mit welchen Emotionen mein Team heute gespielt hat."

Müller: "Ganz Großes geschaffen"

Rund 14 Stunden später, nach einer feuchtfröhlichen Party in Graz und einer langen Rückfahrt mit dem Bus "mit allen Liedern der Welt" (Müller) stahlte der etwas müde aber immer noch vor Energie sprühende Coach: "Wir haben etwas ganz Großes geschaffen", sagte der 62-Jährige am MDR-Mikrofon: "Das hat europaweit Schlagzeilen gemacht. Ich habe 163 Nachrichten erhalten. Dabei war auch der französische Nationaltrainer. Er hat geschrieben, dass wir für ihn sehr inspirierend waren. Das macht einen stolz."

"Ich weiß bis jetzt nicht, wie wir das geschafft haben"

Reichert und Eckerle: 13 Tore und 13 Paraden

Herausragende Akteurinnen des THC waren Torfrau Dinah Eckerle und Rückraumspielerin Johanna Reichert. Eckerle zog der Ikast-Offensive mit 13 Paraden den Zahn, Reichert traf 13 Mal und krönte sich mit 29 Toren am Final-Wochenende und insgesamt 123 Toren in der Europeam League zur Torschützenkönigin. Der verdiente Lohn war die Auszeichnung als beste Spielerin des Final Four. Auch wenn Reichert selbst bescheiden sagte: "Ich gebe wenig auf persönliche Trophäen. Das Team ist wichtiger."

Ikast-Trainer Sören Hansen wusste, warum sein Team verloren hat: "Unsere Abwehr und unsere Torhüterinnen haben keine gute Lösung gefunden." Beeindruckend in diesem Finale war, dass der THC nach zwischenzeitlichem 11:15-Rückstand (24.) noch einmal zurück kam und das Spiel nach der Pause drehte: "Wegen der zweiten Hälfte war es verdient", konnte Müller nach dem Spiel resümieren.

THC-Torfrau Dinah Eckerle: "Das schönste Szenario, das ich mir hätte träumen können"

Eckerle beendet Karriere

Torfrau Eckerle krönte mit dem ersten europäischen Triumph des Thüringer HC überhaupt zugleich ihre Karriere – und wird Abschied nehmen. Die 29-Jährige beendet nach 14 Profijahren – neun davon im THC-Trikot – ihre beeindruckende Laufbahn. Zum Höhepunkt, dem Finale von Graz, zeigte sie noch einmal spektakuläre Paraden und war für ihr Team ein herausragender Rückhalt. "Das ist das schönste Szenario, das ich mir hätte träumen können!", sagte Eckerle nach der Ankunft in Erfurt. "So habe ich es mir gewünscht, so ist es gekommen." Eckerle durfte als Lohn für ihre Klasse-Paraden den Pokal bei der Siegerehrung als Erste in die Höhe heben.

Herbert Müller, Trainer Thüringer HC mit dem Pokal

Der erfahrene THC-Coach Herbert Müller mit der Europapokaltrophäe.

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt

Auf den Pokalerfolg folgt für die THC-Frauen am Montag (5. Mai 2025) eine weitere Ehre. Das gesamte Team darf sich ins Goldene Buch der Stadt Bad Langensalza eintragen. Das kündigte der parteilose Bürgermeister Matthias Reinz an. Es ist erst das zweite Mal, das einem THC-Team diese Ehre zuteil wird. Erstmals geschah das 2011, als die Thüringerinnen das deutsche Double aus Meisterschaft und DHB-Pokal gewannen.

Thüringer HC bejubelt Europapokalsieg

Triumph auch in der Liga? THC wieder Außenseiter

Und auch in diesem Jahr ist ein Double drin. Die THC-Frauen sind noch im Meisterschaftsrennen. Im Playoff-Halbfinale müssen die Thüringerinnen allerdings gegen den überlegenen Hauptrundensieger Ludwigsburg ran. Gegen den amtierenden Meister verloren die THC-Frauen in der Liga in dieser Saison zweimal. Das THC-Team ist also der deutlicher Außenseiter – wie schon im Finale der European League gegen Ikast.

Dirk Hofmeister