Aufsichtsratsmitglied Knut Müller

Fußball | Regionalliga CFC-Aufsichtsratschef Müller in Erklärungsnot

Stand: 04.07.2023 10:39 Uhr

MDR-Recherchen belegen, dass die Versicherungen für den Verein und die CFC GmbH über die Ehefrau des Aufsichtsratschefs Knut Müller abgeschlossen worden sind. Der Aufsichtsrat war darüber nicht informiert.

Von Peer Vorderwülbecke

Aufsichtsratschef Knut Müller ist derzeit der mächtigste Mann beim Chemnitzer FC. Denn der Aufsichtsrat führt auch die Vereinsgeschäfte, weil der Vorstand Anfang Juni komplett zurückgetreten ist. Nun bringen Recherchen von "Sport im Osten" den Aufsichtsratschef in Bedrängnis. Seit 2020 hat Müllers Ehefrau als Maklerin Versicherungen an die CFC-Spielbetriebs-GmbH vermittelt. Seit 2021 auch an den Verein.

Wusste der Aufsichtsrat Bescheid oder nicht?

Diese geschäftliche Verbindung seiner Frau mit dem Chemnitzer FC hat Müller im Aufsichtsrat nicht kommuniziert. Dem MDR schreibt er dazu: "Eine gesonderte Information an die Mitglieder des Aufsichtsrates erfolgte nicht." Ein Aufsichtsratsmitglied bestätigt dem MDR, nichts von der Auftragsvergabe an Müllers Ehefrau gewusst zu haben. "Die Mitglieder des Vorstandes waren logischerweise in die Arbeit mit meiner Frau eingebunden", teilte Müller mit. Warum die Versicherungen ausgerechnet über die Makleragentur seiner Ehefrau abgeschlossen worden sind, konnte Müller auf MDR-Nachfrage nicht erklären.

Die Frage, ob Vergleichsangebote von anderen Maklern oder Versicherungsagenturen eingeholt worden sind, beantwortet Müller nur ausweichend. Seine Ehefrau hätte eine "Günstigerprüfung zwischen verschiedenen Versicherungsanbietern bzw. deren Angeboten" durchgeführt. Müllers Ehefrau ist aber keine freie und damit unabhängige Versicherungsmaklerin, vielmehr gehört ihre Agentur zum Deutschen Maklerforum, das wiederum zur Konzerngruppe TELIS FinancialServicesHolding AG gehört.

Keine Provisionen des Vereins an Müllers Frau

Müller teilte dem MDR lediglich mit, dass Michael Reichardt, der damalige Geschäftsführer der CFC-GmbH mit Hilfe von Müllers Ehefrau branchenunübliche Honorarzahlungen der bisherigen Versicherungsagentur vermieden hätte und durch "die Optimierung bestehender Versicherungsverträge erhebliche Kosten eingespart werden". Laut Müllers Aussagen habe der Verein und die GmbH Geld durch die Maklertätigkeit von Müllers Ehefrau eingespart. Möglicherweise hätte man über andere Makler oder Agenturen aber noch mehr Geld eingespart, als über Müllers Ehefrau. Provisionszahlungen des Vereins und/oder der Spielbetriebs GmbH an Müllers Frau hat es nicht gegeben, weil Maklerinnen Provision von den Versicherungskonzernen erhalten.

Kam Aufsichtsrat seiner Aufsichtspflicht nach?

Angesichts der aktuellen dramatischen finanziellen Schieflage des CFC sind Zweifel angebracht, ob der Aufsichtsrat seiner Aufsichtspflicht hinreichend nachgekommen ist. Vom Vorstand, der den Verein als Mehrheitsgesellschafter in der Gesellschafterversammlung vertritt, erhält der Aufsichtsrat laut der CFC-Satzung (§ 16 Punkt 7) mindestens vierteljährlich Berichte über die wirtschaftliche Lage der Chemnitzer FC Fußball GmbH. Nach MDR-Recherchen existierte in der GmbH bereits im Dezember 2022 ein Minus von ca. 320.000 Euro. Mitarbeiter des CFC wollen intern bereits auf die katastrophale wirtschaftliche Prognose zum Saisonende hingewiesen haben. Müller und der Aufsichtsrat reagierten offensichtlich nicht.

Dabei hätte der Aufsichtsrat eigentlich schon im Vorjahr Alarm schlagen müssen. Denn in der Saison 2021/22 hat der Verein einen Fehlbetrag von knapp 400.000 Euro erwirtschaftet und einen Liquiditätsabfluss von 1,4 Millionen Euro erlitten. Im schriftlichen Bericht des Aufsichtsratschefs zur Mitgliederversammlung im Dezember 2022 heißt es rückblickend: "Die Saison 2021/2022, gewissermaßen das Jahr 1 nach Beendigung der Insolvenz war […] ein gutes und erfolgreiches Jahr für den Chemnitzer FC."