
Giro d'Italia Primoz Roglic - entspannt zurück in die Erfolgsspur
Red Bull wieder in der Erfolgsspur: Primoz Roglic überzeugt beim Giro-Auftakt in Albanien mit starkem Zeitfahren und ist Bestplatzierter der Klassementfavoriten.
Primoz Roglic stellt beim Giro früh die Weichen für einen weiteren Grand-Tour-Triumph. Der Slowene eroberte mit dem Zeitfahren am Samstag plangemäß das Rosa Trikot. Er ließ es sich tags darauf gern abnehmen, liegt am ersten Ruhetag aber weiter vor allen relevanten Rivalen für das finale Klassement in Rom. "Ich bin glücklich, dass es so gelaufen ist und dass die guten Gefühle, die ich mit dem Giro verbinde, wieder da sind", sagte der Slowene.
Die "guten Gefühle" beziehen sich auf das Jahr 2023. Damals eroberte er ebenfalls nach einem Zeitfahren das Trikot in Rosa, allerdings erst am vorletzten Tag. Es bedeutete aber den Sieg in der Gesamtwertung, damals noch für das Team Jumbo - Visma. Jetzt war Roglic froh, die Verantwortung für das Führungstrikot schnell wieder losgeworden zu sein.
Rosa Trikot verloren und trotzdem glücklich
Sein Sportdirektor Rolf Aldag sieht das ähnlich. "Unser Ziel ist, das Rosa Trikot in Rom zu haben, am Ende des Giro. Das bestimmt unsere taktische Ausrichtung. Das Rosa Trikot gleich wieder abzugeben, ist deshalb überhaupt kein Problem", sagte er der Sportschau. Ein Problem für Aldag wäre es nur gewesen, wenn der Spanier Juan Ayuso, der nominelle Hauptrivale des Red Bull-Bora-hansgrohe-Kapitäns, zu weit vorn gewesen wäre.
Das ist nicht der Fall. Ayuso liegt weiter die 15 Sekunden zurück, die Roglic beim Zeitfahren der 2. Etappe in Tirana auf ihn herausholte. "Wir werden uns weiter auf unsere Hauptkonkurrenten fokussieren", so Aldag. Wer zwischendrin Rosa trägt, aktuell Ex-Weltmeister Mads Pedersen, ist den Verantwortlichen des deutschen Rennstalls ziemlich egal.
Hauptsache er ist nicht so weit weg wie der Kanadier Ben O’Connor bei der Spanienrundfahrt 2024. Der holte in einer Fluchtgruppe mehr als sechs Minuten Vorsprung heraus. Und Roglic, der auch da das Leadertrikot recht gern abgegeben hatte, musste den Rest der Rundfahrt ziemlich ackern, um den Rückstand wieder aufzuholen. Es gelang ihm - und war ihm eine Lehre. "Jetzt sollen es nicht mehr so viele Minuten sein", sagte er.
Roglic und die seltene Konstanz bei Rundfahrten
Mit dem frühen Rosa Trikot und der exzellenten Position im Klassement hat Red Bull-Bora-hansgrohe das recht erfolglose Frühjahr vergessen lassen. Nur Roglic sowie der bei Paris-Nizza auftrumpfende Florian Lipowitz ragten positiv heraus. Roglic gewann - gegen Giro-Rivalen Ayuso übrigens - die Katalonienrundfahrt.
Ihm ist damit das seltene Kunststück gelungen, acht Jahre lang in Folge bei mindestens einer World-Tour-Rundfahrt den Sieg davonzutragen. Nur Miguel Indurain war mit neun Saisons in Folge besser. Landsmann Pogacar steht derzeit bei sieben Erfolgsjahren hintereinander. Zumindest in Sachen Konstanz bei Rundfahrten hat der der ältere Roglic noch die Nase vorn.
Neue Reife des 35-Jährigen
Der 35-Jährige wirkt bei diesem Giro ziemlich entspannt. "Ich schere mich nicht mehr so sehr um Resultate. Ich bin zu alt, um mich mit solchen Details zu stressen", sagte er. Wichtiger sei ihm, gesund zu sein und zu funktionieren. In Rom, mit einer Abschlussrunde durch den Vatikanstaat, mutmaßlich auch vor den Augen des neuen Papstes, will er dann aber doch in Rosa sein. Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht. Er und sein neues Team haben sich besser aneinander gewöhnt. "Wir verstehen uns jetzt besser und Primoz ist besser ins Team integriert", konstatiert Aldag.
Ohne Pogacar - UAE Emirates muss sich umstellen
Ein zusätzlicher Faktor ist Neuzugang Jan Tratnik. Der ist nicht nur Kumpel und Landsmann von Roglic. Um beim Zeitfahren früh starten zu können, ließ er sich auf der ersten Etappe sogar zurückfallen. Das ermöglichte es Roglic, vor dem eigenen Zeitfahren noch im Begleitauto hinter Tratnik zu sitzen. "So konnte er ein Gefühl dafür kriegen, wie schnell die Kurven sind, wie schnell man im Kreisverkehr sein kann. Das war super wichtig", betonte Aldag. Details wie diese können sich zum Erfolg summieren.
Bei UAE Emirates hat man schon mitbekommen, dass es in diesem Jahr nicht so leicht werden wird wie im vergangenen, den Giro zu gewinnen. Vorjahressieger Pogacar ist schließlich nicht am Start. "Mit Tadej ist es einfach. Du machst einfach deinen Job, und meistens gewinnt er dann. Wenn er nicht da ist, müssen wir definitiv anders fahren", meinte Adam Yates, Co-Kapitän neben Ayuso. Das können Roglic und Red Bull-Bora-hansgrohe mindestens als indirektes Kompliment werten.