Nations League Kritik an FIFA - Polizei kontrolliert Fans

Stand: 15.06.2022 13:57 Uhr

Wegen eines FIFA-kritischen Plakats beim Nations-League-Spiel von Deutschland gegen Italien hat es einen Polizeieinsatz gegeben.

Rund 15 Personen, die kurz nach Anpfiff des Fußball-Klassikers in Mönchengladbach das Banner mit der Aufschrift "15.000 Tote für große Kulissen - FIFA und Co. ohne Gewissen!" gezeigt hatten, sollen direkt im Anschluss daran den Block und das Stadion hastig verlassen haben. "Es bestand dabei der Verdacht, gegen das Hausrecht verstoßen zu haben", sagte ein Sprecher der Polizei Mönchengladbach der Deutschen Presse-Agentur.

Demnach habe es nach der Protest-Aktion gegen die umstrittene WM Ende des Jahres in Katar eine Kommunikation zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Polizei gegeben. Polizeibeamte stießen wenig später auf die Personengruppe und setzten sie fest, um die Personalien aufzunehmen. "Das geschah ausdrücklich nicht zur Strafverfolgung. Das Zeigen des Plakats ist durch die freie Meinungsäußerung gedeckt", sagte der Polizeisprecher. Vielmehr sei es um "den Schutz der Rechte Dritter" gegangen.

Auch der DFB lieferte nun eine Erklärung für den Polizeieinsatz: Nach dem Zeigen des Banners habe sich eine Personengruppe sehr schnell aus dem Zuschauerbereich bewegt, sich aber weiter im Stadionumfeld aufgehalten, hieß es in einer Mitteilung am Mittwoch (15.06.2022): "Auf Grund dieses untypischen Verhaltens und aus Sorge um die Sicherheit der Veranstaltung informierte der DFB die Polizei."

DFB: "Keinerlei Gefahr"

Später habe sich herausgestellt, dass "von der Aktion aber keinerlei Gefahr" ausging. "Es ist uns ein Anliegen zu betonen, dass die Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist. Diese einzuschränken war und ist nicht im Interesse des DFB", hieß es vom Verband. Auch deshalb habe der DFB im Zuge des DFB-Pokalfinals "sowohl angemeldete DFB-kritische als auch FIFA WM-kritische Banner genehmigt".

Darüber hinaus erklärte der DFB: "Insbesondere die Frage um die Austragung und Vergabe der FIFA WM 2022 in Katar, die Bedingungen für Arbeiter*innen vor Ort, die eingeschränkte Presse- und Meinungsfreiheit und die Situation für die LSBTIQ+ Gemeinschaft bedarf eines kritischen Diskurses", war in der Stellungnahme zu lesen: "Hierzu trägt deutsche Fankultur in erheblichem Maße bei, was wir ausdrücklich begrüßen."

DFB verzichtet auf rechtliche Schritte

Der DFB habe aber nach einer weiteren Rücksprache darauf verzichtet, rechtliche Schritte einzulegen. Ob die Personen unrechtmäßig ins Stadion gelangt sind, ist unklar. Dass sie von der Polizei aufgegriffen und festgesetzt wurden, hatten in den Sozialen Medien für reichlich Kritik und Unverständnis gesorgt.